Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Titane |
Genre: | Drama, Mystery |
Regie: | Julia Ducournau |
Kinostart: | 07.10.2021 |
Produktionsland: | Frankreich 2021 |
Laufzeit: | ca. 108 Min. |
FSK: | ab 16 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/KochFilms |
Vor Jahren ist der Sohn von Feuerwehrmann Vincent (Vincent Lindon) verschwunden. Plötzlich behauptet ein junger Mann (Agathe Rousselle), der verschwundene Adrien zu sein. Vincent hat kein Zweifel daran, auch wenn sich sein vermeintlicher Sohn merkwürdig benimmt. Er schiebt das auf das Träume dessen, was der Junge erlebt haben muss. Einen Zusammenhang mit einer Reihe von Morden, in dessen Zusammenhang das Model Alexia gesucht wird, sieht er nicht – noch nicht…
Es ist gar nicht so einfach, den Inhalt von "Titane", dem neuen Film von Julia Ducournau, zusammen zu fassen. Denn dieses Werk ist… wie soll ich es ausdrücken… sehr, sehr speziell. Gibt es wirklich eine Geschichte im klassischen Sinn? Eher nicht. Wird hier viel Verwirrendes, Verstörendes gezeigt, ohne dass es dafür auch nur den Hauch einer Erklärung gibt? Ganz klar: ja! Könnte man in jedes Bild etwas hineininterpretieren: Vermutlich ja, aber mir ist das nicht gelungen. Ich gebe zu, dass das Ganze eine ganz besondere Faszination auf mich ausgeübt hat, der ich mich nicht entziehen konnte. Doch einen Sinn habe ich beim besten Willen nicht entdecken können.
Ich habe mich nach der Vorführung des Films mit einem Kollegen unterhalten, der den Film ganz großartig fand. Warum, konnte er nicht sagen. "Einfach, weil er anders ist", waren seine Worte. Und da gebe ich ihm recht: Dieser Film ist anders. Ich habe vor und während meiner Tätigkeit als Filmkritiker wirklich Vieles gesehen und ich kann mittlerweile fast nie sagen, dass ich etwas vorher nicht irgendwo schon einem gesehen habe. Bei "Titane" dagegen kann ich mit Fug und Recht behaupten: So etwas habe ich so noch in keinem anderen Film gesehen. Ich bleibe bewusst vage, denn ich möchte dieses "What the F…"-Erlebnis für diejenigen unter Euch, die sich den Gewinner der Goldenen Palme von Cannes noch geben möchten, nicht schmälern.
Visuell ist der Film intensiv, keine Frage. Gut gespielt auch. Aber ist es wirklich ein guter Film, nur weil er anders ist? Hat er die Goldene Palme verdient, nur weil er gegen den Strom schwimmt? Oder ist unter der völligen Absurdität dessen, was hier erzählt wird, ein tieferer Sinn versteckt, der sich mir einfach nicht erschließt? Mag sein. Ich möchte mir nun wirklich nicht anmaßen, zu beurteilen, ob "Titane" das Meisterwerk ist, als das der Film gefeiert wird. Ich kann nur sagen, dass er mich verstört und extrem verwirrt zurückgelassen hat, weshalb ich ein "Sehenswert" auch wirklich nur unter extremen Vorbehalt geben möchte. Aber ganz klar: Wer intensives Kino erleben möchte und mal etwas ganz anderes sehen will, als es das zeitgenössische Unterhaltungskino zu bieten hat, der darf sich dieses Werk nicht entgehen lassen.
Ein Artikel von Sebastian Betzold