Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Swiss Army Man |
Genre: | Komödie, Tragikomödie |
Regie: | Dan Kwan, Daniel Scheinert |
Kinostart: | 13.10.2016 |
Produktionsland: | USA 2016 |
Laufzeit: | ca. 97 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/swissarmyman.derfil |
Den auf einer einsamen Insel gestrandeten Hank (Paul Dano) hat jede Hoffnung auf Rettung verlassen. Doch gerade, als er seinem Leben ein Ende setzten möchte, wird eine Leiche (Daniel Radcliffe) ans Ufer der Insel gespült. Völlig unverhofft wird der aufgeblähte Leichnam für Hank zur Rettung, denn diese untote Version eines Schweizer Armeemessers hilft ihm nicht nur, von der Insel herunterzukommen, sondern auch, den schwierigen Weg durch die Wildnis in Richtung rettender Zivilisation zu überleben. Zwischen Hank und Leiche Manny entwickelt sich auf ihrem gemeinsamen Weg eine ungewöhnliche Freundschaft über die Grenzen dessen hinaus, was gemeinhin als gesunder Menschenverstand bezeichnet wird. Doch ist Hank wirklich verrückt?
Um es gleich vorweg zu nehmen: "Swiss Army Man" ist ein sehr spezieller Film. Der Humor und die sehr verspielte, skurrile Bildsprache sind wahrlich nicht jedermanns Sache. Doch selbst dann, wenn man sich mit dieser ungewöhnlichen Mischung aus Komödie, Drama, Romanze und Fantasy nicht anfreunden kann, so muss man diesem Film zugestehen, dass man so etwas wie "Swiss Army Man" einfach noch nie gesehen hat – und über welchen Film kann man das heutzutage noch sagen. Werke mit einer derartigen Originalität sind eine absolute Rarität geworden, was man nicht hoch genug schätzen kann. Muss man den Film deshalb auch gut finden? Natürlich nicht, aber selbst wenn man ihn schrecklich und überhaupt nicht lustig findet, sollte man froh sein, dass es noch Filme gibt, die sich nicht völlig dem Mainstream unterwerfen, Fortsetzungen, Reboots oder Remakes sind.
Wer sich auf den speziellen Humor und den fast schon morbid-märchenhaften Erzählstil einlassen kann, der bekommt hier wirklich ein ganz besonders genialen Film geboten. Dabei machen nicht nur die Szenen, die Manny den titelgebenden Namen verleihen, dieses schräge Werk so besonders. Obwohl man sich bei einigen Szenen schon fragt, was die Macher geraucht haben, um auf solch wirklich irre Ideen zu kommen. Es sind aber auch die ruhigeren, sehr fantasievoll inszenierten Momente, die dieser Robinson-Variante ihre ganz besondere Note verleihen. Wer das Gefühl hat, dass ich hier ein wenig um den heißen Brei herumschreibe, der hat Recht. Aber ich möchte nicht näher auf diese ganz besonderen Momente eingehen, denn die sollte Jeder für sich völlig unvorbereitet erleben. Denn dann ist dieser Film auf jeden Fall ein echtes Erlebnis!
Die beiden Darsteller transportieren die irre Geschichte perfekt auf die Leinwand. Vor allem Daniel Radcliffe beweist einmal mehr, dass er alles gibt, um sich von seinem Harry-Potter-Image freizuspielen. Als furzende Allzweck-Leiche darf er herbe Slapstick-Einlagen, aber auch ein paar etwas tiefgründige Momente abliefern – und das macht er wirklich mit Bravour. Daher gilt: Wer sich immer darüber beschwert, dass es im Kino nichts mehr Neues zu sehen gibt, wer ein Faible für schräge und kunstvoll-verspielte Komödien hat und wer sich auch an etwas derberem, unangepassten Humor nicht stört, der sollte sich diesen Film nicht entgehen lassen. Absolut sehenswert!!
Ein Artikel von Sebastian Betzold