Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Komödie, Tragikomödie |
Regie: | Philipp Kadelbach |
Kinostart: | 22.11.2018 |
Produktionsland: | Deutschland 2018 |
Laufzeit: | ca. 100 Min |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.universumfilm.de |
Es hätte ein Leben voller Erfolg und Reichtum werden können. Vor 30 Jahren stand Rainer (Jan Josef Liefers) mit seiner Band „Bochums Steine“ ganz kurz vor dem Durchbruch. Den hat Rainer sich und seinen Bandkollegen seinerzeit mit einem Ausraster während eines wichtigen Konzerts gründlich verbockt. Seitdem dümpelt Rainers Leben so vor sich hin und er bekommt weder beruflich noch privat wirklich etwas gebacken. Als ihm seine Ärztin eröffnet, dass er nicht mehr lange zu leben hat, ist für Rainer klar, dass er die Zeit, die ihm noch bleibt, so gut wie möglich nutzen möchte. Einerseits, um seinem Sohn noch ein besserer Vater zu sein. Andererseits aber auch, um wieder mit seinen ehemaligen Bandkollegen Bulle (Armin Rohde), Konni (Matthias Bundschuh), Thomas (Richy Müller) und besonders Ole (Jürgen Vogel) ins Reine zu kommen. Ob dafür die Zeit reicht, ist aber mehr als fraglich…
"So viel Zeit" erzählt eine nette Geschichte – auch wenn die nicht sonderlich originell sein mag. Mit nicht gerade subtilen, dafür aber stellenweise herrlich bissigen Humor folgt die Komödie einem Mann, der versucht, im Angesicht des Todes den größten Fehler seines Lebens wieder gut zu machen. Jan Josef Liefers ist als gescheiterter Musiker und Loser-Vater sehr gut besetzt. Gleiches gilt auch für seine ehemaligen Bandkollegen. Zugegeben, sie alle sind Stereotypen. Doch das gut ausgewählte Ensemble lässt einen leicht über solche Kritikpunkte hinwegsehen. Besonders Armin Rohde ist als alleinerziehender Witwer einfach großartig.
Regisseur Philipp Kadelbach erzählt die Geschichte mit sehr viel Humor und vermeidet es über weite Strecken auch, zu sehr ins Kitschige abzudriften, was angesichts der Ausgangssituation schon als kleines Kunststück bezeichnet werden darf. Zum Ende hin gerät das Ganze dann aber doch zu vorhersehbar und das Finale ist mit seinem krampfhaften Feelgood-Bemühen leider so gar nicht gelungen. Immerhin: bis es dazu kommt, bietet "So viel Zeit" kurzweilige, nette Unterhaltung. Ob man diese unbedingt im Kino sehen muss, das sei dahingestellt.
Wer eine gut besetzte Tragikomödie sehen möchte, die zeigt, dass es niemals zu spät für eine zweite Chance ist, der ist hier gut aufgehoben. Wer aber auf Tiefgang und dramaturgische Überraschungen hofft, der wird spätestens im letzten Akt bitter enttäuscht. Alles in allem aber trotzdem ganz klar ein: Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold