Shaun das Schaf – Der Film

Das Leben auf dem Bauernhof ist ja eigentlich sehr entspannt und idyllisch. Doch irgendwann ist die tägliche Routine für Shaun das Schaf einfach zu langweilig. Er will mal Urlaub vom Alltag machen und einfach nur Spaß haben. Er hat dafür auch schon den perfekten Plan – doch der geht gehörig schief. Und so wird Bauer ungewollt in die Großstadt transportiert, wo er mit Gedächtnisverlust im Krankenhaus landet und die Schweine nehmen derweil sein Häuschen in Beschlag. Das hat Shaun nun wirklich nicht gewollt. Nun bleibt ihm nur noch eins übrig: er muss selbst in die Stadt und den Bauern retten. Obwohl er das eigentlich alleine schaffen will, schließt sich seine treue Herde ihm an. Gemeinsam mit Hund Blitzer machen die Schafe die Großstadt unsicher und müssen allerhand turbulente Abenteuer überstehen, um ihren Bauern zurück zu bekommen… 

Vor zwanzig Jahren tauchte das liebenswerte Knet-Schaf Shaun das erste Mal in dem "Wallace & Gromit"-Kurzfilm "Unter Schafen" auf und eroberte sofort die Herzen der Zuschauer. Bald schon gab es Shaun-Figuren, Shaun-Rucksäcke und zahlreiches weiteres Merchandising. Das Schaf wurde derart populär, dass ihm die "Wallace & Gromit"-Macher ab 2007 zum Held einer eigenen TV-Serie machten. Inzwischen gibt es 130 jeweils siebenminütige Episoden, die nicht nur bei Kindern absoluter Kult sind. Rechtzeitig zum zwanzigsten Geburtstag dürfen Shaun und seine Freunde jetzt auch ein großes Kinoabenteuer erleben. Doch lässt sich das Konzept, das in den wenige Minuten langen Clips seit Jahren gut funktioniert, auch erfolgreich auf Spielfilmlänge ausdehnen?  Oder stellt sich bei dieser Überdosis selbst bei treuesten Fans irgendwann so etwas wie Langeweile ein?

Die Antwort darauf ist ganz einfach: "Shaun das Schaf – Der Film" ist von der ersten bis zur letzten Minute einfach wunderbar. Die Regisseure Richard Starzak und Mark Burton haben mit ihrem Team von 17 Animatoren und 21 Modelmakern einen zauberhaften Film für die ganze Familie geschaffen. Gespickt mit unzähligen kleinen und großen Gags verbreitet der liebevoll inszenierte Film einfach gute Laune pur. Es macht einfach Spaß, sich in der turbulenten Geschichte zu verlieren und die vielen kleinen Details, die von den Machern mal offensichtlich, mal eher versteckt eingebaut wurden, zu entdecken. Hier wird in jeder Sekunde deutlich, mit wie viele Leidenschaft, Herzblut und Liebe gearbeitet wurde.

Überraschend positiv wirkt sich dabei die Entscheidung der Macher aus, im Film ebenso wie in der Serie vollständig auf Dialoge zu verzichten. Die wunderbar animierten Gesichtsausdrücke der Figuren und kleine Gesten reichen völlig aus, um dem Zuschauer das zu vermitteln, was Dialoge so nicht besser hätten sagen können. Selbst die Menschen dürfen nur unverständliches Gemurmel von sich geben, wobei aber selbst hier verschiedene Dialekte erkennbar sind. Dieser wirklich köstliche Effekt wäre mit Sicherheit auch durch richtige Dialoge zerstört worden. Auch hier zeigt sich: manchmal liegt in der Einfachheit die wahre Kraft.

"Shaun das Schaf – Der Film" ist kindlich, aber nicht kindisch, steckt voller Slapstick, ohne albern zu sein und ist temporeich, ohne in zu übertriebener Action-Hektik seinen Charme einzubüßen. Es ist ein Film voller Herz und Wärme, der dabei niemals kitschig ist. So wunderbar menschlich waren Knetfiguren wahrscheinlich noch nie. Wer die TV-Serie oder auch die "Wallace & Gromit"-Kurzfilme mochte, der wird diesen schaftastischen Film lieben. Ein zeitlos schöner Spaß für jedes Alter, der nur ein Fazit zulässt: Määäääääääh (Übersetzung: Absolut sehenswert!)

Ein Artikel von Sebastian Betzold