Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | T2 Trainspotting |
Genre: | Drama, Komödie |
Regie: | Danny Boyle |
Kinostart: | 16.02.2017 |
Produktionsland: | Großbritannien 2016 |
Laufzeit: | ca. 117 Min |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.t2trainspotting.de/ |
Zwanzig Jahre ist es nun her, dass Mark Renton (Ewan McGregor) seine Kumpels um jede Menge Geld gebracht hat und nach Amsterdam abgehauen ist, wo er sich ein neues Leben aufgebaut hat. Das liegt nun in Trümmern und er kehrt zurück nach Hause. Hier hat sich auch viel verändert, viel ist aber auch gleich geblieben. Spud (Ewen Bremner) hängt immer noch an der Nadel, nachdem ein kurzer Anflug von Normalität nur durch die Umstellung auf die Sommerzeit in sich zusammen gefallen ist. Simon alias Sick Boy (Jonny Lee Miller) versucht sich gerade so über Wasser zu halten, indem er mit Hilfe seiner Freundin Veronika (Anjela Nedyalkova) gut situierte Männer erpresst. Und Begbie (Robert Carlyle) sitzt noch im Knast. Noch, denn just in dem Augenblick, als Mark nach Hause kommt, gelingt ihm die Flucht. Und so dauert es nicht lange, bis sich das wilde Karussell aus Freundschaft, Drogen, Rache, Selbstzerstörung und Sehnsucht wieder wie verrückt dreht – und es bleibt abzuwarten, wem dieses Mal der Absprung gelingen wird…
Mit "T2 Trainspotting" kehrt Danny Boyle zu seinen Anfängen zurück. In den zwanzig Jahren, die seit dem ersten Teil vergangen sind, hat sich eine Menge verändert. Das Original ist unzählige Male kopiert worden, hat sich mit seinem visuellen Stil und seinen Sprüchen aber ins kollektive Gedächtnis von Cineasten eingebrannt. Die Darsteller, allen voran Ewan McGregor, sind keine unverbrauchten Newcomer mehr. Und Boyle selbst hat sich künstlerisch doch deutlich weiterentwickelt, auch wenn er im Kern seinem Stil immer treu geblieben sein mag. Aber auch unsere Kultur hat sich verändert. "Trainspotting" hat so gut funktioniert, weil es den damaligen Zeitgeist perfekt getroffen hat. Das noch einmal so perfekt zu wiederholen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Und so ist es wohl auch wenig verwunderlich, dass es Danny Boyle mit seiner Fortsetzung nicht geschafft hat, noch einmal ein so bahnbrechendes Werk zu schaffen, wie es ihm vor 20 Jahren gelungen ist. Doch das hat er auch gar nicht beabsichtigt. Vielmehr wollte er allen Fans des Originals die Möglichkeit geben, noch einmal in Nostalgie zu schwelgen und gleichzeitig die Geschichte der Figuren aus Teil 1 weitererzählen. "T2 Trainspotting" ist daher auch eine gute Mischung aus Alt und Neu. Es gibt viele Anspielungen auf das Original und einige direkte Zitate. Auf der anderen Seite wird aber auch deutlich, dass man, so sehr man es vielleicht auch wünscht, die Zeit weder anhalten, noch zurückdrehen kann. Es ist eine mit leichter Melancholie gewürzte Botschaft, die Boyle hier auf unglaublich unterhaltsame, witzige und visuell wieder hervorragende Art vermittelt.
Man merkt es den Schauspielern an, wie sehr sie es genossen haben, noch einmal in diese Figuren schlüpfen zu dürfen. Es gelingt gerade Ewen Bremner und Robert Carlyle, zum Glück aber auch Ewan McGregor und Jonny Lee Miller sehr gut, hinter ihren Rollen zu verschwinden, was den Spaßfaktor von "T2 Trainspotting" deutlich nach oben schraubt. Natürlich gibt es auch wieder einige Momente, in denen sich einem der Magen umdreht. Wer Teil 1 gesehen hat, wird ahnen können, was da auf einen zukommt. Darauf muss man ebenso gefasst sein, wie auf die Tatsache, dass hier das Rad nicht neu erfunden wird. Aber wenn der Danny Boyle von heute auf den Danny Boyle von 1996 trifft, dann ergibt das etwas wirklich Spannendes, ungeheuer Witziges und gnadenlos Gutes, das getrost als würdiger Nachfolger des Kultfilms "Trainspotting" bezeichnet werden darf. Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold