Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Trash |
Genre: | Abenteuer, Thriller, Drama |
Regie: | Stephen Daldry |
Kinostart: | 18.06.2015 |
Produktionsland: | Großbritannien 2014 |
Laufzeit: | ca. 114 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.trash-film.de/ |
Für Raphael (Rickson Tevez) und Gardo (Eduardo Luis), zwei Jungs aus einer Favela in Rio, gehört das Stöbern in großen Müllbergen zum Arbeitsalltag. Hier suchen sie nach allem, was sich irgendwie zu Geld machen lässt oder was sie für ihr Überleben gebrauchen können. Doch der Fund einer Brieftasche verändert ihr Leben schlagartig. Als die Polizei unter der Leitung des eiskalten Frederico (Selton Mello) auftaucht und für dem Finder der Brieftasche eine fürstliche Belohnung versprechen, ahnen die Freunde, dass sie einen ganz besonderen Fund gemacht haben. Gemeinsam mit ihrem Kumpel Rato (Gabriel Weinstein) versuchen sie, dem Geheimnis um den Besitzer des Portemonnaies auf die Spur zu kommen, nicht ahnend, dass sie damit zum Teil einer groß angelegten Verschwörung werden und sich in echte Lebensgefahr bringen. Bald können die Jungs niemand mehr vertrauen. Einzig in den beiden amerikanischen Missionaren, Vater Julliard (Martin Sheen) und seiner jungen Assistentin Olivia (Rooney Mara), finden die Jungs wichtige Verbündete, die ihnen in ihren Kampf gegen die übermächtigen Gegner helfen könnten…
Mit "Trash", der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Andy Mulligan, hat Regisseur Stephen Daldry ("Billy Elliot", "Der Vorleser") etwas ganz Besonderes geschaffen: er erzählt eine Geschichte über Straßenkinder in Rio, ohne in den üblichen Betroffenheitsmodus zu verfallen. Er entwirft eine Welt voller Armut, Korruption und Ungerechtigkeit, ohne den Zuschauer in allzu tiefe Depressionen zu stürzen. Das ist zum einen dem wunderbaren Drehbuch von Richard Curtis ("Tatsächlich…Liebe") zu verdanken, der das Geschehen mit viel wunderbaren Wortwitz auflockert. Zum anderen ist es den drei jungen Hauptdarstellern geschuldet, die ein ganz besonderes Lebensgefühl ausstrahlen: obwohl sie in einfachsten Umständen hausen und zum Überleben jeden Tag in Müllbergen herumklettern müssen, haben sie Spaß am Leben und geben die Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft nicht auf.
Dadurch verleiht der Film insgesamt seinem Publikum eine ansteckende, äußerst lebensbejahende Grundstimmung, durch die der Unterhaltungswert dieses turbulenten Abenteuers deutlich gesteigert wird. Neben den überzeugenden Darstellern und dem schönen Drehbuch sind aber auch die Kameraarbeit und die Musik hervorzuheben. Sie schaffen den perfekte Bild- und Klangteppich, auf dem sich die spannende Geschichte sehr gut entfalten kann. Auch wenn die Story aus rein dramaturgischer Sicht nicht gerade das Rad neu erfindet und durchaus als konventionell angesehen werden kann, entsteht durch das Zusammenspiel der verschiedenen gelungenen Elemente ein ganz besonderer Eindruck, von dem der Film auch nachhaltig zehren kann.
"Trash" ist leider nicht unbedingt die Art von Film, der ein breites Publikum anspricht. Das ist wirklich schade, da Stephen Daldry einen auf vielen Ebenen ganz wundervollen Film geschaffen hat, der eine gewisse Botschaft vermittelt, ohne dabei jemals seinen Unterhaltungsauftrag aus den Augen zu verlieren. Da kommen sowohl Liebhaber von anspruchsvolleren Arthaus-Filmen auf ihre Kosten, wie auch solche Zuschauer, die einfach nur kurzweiliges Unterhaltungskino genießen möchten. Ein echter Geheim-Tipp, der ein "absolut sehenswert" mehr als verdient hat!
Ein Artikel von Sebastian Betzold