Ticket ins Paradies

Sie gehen zwar längst schon getrennte Wege und könnten sich eigentlich egal sein. Dennoch entbrennt immer, wenn sie sich sehen, ein leidenschaftlicher Streit zwischen den ehemaligen Eheleuten Georgia (Julia Roberts) und David (George Clooney). Als ihre Tochter Lily (Kaitlyn Dever) wenige Tage nach ihrem Uniabschluss verkündet, dass sie nicht den Job bei einer renommierten Anwaltskanzlei annehmen und stattdessen in Bali einen jungen Mann heiraten möchte, den sie gerade erst kennengelernt hat, wird den verfeindeten Eltern klar: wenn sie Lily davon abhalten möchten, denselben Fehler zu begehen, den sie vor 25 Jahren gemacht haben, müssen sie an einem Strang ziehen. Und so reisen sie zur Hochzeit ins malerische Paradies, um das vermeintliche Glück ihrer Tochter um jeden Preis zu sabotieren…

"Ticket ins Paradies" ist eine im besten Sinne des Wortes klassische Romantikkomödie. Hier gibt es keine echten Überraschungen, keine dramaturgische Tiefe, dafür jede Menge Klischees. Regisseur Ol Parker ("Mamma Mia! Here we go again") versucht gar nicht erst, der Geschichte einen originellen Anstrich zu verpassen oder das Publikum intellektuell herauszufordern. Vielmehr möchte er ihnen puren Eskapismus bieten, verpackt in schöne Bilder und leichtfüßigen Slapstick, präsentiert von einem charmanten Darsteller-Ensemble. Dabei beweisen Julia Roberts und George Clooney, die ja bereits mehrfach gemeinsam vor der Kamera gestanden haben, dass sie noch immer perfekt miteinander harmonisieren. Von der Chemie, die zwischen den Beiden herrscht, kann der Film in jedem Moment profitieren.

Denn – da muss man ganz ehrlich sein – besonders gut ist das Drehbuch nicht. Doch gerade Clooney und Roberts schaffen es sehr gut, das Beste aus dem Ganzen herauszuholen. Und auch, wenn man eine solche Geschichte schon unzählige Male gesehen hat und man schon in den ersten Minuten genau weiß, wie das Ende aussehen wird, macht diese Reise nach Bali (bzw. nach Australien, wo weite Teile des Films gedreht wurden), durchaus Spaß – zumindest dann, wenn man sich einfach nur berieseln lassen möchte.

Eigentlich ist die Komödie genau das, was man vom Kino jetzt braucht: Ein Film, der einen mal die vielen schlimmen Dinge, die gerade auf unserer Welt passieren, vergessen lässt, der nicht belehren möchte oder sich in Schwermut suhlt. Vielmehr ein von Leichtigkeit getragenes Werk, das einfach nur Spaß machen möchte und seinem Publikum ein Lächeln schenken will. Ja, das ist nicht tiefsinnig oder anspruchsvoll, tut aber genau deswegen auch mal wieder richtig gut. Daher gilt: Wer romantische Komödien der einfachen und sehr klassischen Art mag, wer einfach mal für knapp zwei Stunden Urlaub vom Alltag machen und ins Paradies reisen möchte, dem kann dieses Werk wärmstens empfohlen werden. Wer aber Tiefgang und Originalität sucht, der sollte sich lieber ein Ticket für einen anderen Film lösen. Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold