Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Solo: A Star Wars Story |
Genre: | Abenteuer, Fantasy, Sci-Fi, Action |
Regie: | Ron Howard |
Kinostart: | 24.05.2018 |
Produktionsland: | USA 2018 |
Laufzeit: | ca. 135 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/StarWars.de |
Überleben auf dem düsteren Planeten Corellia kann nur, wer stiehlt und betrügt. Der junge Han (Alden Ehrenreich) ist darin besonders gut. Er hat allerdings auch ein Ziel: er will sich und seine Freundin Qi'ra (Emilia Clarke) von diesem Planeten in eine bessere Zukunft bringen. Beinahe gelingt ihnen das auch, doch dann werden sie getrennt. Han schafft es, Corellia zu verlassen, hat aber fortan nur ein Ziel: Er will ein Schiff kaufen, um zurückzukehren und Qi'ra zu holen. Dazu schließt er sich einer Truppe von Schmugglern um Tobias Beckett (Woody Harrelson) an, die einen großen Coup verfolgen, der genügend Geld einbringen würde, um damit ein Schiff kaufen zu können. Doch als der Plan misslingt, beginnt für Han eine abenteuerliche Reise durch die Galaxie, die ihm neue Verbündete, aber auch ungeahnte Überraschungen und Gefahren bringt…
Wer meine Kinokritiken kennt, der wird es vielleicht schon wissen: Ich bin ein großer "Star Wars"-Fan. Ja, auch ich war ein wenig enttäuscht von einigen Aspekten von "Der letzte Jedi" und ich gehöre auch zu denen, für die ganz klar ist: es gibt keinen Ersatz für Harrison Ford. Trotzdem habe ich mich auf "Solo: A Star Wars Story" gefreut und war auch Alden Ehrenreich gegenüber von Anfang an aufgeschlossen. Sicherlich, er würde nie dem alten Han, den wir in Episode IV kennen und lieben gelernt haben, das Wasser reichen können. Aber wer weiß – vielleicht ist er ja doch für eine Überraschung gut. Dass die Produktion von etlichen Komplikationen heimgesucht worden ist, ist ja weithin bekannt. Dass die beiden Regisseure Phil Lord und Christopher Miller kurz vor dem Abschluss der Dreharbeiten durch Ron Howard ersetzt worden sind, der dann den Film in großen Teilen neu gedreht hat, ist an sich kein besonders gutes Zeichen. Dennoch habe ich es bewusst vermieden, mich der Masse der Fans anzuschließen, die damit den Film abgeschrieben und schon im Vorfeld verrissen haben.
Was soll ich sagen – meine Hoffnung auf ein unterhaltsames Kinoabenteuer sind voll und ganz erfüllt worden. Ja, der Film geht auf Nummer sicher und ist von vorne bis hinten fan-Service. Das ist vielleicht nicht besonders kreativ, zaubert einem als Fan aber doch immer wieder ein breites Grinsen aufs Gesicht. Und den Machern ist es gelungen, einige besondere Stationen – wie etwa das erste Treffen zwischen Han und Chewie – auch wirklich besonders umzusetzen. Gut, vielleicht werden Hans legendäre Würfel ein paar Mal zu oft ohne jede Form von Subtilität ins Bild gehängt. Und vielleicht ist auch die Art, wie er zu seinem "Nachnamen" Solo kommt, etwas arg konstruiert. Doch insgesamt fahren Ron Howard und die Drehbuchautoren (und auch die in Ungnade gefallenen Regisseure, von deren Arbeit ja auch noch ein bisschen was zu sehen ist) mit der Art und Weise, den Fans zu geben, was sie (angeblich) wollen, sehr gut.
Allerdings hat der Film auch seine Schwachpunkte. Einer davon ist L3-37, eine (vor)laute Roboterdame, die nach Gleichberechtigung und Freiheit für die Roboter brüllt. Hier wird ebenso wie zum Ende hin zu aufdringlich die Keule der Politischen Korrektheit geschwungen, was – wie schon bei dem Thema Tierschutz in "Der letzte Jedi" – einfach zu aufgesetzt und zu aufdringlich wirkt. Dazu kommt noch, dass L3-37, anders als C3-PO oder K-2SO aus "Rogue One", ganz schnell an den Nerven der Zuschauer zerrt, wodurch eine eigentlich emotionale Szene regelrecht erleichternd und fast schon unfreiwillig komisch wirkt.
Womit der Film dagegen wirklich punkten kann, ist seine Optik. Er ist ganz klar ein "Star Wars"-Film, hat aber dennoch auch seinen eigenen visuellen Charakter. Die Effekte sind erstklassig, wobei es sehr schön ist, dass auch hier neben viel CGI auch zahlreiche praktische Effekte zum Einsatz kommen. Es gibt ein paar Szenen, die möchte man als Fan sofort einfrieren und sich als Poster an die Wand hängen.
Nun noch ein paar Worte zu den Darstellern. Es dauert ein wenig, doch irgendwann kann Alden Ehrenreich als junger Han Solo durchaus überzeugen. Er versucht ganz offensichtlich, die Mimik und Manierismen von Harrison Ford zu übernehmen, was ihm in einigen Momenten auch sehr gut gelingt. Donald Glover ist als Lando Calrissian die Idealbesetzung. Da gibt es wirklich nichts auszusetzen. Und auch der Finne Joonas Suotamo kann als neuer Chewbacca auf ganzer Linie überzeugen. Die neuen Charaktere werden von Emilia Clarke ("Game of Thrones"), Paul Bettany und Woody Harrelson verkörpert, wobei Clarke den positivsten Eindruck hinterlässt. Woody Harrelson ist als zwielichtiger Mentor von Han zwar auch gut, aber er ist eben typisch Woody Harrelson.
"Solo: A Star Wars Story" ist ein großer Spaß. Ja, der Film wäre nicht unbedingt nötig gewesen, aber er wird dem beliebten Charakter des Star Wars Universums durchaus gerecht. Viel Action, tolle Effekte, ein wenig Humor und eine Prise Romantik – ganz so, wie man es von einem großen Weltraumabenteuer erwarten darf. Und ein paar kleine Überraschungen für Fans gibt es dann auch noch. Da sind die wenigen Schwächen kein Grund, sich nicht sofort eine Kinokarte zu kaufen und erneut in eine weit, weit entfernte Galaxis vor langer Zeit einzutauchen! Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold