Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Southpaw |
Genre: | Drama |
Regie: | Antoine Fuqua |
Kinostart: | 20.08.2015 |
Produktionsland: | USA 2015 |
Laufzeit: | ca. 125 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.southpaw.de |
Billy Hope (Jake Gyllenhaal) hat sich im wahrsten Sinne des Wortes von der Straße an die Spitze geboxt. Früher hat es das Leben nie gut mit ihm gemeint. Doch mit seiner Frau Maureen (Rachel McAdams) an seiner Seite hat er es geschafft, bis zum Weltmeister im Halbschwergewicht emporzusteigen. Es war ein harter weg, der Billy nicht nur körperlich schwer zugesetzt hat. Jetzt hat er viel Geld und eine glückliche kleine Familie. Für Maureen der perfekte Zeitpunkt, um ihren Billy dazu zu bewegen, die Boxhandschuhe an den Nagel zu hängen. Schließlich will sie sich nicht ständig Sorgen um ihn machen und möchte auch nicht, dass ihre kleine Tochter Leila (Oona Laurence) mit ansehen muss, wie ihr Vater von seinen Gegnern übel zugerichtet wird. Die Weichen für eine glückliche, ruhige Zukunft sind gestellt: Doch dann bringt ein tragischer Zwischenfall alles zerstört und Billy wieder zu Boden wirft. Und dieses Mal muss er seinen bislang schwersten Gegner bekämpfen, wenn er es wieder nach Oben schaffen will: sich selbst…
Nach dem großen Erfolg des Action-Thrillers "The Equalizer" versucht sich Regisseur Antoine Fuqua mit "Southpaw" wieder einmal an einem dramatischen Stoff. Dabei ist Subtilität nicht gerade die Stärke seiner Inszenierung. Die Dramaturgie ist angefüllt von allen denkbaren Klischees von Sportler- und insbesondere Boxer-Filmen und die Charaktere wie der geldgierige Manager oder der eiskalte Rivale sind recht eindimensional gezeichnet. Auch das an sich sehr intensive Spiel von Jake Gyllenhaal ist stellenweise etwas zu übertrieben, um noch authentisch zu wirken. Auf der anderen Seite sind die Boxerszenen großartig umgesetzt und wirken auf fast schon schmerzhafte Art real. Und die Geschichte, so formelhaft sie auch gezeichnet ist, ist gerade in der zweiten Hälfte absolut mitreißend und packend umgesetzt.
Das liegt nicht nur an der visuellen Umsetzung, sondern auch an dem großartigen Zusammenspiel von Jake Gyllenhaal und einem wirklich wunderbaren Forest Whitaker. Die Beiden schaffen es perfekt, die vorhersehbare Dramaturgie aufregend zu gestalten und die mitunter sehr flachen Dialoge mit einer gewissen Bedeutsamkeit zu erfüllen. Auch wenn man die Geschichte, die hier erzählt wird, in sehr ähnlicher Form schon mehrfach erzählt bekommen hat, schaffen es die Darsteller und Fuquas atmosphärische Inszenierung, die sehr konventionelle Dramaturgie mitreißend und spannend werden zu lassen. Und selbst das Finale, das nun wirklich jedem erdenkbaren Klischee entspricht, ist trotzdem extrem bewegend. So etwas zu schaffen ist schon eine kleine Meisterleistung und zeugt vom großen Talent des Regisseurs und seiner Schauspieler.
Dabei muss auch der körperlichen Verwandlung, die Jake Gyllenhaal für diesen Film vollzogen hat, Tribut gezollt werden. Er sieht tatsächlich aus wie ein Boxer, der sich aus der Gosse nach oben gekämpft hat. Muskelbepackt und mit einem gewissen Mut zur Hässlichkeit verpasst er seiner Figur so die Glaubwürdigkeit, die durch sein mitunter etwas zu heftigem "Over-Acting" unterlaufen wird. Ein guter Ausgleich, von dem der Film ebenfalls profitieren kann. Lob gebührt auch Rachel McAdams, die in der kurzen Zeit, die sie in dem Film zu sehen ist, eine wirklich interessante und starke Figur entwickeln kann. Wirkt Maureen zu Beginn wie das typische hübsche Beiwerk an der Seite des Helden, wird bald klar, dass sie diejenige ist, die Billys Leben sowohl in beruflicher wie auch in privater Hinsicht zusammenhält und dass sie dafür mindestens genauso viel Kraft aufbringen muss, wie ihr Mann im Boxring.
"Southpaw" ist kein perfekter Film. Für das, was er sein will, ist er aber wirklich ganz großartiges und mitreißendes Kino, das gut unterhält und in einigen Momenten auch wirklich unter die Haut geht. Wer keine revolutionär neue Geschichte erwartet und über einige kleine Schwächen hinwegsehen kann, der wird hier mit einem erstklassigen Boxer-Drama belohnt, das schon alleine aufgrund der sehr real wirkenden Kampfszenen jeden Cent des Eintrittsgelds wert ist. Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold