Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The Big Sick |
Genre: | Komödie, Romantik |
Regie: | Michael Showalter |
Kinostart: | 16.11.2017 |
Produktionsland: | USA 2016 |
Laufzeit: | ca. 119 Min |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.TheBigSick-Film.de |
Kumail (Kumail Nanjiani) träumt von der großen Karriere als Stand Up Comedian. Dabei hat er selbst momentan recht wenig zu lachen. Noch tritt er ohne Bezahlung in kleinen Clubs auf und verdient sich ein wenig Geld als Uber-Fahrer. Und wenn ihn nicht gerade Geldsorgen plagen, dann macht ihm seine pakistanische Familie das Leben schwer. Die ist derart in alten Traditionen gefangen, dass sie für Kumail unbedingt eine Ehe arrangieren wollen und ihm bei jedem Familienessen eine neue heiratswillige Kandidatin vorstellen. Doch für den jungen Comedian kommt das nicht in Frage. Er will sich ganz normal verlieben – und genau das passiert ihm eines Abends nach einem Auftritt, als er Emily (Zoe Kazan) kennenlernt. Obwohl sich Beide sofort zueinander hingezogen fühlen, wollen sie trotzdem lieber Single bleiben. Das ist einfacher. Doch das Herz will, was das Herz will, und so werden sie doch ein Paar. Zu dumm nur, dass Emily so gar nicht dem entspricht, was seine Familie von einer Zukünftigen erwartet…
Es klingt mittlerweile arg abgedroschen, doch "The Big Sick" macht es wieder einmal klar: Das Leben schreibt einfach die schönsten Geschichten. Denn diese großartige Romantikkomödie der etwas anderen Art basiert tatsächlich auf der wahren Geschichte von Kumail Nanjiani und – Spoiler-Alarm – seiner Frau Emily. Für die filmische Aufarbeitung wurde der Familienkonflikt freilich etwas überspitzt dargestellt. Doch das funktioniert sehr gut, da es der Dramaturgie einen zusätzlichen Konflikt verpasst. Wie im echten Leben wurde Emily kurze Zeit nach ihrem Kennenlernen krank und fiel in ein Koma. Dass sie im Film aufgrund von Kumails Familie in diesem Moment eigentlich kein Paar mehr waren, er trotzdem ständig bei ihr war und so auch eine besondere Beziehung zu ihren Eltern – wunderbar gespielt von Ray Romano und Holly Hunter – aufbaut, verleiht dem Film eine bezaubernd-charmante Note.
In den USA entwickelte sich "The Big Sick" schnell zum absoluten Kritiker- und Publikumsliebling. Der Grund dafür ist schnell ausgemacht: Dieser Film macht einfach glücklich. Der Humor wirkt angenehm frisch, die Charaktere irgendwie sehr lebensnah und die dramatischeren Momente kommen ohne jede Form von Kitsch und überstrapazierten Klischees aus. Das Drehbuch, das Kumail und Emily selbst geschrieben haben, strotzt nur so von bissigem Wortwitz (der in der deutschen Synchronfassung hoffentlich nicht verloren gegangen ist) und herzerwärmenden Dialogen. Buch, Regie und Darsteller bringen Figuren auf die Leinwand, mit denen man als Zuschauer unglaublich gerne Zeit verbringt und in deren Gegenwart man sich wirklich wohl fühlt.
"The Big Sick" legt sich wie eine wohlige Umarmung um seine Zuschauer, aus der man sich nur ungerne wieder lösen möchte. Ein wunderbarer Film, der zeigt, dass es keine großen Special Effects, furiose Autostunts oder Superhelden braucht, um ganz großes Kino zu bieten. Manchmal reicht eine kleine Geschichte aus dem wahren Leben aus, um den Zuschauern das schönste romantische Kinomärchen des Jahres zu bescheren. Unbedingt sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold