Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The Green Knight |
Genre: | Drama, Abenteuer, Fantasy |
Regie: | David Lowery |
Kinostart: | 29.07.2021 |
Produktionsland: | USA / Irland 2020 |
Laufzeit: | ca. 130 Min. |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.thegreenknight-film.de/ |
Um König Artus (Sean Harris) seine Treue zu zeigen, willigt Sir Gawain (Dev Patel) ein, gegen den Grünen Ritter anzutreten, der während der Weihnachtsfeierlichkeiten auf Camelot erschienen ist. Er ruft Artus Ritter der Tafelrunde dazu auf, einen Schlag gegen ihn zu führen. Die einzige Bedingung: Wer sich das traut, der muss genau ein Jahr später zur Grünen Kapelle kommen, wo der Grüne Ritter dann den Schlag erwidern dürfe. Nachdem er ihn enthauptet hat, muss sich Gawain ein Jahr später auf eine gefährliche Reise zur Grünen Kapelle begeben, wohl wissend, dass der Grüne Ritter hier seine Schuld einfordern wird: Gawains Kopf…
"The Green Knight" ist eine in vielerlei Hinsicht interessante Neuinterpretation der aus dem 14. Jahrhundert stammenden mittelalterlichen Ritterromanze "Sir Gawain and the Green Knight". Das im Original 2.500 Wörter umfassende, in Stabreimen gehaltene Poem wurde im 14. Jahrhundert auf den Britischen Inseln von einem unbekannten Autor verfasst und fasziniert seitdem die Leser. Regisseur David Lowery hat aus dem Poem einen surrealen Bilderrausch geschaffen, der auf vielerlei Art gedeutet werden kann. Am offensichtlichsten wird im Kampft zwischen Gawain und dem Grünen Ritter der Konflikt zwischen Zivilisation und Natur symbolisiert. Doch hinter dem Film steckt noch viel mehr.
Das zu erkennen macht einem die Inszenierung allerdings nicht gerade leicht. Lowery erzählt die Geschichte sehr langsam, wodurch die wirklich besondere Atmosphäre seiner Bildsprache eine fast schon hypnotische Anziehungskraft ausstrahlt. Immer wieder erwischt man sich dabei zu denken: "Was sehe ich hier gerade?" oder "Was hat der Regisseur geraucht, um auf solche Ideen zu kommen?". Das Ganze ist verrückt, wirr und verstörend – und gleichzeitig faszinierend, schön und herrlich skurril. Doch das erschließt sich in vielen Momenten nicht direkt, so dass man geneigt ist, den Film eher negativ zu bewerten. Doch nach und nach wird klar: Das Zusammenspiel aus visueller Umsetzung, Sounddesign und Musik sowie die Essenz der Geschichte lassen einen so schnell nicht wieder los. Immer wieder kommen einem vereinzelte Bilder ins Gedächtnis zurück, die so im Nachgang ihre eigentliche Kraft entfalten.
"The Green Knight" ist kein leichter Film. Aber er ist im besten Sinne des Wortes besonders. Wer ein großes Fantasy-Epos erwartet, könnte enttäuscht werden. Wer sich dagegen von einem mystischem Bilderfluss durch eine herausfordernde Geschichte tragen lassen will, der ist hier genau richtig. Ein Werk, das wirklich ganz eigene Wege geht und dabei Bilder erzeugt, die man so wirklich selten im Kino sieht. Dafür gibt es ganz klar ein: Sehenswert – auch wenn es eine Herausforderung ist!
Ein Artikel von Sebastian Betzold