Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The Raid 2: Berandal |
Genre: | Action, Thriller |
Regie: | Gareth Evans |
Kinostart: | 24.07.2014 |
Produktionsland: | Indonesien/USA 2014 |
Laufzeit: | ca. 150 Min. |
FSK: | ab 18 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/TheRaidDerFilm |
2012 schuf der Waliser Gareth Evans mit "The Raid" einen der kompromisslosesten, härtesten und innovativsten Action-Thriller der letzten Jahre. Als bekannt wurde, dass Evans eine Fortsetzung des Überraschungserfolges inszenieren wird, durfte man sich berechtigterweise die Frage stellen, wie er die Qualität der Actionszenen und die Spannung des ersten Teils noch toppen will. Mit "The Raid 2" gibt Evans jetzt die beeindruckende Antwort auf diese Frage. Der Film setzt genau dort an, wo "The Raid" aufhörte: Nach dem blutigen Einsatz gegen eines der mächtigsten Verbrecherkartelle Jakartas ist der junge Polizist Rama (Iko Uwais) einer der wenigen Überlebenden. Als sein Bruder Andi, der für die Gangster gearbeitet hatte, von seinen eigenen Leuten hingerichtet wird, sinnt Rama auf Rache. Er lässt sich zu einem Undercover-Einsatz überreden, der das dichte Netz aus Gewalt und Korruption in der Stadt zum Einsturz bringen soll. Um das Vertrauen des Mafiabosses Bangun (Tio Pakusadewo) zu gewinnen, muss Rama Teil der Gang von Banguns inhaftierten Sohn Uco (Arifin Putra) werden. Ausgestattet mit einer neuen Identität lässt sich der Polizist als Yuda für drei Jahre ins Gefängnis stecken. Es ist der Beginn eines langwierigen, extrem gefährlichen Einsatzes, der von Rama nicht nur den völligen Verzicht auf Kontakt zu seiner Frau und seinem kleinen Sohn, sondern auch sein volles Können als Kämpfer abverlangt. Es wird viel Blut fließen und Rama setzt alles daran, dass es nicht seins ist…
Mit "The Raid 2" macht Gareth Evans eigentlich alles richtig. Zum einen bietet er Fans mehr von dem, was sie am ersten Teil so gerne mochten, wobei die Kampfsequenzen mitunter noch sehr viel spektakulärer und schonungsloser umgesetzt worden sind. Zum anderen aber löst er sich komplett vom Konzept des Vorgängers, so dass diese Fortsetzung nicht wie ein lauer Aufguss wirkt. Rama muss sich also nicht schon wieder durch ein Hochhaus kämpfen. Vielmehr wird der Feldzug gegen das organisierte Verbrechen dieses Mal im Gefängnis, im Auto, auf der Straße, in der U-Bahn oder auch in der Küche eines Luxus-Restaurants austragen. Auch die Dramaturgie wurde konsequent weiterentwickelt. War "The Raid" eigentlich ein purer Actionfilm, bei dem die Geschichte eine eher untergeordnete Rolle gespielt hat, wächst die Fortsetzung zu einem komplexen Gangster-Epos an, das wesentlich mehr zu bieten hat, als nur Non-Stop Hau-Drauf Action.
Sowohl auf der Handlungsebene, als auch in Sachen Action, Spannung und Kampfchoreografie ist "The Raid 2" erstklassig umgesetzt. Dass der Film für Viele zu den besten Actionfilmen der letzten Jahre zählt, ist da wenig verwunderlich. Was den Streifen so herausragend macht, ist die Tatsache, dass Gareth Evans keine Kompromisse eingeht. Er denkt gar nicht daran, seinen Film für das zahlungskräftige Teenager-Publikum weichzuspülen. Seine Inszenierung ist kompromisslos, hart, sehr komplex und für alle sinne eine echte Herausforderung. Dabei kämpfen dieses Mal nicht mehr nur Männer gegeneinander. Mit Julie Estelle wurde der Cast – man verzeihe mir das Wortspiel – um eine echte "Hammer"-Braut erweitert, die dann auch für eine der intensivsten Kampfsequenzen des letzten Akts verantwortlich ist.
Obwohl "The Raid 2" mit 150 Minuten fast eine Stunde länger ist, als sein Vorgänger, die Geschichte einen Zeitraum von mehreren Jahren umfasst und das Geflecht aus den verschiedenen Verbrecherorganisationen und korrupten Polizisten recht komplex ist, wirkt der Film nicht auch nur eine Minute zu lang – oder gar langweilig. Hier zahlt es sich aus, dass Evans anders als im ersten Teil eben nicht nur auf eine Aneinanderreihung von Kampfsequenzen setzt, sondern sich auch Zeit nimmt, ein Handlungskonstrukt aufzubauen, dass sich perfekt dazu eignet, auch noch in einem möglichen dritten Teil fortgeführt zu werden.
Dennoch steht die Action natürlich im Mittelpunkt des Films. Und die ist bisweilen wirklich schmerzhaft brutal inszeniert. Dass der Film ungeschnitten in den deutschen Kinos läuft, ist angesichts einiger Szenen wirklich ein kleines Wunder. Zartbesaitete Zuschauer und alle, für die schon Teil 1 zu hart war, dürften hier schon nach wenigen Minuten an ihre Grenzen stoßen. Wer aber endlich mal wieder handgemachte, kompromisslose und schmutzige Action und einen erstklassigen gangster-thriller sehen möchte, der sollte sich dieses Meisterwerk nicht entgehen lassen. Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold