Genre: | Drama, Tragikomödie |
Regie: | Bettina Blümner |
Verkaufsstart: | 22.05.2014 |
Produktionsland: | Deutschland 2013 |
Laufzeit: | ca. 91 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Anzahl der Disc: | 1 |
Sprachen: | Deutsch (Dolby Digital 5.1 + 2.0) |
Untertitel: | Englisch |
Bildformat: | 16:9 (1.85:1) |
Extras: | Trailer |
Label: | Neue Visionen Medien / good!movies |
Webseite: | www.scherbenpark-film.de/ |
Film: Die 17jährige Sascha (Jasna Fritzi Bauer) hat im Leben wahrlich nicht das große Los gezogen. Ihre Mutter wurde von ihrem Steifvater Vadim E. brutal ermordet und seitdem muss sich das Mädchen um ihre jüngeren Geschwister kümmern, mit ihrem Hass und ihrer Trauer fertig werden und dann auch noch den tristen Alltag in der grauen Vorstadtsiedlung, die von den Jugendlichen nur Scherbenpark genannt wird, meistern. Doch Sascha hat sich davon nicht kaputt machen lassen. Sie ist zu einer starken jungen Frau geworden, die den dummen Sprüchen der hormongesteuerten Jungs aus der Siedlung Paroli bieten kann und die auch mal für ihren kleinen Bruder einsteht, wenn der von Älteren gemobbt wird. Doch als in der Zeitung ein Interview mit Vadim veröffentlicht wird, in dem der Mörder als geläuterter Sünder dargestellt wird, kann das Mädchen ihre Wut nicht länger im Zaum halten. Sie will den verantwortlichen Redakteur Volker Trebur (Ulrich Noethen) zur Rede stellen. Dem tut die Veröffentlichung des unsensiblen Artikels sichtlich leid und möchte seinen Fehler unbedingt wieder gut machen. Und ehe sie sich versieht, landet Sascha in einem neuen, gutbürgerlichen Leben an der Seite von Volker und seinem Sohn Felix (Max Hegewald), in einer für sie völlig unbekannten Welt, in der ihr ganz neue Seiten des Lebens eröffnet werden…
Mit ihrem Dokumentarfilm "Prinzessinnenbad" hat sich Filmemacherin Bettina Blümner als perfekte Kandidatin für die Spielfilmadaption von Alina Bronskys Romandebüt "Scherbenpark" bewiesen. Und tatsächlich schafft es Blümner perfekt, die Welt, in der die Hauptfigur Sascha aufwächst, fernab aller Klischees mit einer extrem guten Beobachtungsgabe auf die Leinwand zu transportieren. Dabei umgeht sie perfekt einen Fehler, den mit Sicherheit viele andere Filmemacher begangen hätten. Obwohl Saschas eigenes Leben von einer traumatischen Tragödie überschattet wird und sie Tag für Tag in der Wohnsiedlung mit gescheiterten Existenzen, zerplatzten Träumen und einer gewissen Hoffnungslosigkeit konfrontiert wird, suhlt sich der Film nicht in Tristesse und sozialer Betroffenheit. Stattdessen wechseln sich clevere Dialoge und akzentuierter Humor auf stimmige Weise mit Momenten intensiver Dramatik ab.
Das ergibt ein sehr einnehmendes und vor allem unterhaltsames Gesamtbild. Und damit schafft "Scherbenpark" ein Kunststück, das gerade im deutschen Film viel zu selten geschafft wird: der Film schafft den perfekten Spagat zwischen Unterhaltung und Anspruch, zwischen zum Nachdenken anregenden Momenten und leichtfüßigem Witz, zwischen einnehmendem Charme und bissiger Schärfe. Das ist freilich nicht nur der Romanvorlage und deren gelungenen Adaption durch Drehbuchautorin Katharina Kress zu verdanken, sondern ganz besonders auch Hauptdarstellerin Jasna Fritzi Bauer. Schon in "Ein Tick anders" oder "Barbara" hat die Jungschauspielerin bewiesen, dass sie zu den interessantesten und stärksten Nachwuchshoffnungen für das deutsche Kino gehört. Und diesen Eindruck untermauert Jasna Fritzi Bauer auch hier wieder mit einer sehr vielschichtigen Performance, gegen die selbst so gute Co-Stars wie Ulrich Noethen nur schwer ankommen.
Es ist schade, dass es Filme wie "Scherbenpark" so schwer haben, ein breites Publikum zu finden, zumal die Thematik eher ein bedrückendes Stück schweren Autorenkinos vermuten lässt. Doch das ist diese gelungene Romanverfilmung eben nicht. "Scherbenpark" ist Unterhaltungskino für Herz und Verstand, eine schöne Geschichte und ein gut beobachtetes Gesellschaftsporträt, das sich Freunde des anspruchsvolleren deutschen Films auf keinen Fall entgehen lassen sollten. Absolut sehenswert!
Bild + Ton: Die technische Umsetzung liegt durchweg auf gutem Niveau. Das Bild ist sauber, die Farbgebung wirkt sehr authentisch und die Bildschärfe ist in den meisten Momenten sehr hoch. Lediglich in dunkleren Momenten gibt es hier kleine Punktabzüge, da sich hier leichtes Bildrauschen bemerkbar macht. Der Ton liegt als Stereo-Mix und als Dolby Digital 5.1 Abmischung vor. Wie bei einem Film dieses Genres nicht unüblich, sind beide Tonspuren relativ unspektakulär, da die eher frontal abgemischten Dialoge tonangebend sind. Kleinere Umgebungsgeräusche kommen besonders beim Dolby Digital 5.1 Mix ordentlich zur Geltung. Gut!
Extras: Als Bonus gibt es leider nur Trailer.
Fazit: "Scherbenpark" ist Unterhaltungskino für Herz und Verstand, eine schöne Geschichte und ein gut beobachtetes Gesellschaftsporträt. Der Film wird von einer wunderbaren Hauptdarstellerin getragen, die sich souverän durch eine starke Inszenierung fernab gängiger Klischees bewegt. Die DVD des Films ist technisch gut umgesetzt, einzig das Fehlen von Bonusmaterial fällt etwas negativ ins Gewicht. Trotzdem reicht die Qualität des Films alleine aus, um hier eine klare Kaufempfehlung aussprechen zu können.
Ein Artikel von Sebastian Betzold