Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Star Wars: The last Jedi |
Genre: | Sci-Fi, Abenteuer, Action, Fantasy |
Regie: | Rian Johnson |
Kinostart: | 14.12.2017 |
Produktionsland: | USA 2017 |
Laufzeit: | ca. 152 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | starwars.de |
Es ist eine gute Zeit, um ein "Star Wars"-Fan zu sein. Es gibt zunächst noch einige Zeit lang jedes Jahr einen neuen Film, es gibt immer mehr und immer besseres Merchandising und sogar eine Live Action TV-Serie ist angekündigt. Trotz dieses immer breiter werdenden Angebots, das auch Romane und Games einschließt, ist es immer ein besonderes Erlebnis, wenn das Lucasfilm-Logo auf der Leinwand erscheint, gefolgt von den Worten: "Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis…". Es ist ein Erlebnis, dem Fans monatelang entgegenfiebern, erfüllt von einer Erwartungshaltung, die hoffentlich auch dieses Mal wieder erfüllt wird.
Da kann es dann durchaus passieren, dass diese Erwartungshaltung zu groß ist, um erfüllt werden zu können. So werden Kleinigkeiten, die einem sonst vielleicht gar nicht auffallen würden, zu echten Störfaktoren und alles, was nicht absolut perfekt ist, vielleicht etwas zu sehr kritisiert. Gerade für echte Fans – und als solchen würde ich mich auf jeden Fall bezeichnen – ist es schwer, da die notwenige Objektivität zu wahren. Und genau das ist der Grund, weshalb ich "Star Wars: Die letzten Jedi" als sehr guten, stellenweise sogar großartigen "Star Wars"-Film bezeichnen würde, der aber an einigen Stellen ein merkwürdig unbefriedigendes Gefühl hinterlässt.
Die Story ist nicht wirklich tiefgründig. Die Erste Ordnung unter ihrem obersten Anführer Snoke (Andy Serkis) wird immer mächtiger und breitet sich in der Galaxis mehr und mehr aus, während die Neue Republik immer mehr verdrängt wird. Nur eine kleine Gruppe von Rebellen unter der Führung von Leia Organa (Carrie Fisher) kann sich bislang standhaft gegen Snoke und seine Truppen zur Wehr setzen – immer in der Hoffnung, dass es Rey (Daisy Ridley) gelingen wird, Luke Skywalker (Mark Hamill) zu finden und dazu zu bewegen, sich dem Kampf anzuschließen und neue Hoffnung in die Galaxis zu bringen. Doch die Zeit wird knapp, denn die Erste Ordnung ist den wenigen noch verbliebenen Schiffen der Neuen Republik dicht auf den Fersen. Während Rey den letzten Jedi aus der selbst auferlegten Isolation zu locken versucht, machen sich Finn (John Boyega) und Poe Dameron (Oscar Isaac) an die Umsetzung eines gefährlichen Plans, um Snoke doch noch zu entkommen und eine neue Rebellenallianz aufbauen zu können…
Mehr sollte auf keinen Fall verraten werden, denn im Verlauf des Films gibt es einige kleine, aber auch große Überraschungen, die keinem Zuschauer verdorben werden sollte. Daher lieber gleich zu dem Punkt: Warum hinterlässt der Film stellenweise einen etwas enttäuschenden Eindruck. J.J. Abrams wurde von einigen Fans dafür kritisiert, dass sein Film zu wenig eigene Ideen zu bieten hatte und im Prinzip die Geschichte der Original-Trilogie noch einmal neu erzählt hat. Auch wenn dieser Kritikpunkt zumindest stellenweise nicht ganz unbegründet ist, ist das auch der Grund, warum "Das Erwachen der Macht" so erfolgreich war: Anders als die ungeliebten Prequels hat Abrams mit seinem Film eine warme Decke der Nostalgie über den Fans ausgebreitet und hat ihnen genau das gegeben, wonach sie sich so viele Jahre lang gesehnt haben.
Rian Johnson hat nun die etwas schwierigere Aufgabe, einerseits diese Bedürfnisse der Fans ebenfalls zu befriedigen und andererseits das Ganze in eine neue Richtung zu lenken. Dieser Film ist noch mehr als der Vorgänger eine Staffelübergabe an die nächste Generation. Johnson versucht sich an einer Mischung aus Altem und Neuem und trifft dabei leider nicht immer genau den richtigen Ton. Wenn es ihm gelingt, dann sorgt das für einige ganz großartige Momente. Mark Hamill ist einfach großartig und auch die vor einigen Monaten verstorbene Carrie Fisher liefert noch einige wirklich wunderbare Szenen ab. Aber nicht nur die alten Hausen, auch die "Newcomer" – ganz besonders Daisy Ridley als Rey und Adam Driver als Kylo Ren – spielen richtig gut.
Das hilft dabei, einige dramaturgische Schwächen sehr gut zu überdecken. Doch in einigen Szenen helfen weder die großartigen Effekte, noch die guten Darsteller. Gerade beim Humor, aber auch in einer an sich sehr emotionalen Szene will der Ton nicht ganz zu dem passen, was "Star Wars" an sich ausmacht. Das weiter zu vertiefen würde bedeuten, zu viel verraten zu müssen – gerade in Bezug auf den emotionalen Moment. So viel kann allerdings gesagt werden: Diese Kritikpunkte fallen auf und trüben vielleicht auch den Gesamteindruck ein klein wenig. Aber objektiv gesehen sind sie nicht wirklich schwerwiegend und werden auch garantiert nicht jeden Fan stören.
Ganz klar ist auch, dass die positiven Aspekte ganz eindeutig in der Überzahl sind. Es gibt zwei, drei Szenen, die getrost zu den Highlights der gesamten Reihe gezählt werden dürfen. Und auch die Tatsache, dass es Johnson besonders in zwei Szenen perfekt gelingt, mit der Erwartungshaltung der Fans zu spielen, nur um dann eine ganz unerwartete Richtung einzuschlagen, wiegt die kleinen Schwächen locker auf. Wäre auf die allerletzte, wirklich unnötige Szene verzichtet worden, hätte das eigentlich perfekte Finale zusätzlich manches rausgerissen. Doch mit dieser kurzen Epilog-Sequenz wird den Zuschauern noch einmal vor Augen gehalten, dass der Film nicht ganz das Meisterwerk geworden ist, auf das Viele gehofft hatten. Ein Fest für Fans ist "Star Wars: Die letzten Jedi" trotzdem geworden.
Und genau deshalb gibt es unterm Strich auch ein ganz klares: Absolut sehenswert! Man darf schon jetzt gespannt darauf sein, wie J.J. Abrams in zwei Jahren diese Trilogie zum Abschluss bringen wird! Möge die Macht mit ihm sein…
Ein Artikel von Sebastian Betzold