Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The Prom |
Genre: | Komödie, Musikfilm |
Regie: | Ryan Murphy |
Kinostart: | 11.12.2020 |
Produktionsland: | USA 2020 |
Laufzeit: | ca. 130 Min. |
FSK: | ab 6 Jahren |
Die Broadway-Stars Dee Dee Allen (Meryl Streep) und Barry Glickman (James Corden) haben ein Problem: Ihre kostenaufwendige neue Broadway-Show ist ein riesiger Flop und beim Publikum sind die Beliebtheitswerte der Beiden gegen Null gesunken. Auch die ewige Zweitbesetzung Angie (Nicole Kidman) und der einstige Serien-Star Trent (Andrew Rannells) suchen nach dem nötigen Karrierekick. Da kommt den Vieren eine Idee: Sie wollen ihr Image durch eine gute Tat aufpolieren – eine, die nicht zu aufwändig ist oder gar zu viel Geld kostet. Das Problem der Schülerin Emma Nolan (Jo Ellen Pellman) passt da perfekt: Da das lesbische Mädchen mit ihrer Freundin zum Abschlussball in einer Kleinstadt in Indiana gehen wollte, wird die Veranstaltung von der Leiterin des örtlichen Eltern-Lehrer-Verbands (Kerry Washington) kurzerhand abgesagt. Unterstützt vom Schuldirektor (Keegan-Michael Key) will Emma gegen die Absage ankämpfen – und bekommt nun auch noch Hilfe von den egozentrischen Großstädtern. Doch deren schriller Aktivismus läuft krachend ins Leere und sie merken, dass sie die Meinung der verbohrten Kleinstädter nicht ändern können, wenn sie ihre eigenen Leben so gar nicht im Griff haben…
Die Verfilmung des Broadway-Musicals "The Prom" ist ein knallbunter Gute-Laune-Film par excellence. Ja, das Ganze ist oberflächlich und trieft nur so vor Klischees. Es gibt vieles, was an diesem Film von Ryan Murphy ("Glee", "American Horror Story") kritisiert werden könnte. Doch trotz seiner erkennbaren Schwächen fällt es schwer, sich hier nicht vom Charme und der Spielfreude des Ensembles anstecken zu lassen. Wenn Meryl Streep etwa als Ober-Diva singt "It`s not about me" und es in dem Songs natürlich trotzdem nur um sie geht, dann ist das zwar ein sehr einfacher Gag – aber einer, der so herrlich und mitreißend serviert wird, dass es einfach eine Freude ist.
Ohnehin sind die Songs ungemein eingängig. Wie die gesamte Dramaturgie sind auch sie recht einfach gestrickt, erfüllen aber ihren Zweck voll und ganz. Man könnte dem Film vorwerfen, dass er seine wirklich gut gemeinte Botschaft für Toleranz und Menschlichkeit zu sehr unter der zuckersüßen Kitsch-Schicht der Inszenierung vergräbt. Oder dass Murphy das Wort Subtilität während der Dreharbeiten scheinbar aus seinem Wortschatz gestrichen hat. All das sind gerechtfertigte Kritikpunkte. Für mich aber wiegen diese im Fall von "The Prom" nicht wirklich schwer. Denn unterm Strich hat mir das Musical über zwei Stunden extrem gute Laune beschert und mein Herz erwärmt. Und damit kann ich nur sagen: Ziel erreicht!
Denn auch wenn es um gesellschaftlich wichtige Themen geht, so will "The Prom" kein tiefschürfendes Drama sein. Vielmehr soll mit viel positiven Vibes für mehr Offenheit, Gleichberechtigung und Toleranz geworben werden. Wer Musicals mag und nicht mehr erwartet, als leichte Feel-Good-Unterhaltung, dem kann dieser musikalische Abschlussball mehr als ans Herz gelegt werden. Absolut sehenswert!
"The Prom" ist ab sofort auf Netflix verfügbar
Ein Artikel von Sebastian Betzold