Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Sin City: A Dame To Kill For |
Genre: | Thriller, Action |
Regie: | Robert Rodriguez, Frank Miller |
Kinostart: | 18.09.2014 |
Produktionsland: | USA 2014 |
Laufzeit: | ca. 102 Min. |
FSK: | ab 18 Jahren |
Webseite: | www.sincityadametokillfor.de |
Die Straßen von Sin City färben sich wieder Blutrot, wenn Robert Rodriguez sein Allstar-Ensemble durch drei düstere Geschichten aus der Feder von Frank Miller schickt. Da ist der junge Spieler Johnny (Joseph Gordon-Levitt), der seine Glückssträhne ein wenig überstrapaziert, als er ausgerechnet den skrupellosen Senator Roark (Powers Boothe) abzockt. Dass Roark kein guter Verlierer ist, muss Johnny sehr schnell und schmerzhaft erkennen. Doch er hat noch ein Ass im Ärmel. Jedem Ärger aus dem Weg gehen will dagegen Dwight (Josh Brolin). Doch als ihn seine Ex-Freundin, die verführerische Ava (Eva Green) um Hilfe bittet, da sie von ihrem Ehemann Damien (Marton Csokas) angeblich brutal misshandelt wird, kann Dwight entgegen jeden besseren Wissen ihren Verführungskünsten nicht widerstehen. Er beschließt, ihr zu helfen. Doch ihr brutaler Leibwächter Manute (Dennis Haysbert) will das um jeden Preis verhindern. Zur gleichen Zeit will Marv (Mickey Rourke) herausfinden, was es mit den toten Jugendlichen auf sich hat, neben denen er aufgewacht ist. Das letzte, woran er sich erinnern kann, ist, dass er Stripperin Nancy (Jessica Alba) beim Tanzen zugesehen hat. Was ist danach passiert? Und was führt Nancy, die Hartigans (Bruce Willis) Tot nicht verkraftet hat, im Schilde?
Neun Jahre hat es gedauert, bis Robert Rodriguez die von Fans heiß ersehnte Fortsetzung von "Sin City" in die Kinos gebracht hat. Neun Jahre, in denen sich die Kinolandschaft auch ein wenig verändert hat. Was die Verfilmung der Graphic Novel von Frank Miller seinerzeit so besonders gemacht hat, ist fast ein Jahrzehnt später einfach nicht mehr besonders revolutionär. Figuren wie Marv, die durchaus das Zeug zu Kultcharakteren gehabt hätten, sind nach der langen Zeit nur noch hartgesottenen Fans ein Begriff. Und einige Darsteller des ersten Teils mussten ausgetauscht werden, da sie entweder verstorben (Michael Clarke Duncan) oder aus anderen Gründen nicht mehr verfügbar waren (Devon Aoki, Clive Owen). Eigentlich alles keine Gründe, die dafür sprechen, dass "Sin City: A Dame To Kill For" noch sehenswert wäre.
Doch auch wenn der Film etliche Jahre zu spät kommt, so ist er doch losgelöst davon betrachtet als Fortsetzung absolut gelungen. Er bleibt dem Konzept des ersten Films sowohl stilistisch, als auch dramaturgisch konsequent treu. Wie schon beim ersten Film wurde die erstklassige Schauspielergarde fast ausschließlich vor einer Green Screen gefilmt. Sets oder Requisiten gab es kaum, fast Alles, was im Film zu sehen ist, wurde später mit Hilfe von CGI eingefügt. Es entsteht ein Look, der weniger den Gesetzen eines Kinofilms, sondern vielmehr denen einer Graphic Novel unterliegt. Das ist zwar immer noch mitunter etwas gewöhnungsbedürftig, doch hat man sich als Zuschauer erst einmal darauf eingelassen, wird man sofort wieder in die düstere Welt von Sin City hineingezogen. Das grandiose Spiel mit Licht und Schatten, der gezielte Einsatz von sehr wenigen Farben und eine Optik, die insgesamt nur als faszinierend bezeichnet werden kann, funktioniert eben auch im zweiten Anlauf richtig gut – auch wenn der "Wow"-Effekt des ersten Teils fehlt.
Auch der episodenhafte Aufbau des Films ähnelt stark dem eines Comic-Buchs, wobei die drei einzelne Geschichten nur lose zusammen hängen. Das Ganze ist düster, brutal, sexy und in jeder Hinsicht politisch unkorrekt. Man spürt deutlich den Einfluss, denn die Kriminalgeschichten von Raymond Chandler und Konsorten und das Genre des Film Noir auf den im ländlichen Vermont aufgewachsene Frank Miller gehabt haben. Besonders die Figur der von Eva Green gespielten Ava ist geradezu ein Musterbeispiel für die klassische Femme Fatale, wobei sich Green als perfekte Besetzung herausstellt. Das liegt nicht (nur) daran, dass sie sich nicht davor scheut, bei fast jeder sich bietenden Gelegenheit textilfrei durchs Bild zu laufen. Vielmehr ist es die Mischung aus lasziver Verführungskunst und bitterböser Kälte, die Green durch nur geringfügige Änderungen in ihrer Mimik ausstrahlen kann.
Ohnehin zählt der Handlungsstrang um Dwight, der verzweifelt versucht, sich nicht in Avas Netz aus Verführung und Manipulation hineinziehen zu lassen, zu den stärksten Momenten des Films. Aber auch der Strang um den jungen Spieler Johnny ist richtig gut, was nicht unbedingt an der Geschichte, sondern vor allem an den starken Darstellern liegt. Joseph Gordon-Levitt ist schon sehr gut, aber Powers Boothe ist als skrupelloser Senator einfach nur der Hammer. Boothe verfügt über eine derart gewaltige Ausstrahlung, dass man sich nach diesem Film zu Recht fragt, warum man den Schauspieler nicht viel öfters in großen Filmen zu sehen bekommt.
Die Geschichte um Nancy, die endlich Rache für Hartigans Tot will, ist zwar hübsch anzusehen, ist im Vergleich zu den beiden anderen Episoden die deutlich schwächste. Insgesamt aber lässt sich über "Sin City: A Dame To Kill For" nicht wirklich viel Negatives sagen. Gut, der Stil ist nicht mehr neu, der erste Teil ist zu lange her und ein paar kleine Längen gibt es durchaus. Doch unterm Strich bietet der Film perfekte Noir-Unterhaltung: blutig, dreckig, sexy und cool. Und dafür gibt es einen verführerischen Blick von Eva Green und ein klares: Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold