Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The Expendables 3 |
Genre: | Action |
Regie: | Patrick Hughes |
Kinostart: | 21.08.2014 |
Produktionsland: | USA 2014 |
Laufzeit: | ca. 127 Min. |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.expendables3-film.de/ |
Die alten Haudegen der Expendables um Spitzensöldner Barney Ross (Sylvester Stallone) sind wieder im Einsatz. Nachdem sie das Team durch eine spektakuläre Befreiungsaktion um den jahrelang inhaftierten Kämpfer Doctor Death (Wesley Snipes) erweitert haben, machen sie sich gleich an den nächsten Auftrag. Sie sollen verhindern, dass eine gefährliche Waffe in die Hände eines international gesuchten Waffenhändlers gerät. Doch der Einsatz verläuft anders, als geplant. Erst wird Hale Caesar (Terry Crews) schwer verletzt. Und dann muss Barney noch erkennen, dass es sich bei dem Waffenhändler um seinen ehemaligen Partner und Expendables-Mitbegründer Conrad Stonebanks (Mel Gibson) handelt, von dem er glaubte, ihn vor zehn Jahren getötet zu haben. Als Barney von dem CIA-Beamten Max Drummer (Harrison Ford) den Auftrag erhält, Stonebanks dingfest zu machen, trifft der Söldner eine schwere Entscheidung: er entlässt sein altes Team und rekrutiert mit seinem alten Kumpanen Bonaparte (Kelsey Grammer) eine Gruppe jüngerer Kämpfer (Kellan Lutz, Ronda Rousey, Glen Powell und Victor Ortiz), um diesen brisanten Auftrag zu erledigen. Doch das erweist sich nicht gerade als besonders gute Idee, denn schon bald tappen die Frischlinge in eine von Stonebanks geschickt ausgelegte Falle. Doch zum Glück lassen sich die alten Expendables von ihrem Anführer nicht so schnell aufs Abstellgleis schieben und zeigen mit geballter Kraft, was echte Kerle so drauf haben. Doch reicht das, um gegen eine ganze Armee, die Stonebanks um sich geschart hat, gewinnen zu können?
Bereits drei Wochen vor dem US-Start von "The Expendables 3" kursierte eine illegale Kopie des Films in sehr guter Qualität im Netz, die dann auch mehrere hunderttausend Mal heruntergeladen wurde. Für das Studio ist das der eindeutige Grund dafür, dass der Film am Startwochenende in den USA eine bittere Bruchlandung hingelegt hat. Doch damit machen es sich die Verantwortlichen zu leicht. Denn es gibt zwei Gründe, die gegen diese Vermutung sprechen. So ist der Action-Kracher nicht der erste Film, der schon vor dem Start im Netz aufgetaucht ist. Aber nicht allen Filmen hat das geschadet. Der Will Smith Blockbuster "I am Legend" etwa war kurz vor dem Start im Netz in erstklassiger DVD-Qualität zu haben und hat dennoch weltweit über 700 Millionen Dollar eingespielt. Der zweite Grund ist die Tatsache, dass viele Fans schon im Vorfeld dem Film gegenüber abgeneigt waren, da im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen dieses Mal ein jüngeres Zielpublikum erreicht werden sollte und die Action dahingehend auch deutlich entschärft wurde – mit Aussicht auf eine härtere Fassung bei der Heimkinoauswertung.
Und genau hierin liegt das eigentliche Problem von "The Expendables 3": warum sollen die Fans viel Geld für eine Version ausgeben, die sie nicht sehen wollen? Und kann selbst eine entschärfte Version überhaupt eine jüngere Zielgruppe ansprechen? Welche Zuschauer unter 18 interessieren sich denn eigentlich für eine Truppe alternder Action-Stars? Natürlich ist es auch nur eine Mutmaßung, dass der Misserfolg des Films in den USA daran liegt, dass man die treuen Fans verprellt hat, nur weil man Zuschauer ins Kino locken will, die sich eigentlich gar nicht für den Streifen interessieren. Es ist aber bestimmt ein plausiblerer Grund, als die ganze Schuld auf Internetpiraterie schieben zu wollen.
Davon abgesehen stellt sich natürlich vorrangig erst einmal eine ganz esentielle Frage: ist "The Expendables 3" ein guter Film, für den es sich ins Kino zu gehen lohnt? Die Antwort ist ein ganz klares: Jein! Ja, wenn es um die Action geht. Nein, wenn es um den Rest des etwas zu geschwätzigen Films geht. Das letzte Drittel ist Action pur und macht dementsprechend auch richtig viel Spaß. Gerade für Kinder der 80er ist es doch ein Fest, wenn sich Rambo und Riggs vermöbeln, während Indiana Jones und der Terminator aus allen Rohren gegen allerhand böse Buben feuern. Doch so gut diese explosive und herrlich überzogene Actioneinlage auch sein mag, so langatmig und langweilig sind die ausufernden Gespräche über Kriegstrauma, Ehre und echte Männerfreundschaft. So etwas kann funktionieren, aber dafür bedarf es eines richtig guten Drehbuchs – und das kann dieser Film nun wirklich nicht aufweisen.
Wenn "The Expendables 3" einfach nur ein sinnfreier Spaßfilm sein will, dann ist dieser dritte Einsatz der Action-Rentner richtig gut und zumindest dem ersten Teil weit überlegen. Doch jeder Versuch, der Geschichte auch so etwas wie Tiefe zu verleihen, geht eindeutig auf Kosten des Unterhaltungswerts und macht den Streifen zu einem unnötig in die Länge gezogenen, halbgaren Vergnügen. Und nur dadurch fallen dann auch die entschärften Actionszenen negativ ins Gewicht. Auch wenn die Internet-Piraterie ein Grund dafür sein mag, dass der Film an den US-Kinokassen enttäuscht hat, so sind das eher enttäuschende Drehbuch und die völlig unnötige Anbiederung an die falsche Zielgruppe wohl in erster Linie dafür verantwortlich zu machen.
Trotzdem: wenn man den Film mit dem richtigen Publikum (80er Jahre Action-Fans) anschaut und das Ganze auch dann nicht zu ernst nimmt, wenn sich die Inszenierung um Anspruch bemüht, dann ist das erneute Aufeinandertreffen einiger echter Action-Ikonen absolut sehenswert. Wer allerdings auf Non-Stop Action mit so kultigen Momenten wie den wunderbar absurden Gastauftritt von Chuck Norris in Teil 2 hofft, der wird hier sicherlich enttäuscht werden. Daher gilt: Nur mit Abstrichen sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold