Genre: | Musikfilm, Comedy |
Verkaufsstart: | 13.03.2015 |
Produktionsland: | Deutschland 2015 |
Laufzeit: | ca. 137 Min. |
FSK: | ab 16 Jahren |
Anzahl der Disc: | 1 |
Sprachen: | Deutsch (Dolby Digital 5.1 + 2.0) |
Untertitel: | Keine |
Bildformat: | 16:9 (anamorph) |
Extras: | Videoclips, Easter Egg |
Regionalcode: | 2 |
Label: | Turbine Medien |
Film: Sie sind charmant, attraktiv, haben sehr angenehme Stimmen und ganz offensichtlich ein großes Talent für das Komponieren eingängiger Melodien. Wenn die Berlinerin Julia Gámez Martin und die Schwäbin Ariane Müller die Bühne betreten, könnte man fast meinen, es hier mit einem braven Singer/Songwriter-Pop-Duo zu tun zu haben. Doch dieser Eindruck täuscht gewaltig. Denn schon nach wenigen Sekunden wird klar, dass das Duo Suchtpotenzial kein Blatt vor den Mund nimmt und mit frechen Texten und herrlich böser Ironie einen großartigen Gegenpol zu den einschmeichelnden Melodien setzt. Das Ergebnis ist erstklassige Musik-Comedy fürs Ohr und für die Lachmuskeln. Das über zweistündige Live-Programm des Duos wurde jetzt im Ballhaus Berlin aufgezeichnet und kann jetzt auf der DVD "Suchtpotenzial – 100 Prozent Alko-Pop Live" genossen werden.
Da die beiden Damen auf einer kleinen Bühne stehen, es keine große Show gibt und ohnehin die Musik und die Texte im Mittelpunkt stehen, mag sich so mancher nun die Frage stellen, ob da nicht ein CD-Mitschnitt gereicht hätte. Die Antwort darauf ist ein klares: NEIN! Denn das Charisma der Ladies, ihre Mimik und ihre gesamte Bühnenpräsenz tragen auch einen erheblichen Teil dazu bei, dass man als Zuschauer dem Suchtpotenzial des Duos schnell erliegt. Ob sie nun ihre Berlin-Schwäbische-Freundschaft besingen, den Gutmenschen an sich aufs Korn nehmen, über zu große oder zu kleine Brüste jammern oder sich zum Penisneid bekennen, es ist bei jedem ihrer Songs nahezu unmöglich, nicht mit den Beinen im Takt mit zu wippen und herzhaft über die Texte zu lachen – oder zumindest amüsiert zu schmunzeln.
Dabei nimmt man es den beiden Künstlerinnen auch nie übel, wenn es mal politisch unkorrekt oder etwas derber wird. Doch abgesehen von den Inhalten erweisen sich Julia Gámez Martin und Ariane Müller auch als richtig vielseitige Musikerinnen, die Pop und Chanson ebenso gut können, wie Jazz oder sogar Rap und Rock. Ihre Anti-Singer/Songwriter-Aufforderung "Bitte schreib kein Lied" oder ihre Songs über das Verlassenwerden, über die Männer, die das Laster von Julia Gámez Martin sind oder die großartige Hymne für alle Serienjunkies, sind ebenfalls Zeugnis für das abwechslungsreiche Repertoire von Suchtpotenzial.
Gekonnt schafft das Duo den Spagat zwischen Comedy und Kabarett und nistet sich damit in einer ganz eigenen, erfrischend unangepassten Nische ein. Wer musikalische Kleinkunst mag, die gerne auch mal etwas frecher und böser sein darf, der sollte sich diesen amüsanten Live-Mitschnitt auf keinen Fall entgehen lassen. Nach diesen beiden Ladies wird man nur allzu gerne süchtig! Und dafür gibt es ein absolut verdientes: Sehens- und Hörenswert!
Bild + Ton: Bei einem Live-Programm, das ohne große Showeffekte aufkommt und sich nur auf einer kleinen Bühne abspielt, spielt die audiovisuelle Umsetzung eine eher untergeordnete Rolle. Die wichtigsten Vorrausetzungen allerdings werden hier bestens erfüllt: das Bild ist absolut sauber, verfügt über eine hohe Bildschärfe und eine authentisch wirkende Farbmischung. Der Ton lässt sowohl im Stereo-, als auch im Dolby Digital 5.1-Mix die frechen Texte des Duos und die eingängigen Melodien gut verständlich und kraftvoll aus den Boxen erklingen. Was will man mehr? Gut!
Extras: Als Bonus gibt es zwei Musikvideos zu den Songs "Penisneid" (ca. 5:06 Min.) und "Das Beste am Sommer" (ca. 4:32 Min.). Und wer im Menü noch ein wenig herumsucht, der wird vielleicht auch noch das Easter Egg mit einer Minimal Pool Techno Party (ca. 1:40 Min.) finden.
Fazit: "Suchtpotenzial" sind charmant, haben gute Stimmen und können schöne Melodien komponieren. Gleichzeitig sind Julia Gámez Martin aus Berlin und Ariane Müller aus Schwaben frech, politisch herrlich unkorrekt und hemmungslos frivol. Das Ergebnis ist ein Live-Konzert, das nicht nur den Ohren schmeichelt, sondern das gleichzeitig auch die Lachmuskeln strapaziert. Ein Duo mit Suchtpotenzial eben. Für alle Liebhaber der musikalischen Kleinkunst, die es gerne auch mal etwas böser und frecher sein darf, ist dieser technisch gut umgesetzte Live-Mitschnitt aus dem Ballhaus in Berlin absolut empfehlenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold