Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The Gift |
Genre: | Thriller |
Regie: | Joel Edgerton |
Kinostart: | 26.11.2015 |
Produktionsland: | USA 2015 |
Laufzeit: | ca. 109 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.TheGift-Film.de |
Als Simon (Jason Bateman) und Robyn (Rebecca Hall) ihr neues Haus beziehen, scheint ihr Leben nach einem tragischen Ereignis endlich wieder rosigen Zeiten entgegen zu steuern. Auf Simon wartet eine lukrative Beförderung und Robyn findet in ihrer neuen Nachbarin Lucy (Allison Tolman) schnell eine Freundin. Doch eine zufällige Begegnung mit Simons alten Klassenkammeraden Gordo (Joel Edgerton) ändert alles. Zunächst kann sich Simon an den unscheinbaren Mann gar nicht mehr erinnern. Doch dann fällt ihm wieder ein, dass Gordo auf der Schule ein totaler Loser war, den er gerne mal gehänselt hat. Er denkt sich nichts dabei, als sie von Gordo ein Willkommensgeschenk erhalten. Doch als er immer wieder uneingeladen auftaucht und weitere Geschenke hinterlässt, weicht Simons anfängliche Höflichkeit einer deutlichen Ansage, dass sich Gordo von ihm und seiner Frau fernhalten soll. Doch hinter dem merkwürdigen Verhalten Gordos steckt ein düsteres Geheimnis, das die Idylle, die sich Simon hier mit Robyn aufbauen möchte, komplett zerstören könnte…
"The Gift" ist das Regiedebüt von Schauspieler Joel Edgerton, der hier auch noch eine der Hauptrollen spielt, das Drehbuch geschrieben hat und auch an der Produktion beteiligt war. Wann immer sich ein Schauspieler auch an so vielen anderen Posten versucht, geht so ein Selbstverwirklichungs-Trip oft böse in die Hose. Zum Glück gehört dieses Rache-Drama zu den seltenen Fällen, wo es – mit kleinen Abstrichen – richtig gut funktioniert. Die Geschichte ist spannend und lässt die Grenzen zwischen Gut und Böse auf überraschende Art verschwimmen. Es gibt zwar einige vorhersehbare Handlungselemente. Doch wie Edgerton die Opfer-Täter-Rollen vertauscht, ist schon sehr überraschend und effektiv.
Dabei verzichtet der Film weitgehend auf die handelsüblichen Schock-Effekte. Vielmehr lässt er seine zerstörerische Kraft sehr langsam und subtil auf das Leben von Simon und Robyn einbrechen. Das kann auf einige Zuschauer durchaus etwas zäh und langatmig wirken. Doch wer sich von der den Film dominierenden bedrohlich-düsteren Grundatmosphäre einwickeln lässt, der bekommt hier wirklich gutes Spannungskino geboten. Dabei beweist Edgerton nicht nur hinter der Kamera ein gutes Händchen. Auch schauspielerisch kann er als Sonderling Gordo absolut überzeugen. Vom seinem ersten Auftauchen an wirkt der Mann sehr unangenehm, doch Edgerton lässt ihn nie zu einem eindimensionalen Spinner verkommen. Und das zahlt sich dann zum Ende des Films hin extrem effektiv aus.
Auch Jason Bateman überzeugt mit einer facettenreichen Darstellung, die sich angenehm von den komödiantischen Rollen, aus denen man ihn sonst kennt, abhebt. Wie er es schafft, die Gefühle, die man Simon als Zuschauer entgegenbringt, derart glaubhaft zu variieren, ist eine wirklich gute Leistung. Dagegen bleibt Rebecca Hall ein wenig blass, was allerdings auch an ihrer etwas undankbaren Rolle liegen mag. Dennoch gibt es hier schauspielerisch wirklich nichts zu Meckern. Es ist schade, dass ein paar unnötige Längen verhindern, dass "The Gift" ein echter Kult-Thriller werden könnte. Durch einige Momente muss man sich als Zuschauer zu sehr durchkämpfen, um rundum begeistert sein zu können. Zwar zahlt es sich am Ende zwar aus, am Ball zu bleiben. Doch der positive Gesamteindruck wird dadurch ein wenig getrübt. Wer aber spannende Thriller-Dramen der etwas stilleren Art mag, der wird hier richtig gut bedient. Daher gibt es trotz kleinerer Abstriche auch noch ein: Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold