Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Sleepless |
Genre: | Thriller |
Regie: | Baran Bo Odar |
Kinostart: | 09.03.2017 |
Produktionsland: | USA 2017 |
Laufzeit: | ca. 95 Min |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.sleepless-derfilm.de |
Um auf den harten Straßen von Las Vegas überleben zu können, nehmen es die beiden Cops Vincent (Jamie Foxx) und Sean (Tip "T.I." Harris) selbst nicht immer so ganz genau mit dem Gesetz. Als sie bei einer ihrer illegalen Touren eine unerwartet große Lieferung an Kokain erbeuten, währt die Freude über den millionenschweren Fund nur kurz. Denn der Stoff gehört dem mächtigen Casino-Boss Stan Rubino (Dermot Mulroney). Der will nun das Kokain um jeden Preis wiederhaben, da er selbst sonst Ärger mit dem Auftraggeber des skrupellosen Drogenbarons Novak (Scoot McNairy) bekommen würde. Um das zu verhindern, ist ihm jedes Mittel recht – auch die Entführung von Vincents Sohn Thomas (Octavius J. Johnson). Nun muss Vincent versuchen, die heiße Ware an Rubino zurückzugeben, ohne dass seine Kollegin Jennifer Bryant (Michelle Monaghan) davon Wind bekommt. Denn sollte ihm die misstrauische Polizistin in die Quere kommen, könnte das für Thomas lebensgefährlich werden…
Für seine Filme "Das letzte Schweigen" und besonders "Who am I" wurde Regisseur Baran Bo Odar nicht nur in Deutschland gefeiert. Auch in Hollywood hat sich so manche Tür geöffnet, so dass er nun mit "Sleepless" seine erste US-Produktion abliefern konnte. Das Problem ist nur, dass Baran Bo Odar bislang bei all seinen Filmen auch am Drehbuch mitgeschrieben hat. Das war hier nicht der Fall. Schlimmer noch: Für sein Hollywood-Debüt musste er sich mit dem Remake eines durchschnittlichen französischen Thrillers begnügen. Das Ergebnis macht deutlich, dass Baran Bo Odar ein routinierter Filmemacher ist, der aber nur dann wirklich glänzen kann, wenn er kreative Freiheiten genießt. Das war hier nicht der Fall.
Keine Frage: "Sleepless" ist ein solider Thriller. Der Film sieht gut aus, die Darsteller sind – soweit es das Drehbuch zulässt – durchweg überzeugend und die Action ist ordentlich inszeniert. Doch gerade wenn man an die Finesse denkt, mit der ein atmosphärisch dichter Thriller wie "Das letzte Schweigen" inszeniert wurde, ist es einfach schade, wie wenig davon hier zu spüren ist. Wenige Tage vor dem deutschen Kinostart wurde der Trailer zu "Dark", der ersten deutschen NETFLIX-Serie von Baran Bo Odar veröffentlicht. Und die wenigen Sekunden dieses Teasers strahlten mehr Atmosphäre, Spannung und Originalität aus, als die gesamten 95 Minuten dieses Routine-Thrillers. Dabei wäre es wirklich spannend zu sehen, was ein kreativer Geist wie Odar mit den Mitteln Hollywoods zustande bringen könnte, wenn man ihn ließe. Aber wer weiß – was nicht ist, kommt ja vielleicht noch.
In den 80ern hätte man "Sleepless" als gute Videothekenware bezeichnet. Das klingt jetzt vielleicht etwas abfällig, ist aber eigentlich relativ positiv gemeint. Denn seinem Zielpublikum bietet der Film trotz einiger Logiklöcher und abgestandener Klischees durchaus kurzweilige Unterhaltung. Ja, der Film mag das Rad nicht neu erfinden und nur in allzu bekannten Gewässern fischen. Dass er langweilig wäre, kann man ihm aber nun wirklich nicht vorwerfen. Trotzdem ist es schade, dass Baran Bo Odar mit einem guten Schauspieler wie Jamie Foxx, einer atmosphärischen Location wie Las Vegas und einer im Kern durchaus spannenden Story nur sehr wenig von dem zeigen kann, was seine bisherigen Regiearbeiten so besonders gemacht hat. Daher gibt es unterm Strich auch nur ein: mit Einschränkungen sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold