Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The Farewell |
Genre: | Drama, Komödie |
Regie: | Lulu Wang |
Kinostart: | 19.12.2019 |
Produktionsland: | USA/China 2019 |
Laufzeit: | ca. 100 Min. |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/dcmworld/ |
Für Billi (Awkwafina) läuft das Leben in New York gerade gar nicht rund. Doch die schlimmste Nachricht kommt aus China: Ihre geliebte Großmutter Nai Nai (Shuzhen Zhao) ist an Krebs erkrankt und hat wohl nur noch kurze Zeit zu leben. Allerdings hat die Familie beschlossen, Nai Nai nichts von der Schwere ihrer Krankheit zu erzählen. Damit die ganze Familie, auch die mittlerweile im Ausland lebenden Mitglieder, Abschied nehmen können, wird kurzerhand eine Hochzeit für Billis Cousin Hao Hao organisiert. Auch Billi reist mit ihren Eltern zu dem turbulenten Familienfest, bei dem alle versuchen, die Lüge aufrecht zu erhalten. Billi fällt es zunehmend schwer, ihre Großmutter zu belügen. Doch während sie mit ihrem Gewissen und gegen die Erwartungen ihrer Familie kämpft, lernt sie während ihrer Zeit in China, ihre Vergangenheit, ihre Wurzeln und auch ihre Familie mit ganz neuen Augen zu sehen…
Die Geschichte von dem Kritikerliebling "The Farewell" basiert tatsächlich auf einer wahren Lüge. Die Familie von Drehbuchautorin und Regisseurin Lulu Wang hat tatsächlich ihrer Großmutter die Diagnose verschwiegen, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt war. Auch die Idee, eine Hochzeit als Vorwand zu organisieren, dass alle Familienmitglieder zusammenkommen, um sich von der alten Dame zu verabschieden, ist in der Realität verankert. Obwohl sie sich auch einige dramaturgische Freiheiten erlaubt hat, ist das Ergebnis ein sehr intimer und ehrlich wirkender Film, der auf wundervolle Art die perfekte Balance zwischen Komik und Tragik hält.
So wird es niemals zu überzeichnet albern, aber auch nicht allzu rührselig oder gar kitschig. Mit sensibler Hand zeichnet Wang eine Geschichte über das Abschiednehmen, aber auch über Rollenzuweisung innerhalb der Familie und die manchmal bestehende Notwendigkeit, aus diesen ausbrechen zu müssen. Das Ganze ist sehr subtil inszeniert, so dass man gar nicht merkt, wie sehr einem die Geschichte zu Herzen geht. Fast ganz zum Schluss gibt es eine kleine Einstellung, bei der dann aber alle Dämme brechen. Das ein einfaches Winken ausreicht, dass einem die Tränen in die Augen schießen, zeugt von großem handwerklichen Können der Regisseurin.
Aber auch dem tollen Ensemble muss Tribut gezollt werden, allen voran Awkwafina, die bislang eher für komische Rollen in Filmen wie "Crazy Rich Asians", "Ocean`s 8" oder "Jumanji 2" bekannt geworden ist. Hier zeigt sie eine weitaus größere Bandbreite ihres Könnens und überzeugt damit auf ganzer Linie. Es ist wirklich schön, dass Lulu Wang so dafür gekämpft hat, dass ihr Film, der amerikanischen Geldgebern nicht westlich genug und chinesischen Finanziers zu westlich war, tatsächlich Wirklichkeit werden konnte. Denn sonst wäre das Kino wirklich um einen ganz wunderbaren Film ärmer. Dafür gibt es ganz klar ein: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold