Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Unbroken |
Genre: | Drama, Kriegsfilm |
Regie: | Angelina Jolie |
Kinostart: | 15.01.2015 |
Produktionsland: | USA 2014 |
Laufzeit: | ca. 137 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.unbroken-film.de/ |
Als Louie Zamperini (Jack O`Connell) 1936 im Alter von nur 19 Jahren bei den Olympischen Spielen in Berlin als Läufer für die USA antrat, schien sein Leben endlich auf der Zielgeraden zum Erfolg angekommen zu sein. Zu lange hatte es so ausgesehen, als würde der Sohn italienischer Einwanderer auf die schiefe Bahn geraten. Sein Talent im Laufsport eröffnete ihm ganz neue Möglichkeiten und neue Träume. Doch die musste er mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wie viele andere junge Männer auch vorerst auf Eis legen. Als Bombenschütze des Army Air Corps kämpfte über dem Pazifik für sein Land. Doch als seine Maschine während einer Rettungsaktion über dem Südpazifik abstürzte, begann für Louie und seine beiden überlebenden Kammeraden ein langer Weg des Leidens. Ganze 47 Tage trieben sie in einem Rettungsboot auf dem Ozean – 47 Tage, die nur zwei von ihnen lebend überstanden. Doch als sie von der japanischen Marine aufgegriffen wurden, ist das erst der Anfang eines Alptraums, der noch zwei lange Jahre andauern sollte…
Mit "Unbroken" wagt sich Angelina Jolie als Regisseurin an einen äußerst schwierigen Stoff. Die Geschichte von Louis Zamperini ist faszinierend, erschreckend, inspirierend und mitreißend. All dem in etwas mehr als zwei Stunden gerecht zu werden, ist eine Herausforderung, die Jolie streckenweise sehr gut meistert. Gerade die ersten zwanzig Minuten versprechen ein packendes Kriegsdrama, das durch die gut eingesetzten Rückblenden auch als Biografie eines außergewöhnlichen Athleten sehr gut funktioniert. Getragen von absolut überzeugenden Darstellern und von beeindruckenden Bildern ist man als Zuschauer hier sehr schnell gefesselt, auch wenn gerade die Dialoge und die Zeichnung der Nebenfiguren arg konventionell geraten ist.
Schnell macht sich dann auch bemerkbar, dass ausgerechnet das Drehbuch der Oscar-Preisträger Joel & Ethan Coen der größte Schwachpunkt des Films ist. Nach dem gelungenen Auftakt verweilt das Geschehen einfach zu lange auf hoher See und anschließend im japanischen Gefangenenlager. Obwohl hervorragend gespielt und einnehmend inszeniert, wird dem Zuschauer über 90 Minuten lang nicht mehr geboten, als einem Mensch bei unsäglichem Leiden zuzusehen. Sicherlich, der Titel des Films sagt ja schon, dass es zentral darum gehen soll zu zeigen, dass all dieses Leid den Geist von Zamperini nicht brechen konnte. Doch das Drehbuch versinkt hier in einer Monotonie, die dieser Botschaft viel von ihrer Kraft nimmt. Hätte das Drehbuch etwa die Psychospielchen, mit denen General Watanabe Zamperini brechen wollte, noch intensiver herausgearbeitet und wäre etwa die viel zu lange Szene in dem Rettungsboot noch durch einige Rückblenden unterbrochen worden, dann wäre das Endresultat vielleicht etwas kraftvoller ausgefallen, als dies letztendlich der Fall ist.
So ist es einfach schwierig, anderen Menschen zu empfehlen, Geld dafür auszugeben, um anderen Menschen zwei Stunden lang bei ihrem Leid zuzusehen. Das soll nicht heißen, dass "Unbroken" ein schlechter Film sei. Dafür hat er einfach zu viele starke Szenen und handwerkliche Stärken zu bieten. Auch erweist sich Angelina Jolie über weite Strecken als wirklich gute Regisseurin. Aber sowohl das Drehbuch, als auch daraus resultierend ihre Inszenierung verharren zu lange bei der Leidensgeschichte. Auch wenn ein Film wie dieser nicht Unterhaltung im leichten, oberflächlichen Sinn bieten soll, so muss nicht zwangsläufig vollständig auf sie verzichtet werden, um eine derart dramatische Geschichte zu erzählen. Kriegsfilmklassiker wie "Gesprengte Ketten" haben bewiesen, dass es absolut möglich ist, die Zuschauer zu unterhalten und gleichzeitig Tiefgang zu bieten. Diese Chance hat Jolie verpasst, weshalb "Unbroken" letztendlich hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Für wen die Schauspieler und die Geschichte selbst stark genug sind, um über die zähen Momente hinwegsehen zu können, dem kann dieses filmische Denkmal an den im Juli 2014 verstorbenen Louie Zamperini aber wärmstens ans Herz gelegt werden. Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold