Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The Snowman |
Genre: | Thriller, Drama |
Regie: | Thomas Alfredson |
Kinostart: | 19.10.2017 |
Produktionsland: | USA/Norwegen 2017 |
Laufzeit: | ca. 119 Min |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/Schneemann.DE/ |
Das Verschwinden einiger junger Mütter in Oslo stellt die Polizei vor ein Rätsel. Hier ist der erstklassige Spürsinn von Harry Hole (Michael Fassbender) gefragt. Doch der ist schon lange körperlich wie seelisch ein Wrack und hat gerade erst wieder einen Totalabsturz hinter sich. Mit Hilfe der gerade aus Bergen nach Oslo versetzten Ermittlerin Katrine Bratt (Rebecca Ferguson) will Harry trotz des schweren Kampfs gegen seine eigenen Dämonen den Täter ausfindig machen. Schnell ist ein Verdächtiger gefunden, der Fall scheint gelöst. Doch Harry ahnt, dass dies nur eine falsche Fährte ist und dass hinter den Morden noch sehr viel mehr steckt – was er dabei nicht ahnt, ist, wie persönlich dieser Fall noch werden wird…
Mit dem Ermittler Harry Hole hat Autor Jo Nesbø einen echten Kultcharakter geschaffen. Er gehört mittlerweile zu Oslo so, wie Sherlock Holmes zu London gehört. Es gibt sogar Harry Hole Stadtführungen. Vor zwanzig Jahren erschien der erste Band, dem bis heute zehn weitere folgten. Nun schafft es Harry Hole mit "Schneemann", der Verfilmung des siebten Buches, endlich auch ins Kino. Doch leider müssen sich insbesondere Fans der Bücher auf eine Enttäuschung einstellen. Dabei stimmen eigentlich die Voraussetzungen: Mit Thomas Alfredson ("So finster die Nacht") wurde ein Regisseur engagiert, der es erstklassig versteht, atmosphärisch dichte Spannung zu inszenieren. Und auch wenn er nicht ganz den Vorstellungen der Leser entsprechen mag, ist auch Michael Fassbender im Prinzip eine gute Wahl für die Rolle des Harry Hole.
Leider wurde ein Großteil dieses tollen Potentials durch einige Fehlentscheidungen komplett verspielt. Keine Frage: Der Film sieht toll aus. Die norwegischen Landschaften wirken faszinierend und bedrohlich zugleich und sorgen für eine elektrisierende Spannung, die zumindest für Zuschauer, die das Buch nicht kennen, über weite Strecken aufrecht erhalten bleibt. Aber dann wird mehr und mehr klar, dass sich der Film mit vielen Nebensächlichkeiten aufhält, die keine wirkliche Bedeutung für die eigentliche Geschichte haben, dafür aber dann das Motiv des Täters kaum ausarbeitet.
So wirkt das Finale dann extrem platt und die Änderung zum Buch sorgt hier fast schon für einen unfreiwillig komischen Moment zwischen Harry Hole und dem Killer. Irgendwie wirkt es so, als würden wichtige Teile der Story fehlen und als habe man einfach verschiedene Szenen willkürlich zusammengeschnitten, in der Hoffnung, dass sich daraus irgendwie eine stimmige Auflösung einer anfangs noch gut ausgearbeiteten Story ergeben wird. Ähhhmm….nein!
"Schneemann" ist kein richtig schlechter Film, was am Ende wahrscheinlich weniger enttäuschend gewesen wäre, als diese halbgare Mischung aus packendem Thriller mit ein paar deftigen Schockmomenten und seichtem Krimi, der jede Subtilität vermissen lässt. Keine Frage, Harry Hole ist ein großer Held der modernen Krimiliteratur. Im Kino dagegen gibt er einen sehr schwachen Einstand, der nicht unbedingt nach einer Wiederholung schreit. Auf der anderen Seite … es kann eigentlich nur besser werden. Daher gibt es nur ein: Bedingt sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold