Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Thelma |
Genre: | Mystery, Thriller, Drama |
Regie: | Joachim Trier |
Kinostart: | 22.03.2018 |
Produktionsland: | Norwegen/Frankreich/Schweden 2017 |
Laufzeit: | ca. 116 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.kochmedia-film.de/kino/details/v |
Die junge Thelma (Eili Harboe) ist in einem streng religiösen Elternhaus auf dem Land aufgewachsen. Für ihr Studium zieht sie nach Oslo, wo sich ihr eine völlig neue Welt offenbart. Obwohl sie der Kontrolle ihrer Eltern durch deren ständige Anrufe nicht gänzlich entfliehen kann, erlebt Thelma hier das erste Mal so etwas wie Freiheit, Unbeschwertheit und Glück – ein Gefühl, das sich noch intensiviert, als sie Anja (Kaya Wilkins) kennenlernt und sich das erste Mal verliebt. Doch das Glücksgefühl ist nicht von Dauer, denn immer öfter wird Thelma von heftigen Anfällen heimgesucht, die sich selbst Fachärzte nicht erklären können. Doch die junge Frau ahnt, was es mit den Anfällen auf sich hat – denn Thelma verfügt über ganz besondere Fähigkeiten, die lange unterdrückt worden sind. Fähigkeiten, mit denen sie eine schwere Schuld auf sich geladen hat und die nun wieder unkontrollierbar ausbrechen. Und dieses Mal könnten sie Anja zum Verhängnis werden…
Mit "Thelma" hat Joachim Trier ein sehr atmosphärisches Mystery-Drama inszeniert, das gerade auf visueller Ebene einige sehr packende Momente zu bieten hat. Thematisch bedient sich Trier sehr offensichtlich bei Stephen Kings "Carrie". Auch hier wird das Erwachen der eigenen Sexualität mit dem Erstarken übersinnlicher Kräfte in Verbindung gebracht. Und auch der Versuch der Unterdrückung dieser Kräfte durch Religiosität ist beiden Werken gemein. Allerdings geht Trier doch sehr viel zurückhaltender und auch ein wenig subtiler an die Thematik heran, als King in seinem Horror-Klassiker. Die Parallelen sind dennoch unübersehbar.
Der große Unterschied ist in den Folgen zu finden, die diese übersinnlichen Fähigkeiten haben. Was sich Trier und sein Co-Autor Eskil Vogt hier haben einfallen lassen, ist sehr originell und in einer Sequenz äußerst verstörend. Diese Szene ist allerdings nötig, um das Verhalten von Thelmas Eltern im vollen Umfang verstehen zu können. Ihr Dilemma ist der interessanteste Aspekt der Geschichte, weil sich jeder Zuschauer zwangsläufig die Frage stellen wird: Wie würde ich handeln? Es ist auch spannend darüber nachzudenken, welche Schuld die Eltern auf sich geladen haben oder in wieweit Thelma für das verantwortlich gemacht werden kann, was in ihrer Vergangenheit, aber auch in der Gegenwart geschehen ist.
"Thelma" bietet also nicht nur auf sehr unaufgeregte, stille Art enorme Spannung, sondern auch Aspekte, über die man lange nachdenken kann. Und so kann dieser Film trotz vieler Gemeinsamkeiten zu anderen Werken wie eben "Carrie" als echte Bereicherung für das Mystery-Genre angesehen werden. Absolut sehenswert für alle, die subtilen Nervenkitzel schätzen!
Ein Artikel von Sebastian Betzold