Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | The Revenant |
Genre: | Abenteuer, Drama |
Regie: | Alejandro G. Iñárritu |
Kinostart: | 07.01.2016 |
Produktionsland: | USA 2015 |
Laufzeit: | ca. 156 Min. |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.TheRevenant-derFilm.de |
Nordamerika im Jahr 1823: Der erfahrene Trapper Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) soll eine von Captain Andrew Henry (Domhnall Gleeson) angeführte Gruppe von Jägern und Soldaten sicher durch das Gebiet der Arikara Indianer zu ihrem nächsten Stützpunkt bringen. Doch nach einem Angriff der Arikara sind viele von Henrys Männern tot und ein Großteil der erbeuteten Felle verloren. Die Stimmung unter den wenigen Überlebenden ist aufgeheizt. Besonders John Fitzgerald (Tom Hardy) ist nicht besonders gut auf Glass und seinen Sohn Hawk (Forrest Goodluck) zu sprechen und will sich und seine Beute nur so schnell als möglich in Sicherheit bringen. Doch die Gruppe wird erneut aufgehalten, als Glass von einem Grizzlybären angegriffen und schwer verletzt wird. Gemeinsam mit dem jungen Jim Bridger (Will Poulter) und Hawk erklärt sich Fitzgerald bereit, beim verletzten Glass zu bleiben, bis dieser entweder transportfähig oder tot ist. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Fitzgerald will Glass von seinem Leid erlösen, wird dabei von Hawk überrascht, den er vor den Augen seines Vaters tötet. Dann überredet Fitzgerald seinen jungen Begleiter, den mehr toten als lebendigen Glass zu vergraben und den anderen zum Stützpunkt zu folgen. Doch Glass stirbt nicht. Ihm gelingt es, sich aus seinem sicheren Grab zu befreien und er findet neue Kraft in dem einen Gedanken, der ihn fortan antreibt: er will den Tod seines geliebten Sohnes rächen, koste es, was es wolle…
Dass Leonardo DiCaprio ein erstklassiger Schauspieler ist, dürfte nun wohl auch der letzte Kritiker begriffen haben. Längst schon hätte der früher oft unterschätze DiCaprio einen Oscar verdient gehabt, sei es für "Wolf of Wall Street", "Django Unchained" oder für "Shutter Island". Doch bislang ist ihm diese letzte Ehre verweigert geblieben. Und wenn es jetzt mit "The Revenant – Der Rückkehrer" nicht klappt, dann wird er wohl höchstens irgendwann einen Ehren-Oscar für sein Lebenswerk bekommen, aber niemals einen Goldjungen für eine individuelle schauspielerische Leistung. Denn was DiCaprio in dem neuen Film von "Birdman"-Regisseur Alejandro G. Iñárritu abliefert, ist an Intensität und Kraft kaum zu überbieten. Über weite Strecken kommt er dabei ohne Dialoge aus und verlässt sich ganz alleine auf seine Körpersprache und Mimik. Das macht er so hervorragend, dass man gewillt ist, die Leinwand mit Oscars zu bewerfen.
Doch der Film lebt nicht nur vom exzellenten Spiel DiCaprios und seiner Mitstreiter, wie etwa einem Tom Hardy, den man als Zuschauer aus vollstem Herzen hassen kann oder einem sehr souverän agierenden Domhnall Gleeson. Der Mix aus Survival-Drama und Rache-Thriller ist zudem ein weiteres Zeugnis des Könnens und der Vielseitigkeit von Regisseur Alejandro G. Iñárritu. Es ist absolut faszinierend, wie er es schafft, die eigentlich sehr einfach gestrickte Geschichte auf unglaublich packende, emotionale und visuell beeindruckende Art zu erzählen. Mit Hilfe von Kameramann Emmanuel "Chivo" Lubekzi wurde die raue Landschaft an den Drehorten in Kanada und Argentinien in wundervollen Bildern eingefangen, die man einfach auf der großen Leinwand erlebt haben muss. Durch seinen ganz besonderen Regiestil macht Iñárritu für sein Publikum regelrecht spürbar, welche Strapazen die Männer um Captain Henry durchleben mussten.
Richtig deutlich wird die Qualität des Könnens aller Beteiligten bei der schonungslos realistisch umgesetzten Bärenattacke. Es sind zwar nicht die grausamsten Bilder des Films, aber mit Sicherheit die, die sich am tiefsten in die Erinnerung der Zuschauer einprägen werden. Das perfekte Zusammenspiel aus physischer Hingabe DiCaprios, perfekt umgesetzten Effekten, einer mitreißenden Kameraarbeit und der atmosphärisch dichten Regie machen diese Sequenz zu einer extrem intensiven Seherfahrung. Das gilt auch für andere Szenen des Films, allerdings nicht mehr mit der gleichen Kraft, wie das bei diesem schier aussichtslosen Zweikampf der Fall ist.
"The Revenant – Der Rückkehrer" ist wahrlich kein perfekter Film. Dafür verliert sich Iñárritu einfach zu oft in seinem langsamen Erzählfluss und in seinen faszinierenden Bildern. Doch auch wenn einige Szenen eine kleine Geduldsprobe für das Publikum darstellen, ist diese Reise durch die gnadenlose Wildnis Nordamerikas insgesamt ganz großes Kino – im wahrsten Sinne des Wortes. Dafür gibt es ein ganz klares: Absolut sehenswert!!!
Ein Artikel von Sebastian Betzold