Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Genre: | Drama |
Regie: | Bernd Böhlich |
Kinostart: | 05.09.2019 |
Produktionsland: | Deutschland 2018 |
Laufzeit: | ca. 108 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.neuevisionen.de |
Zehn Jahre lang hat Antonia (Alexandra Maria Lara) mit ihrer kleinen Tochter in einem sowjetischen Arbeitslager gelebt. 1952 gelingt es Politikern der DDR, sie zusammen mit ihrer kranken Tochter und zwei Haftgenossinnen in die Deutsche Demokratische Republik zu holen. Hier bekommt sie die Chance auf einen Neuanfang. Einzige Bedingung: Die Frauen müssen darüber schweigen, was ihnen in der Sowjetunion zugefügt wurde. Antonia ist bereit, diesen Preis zu zahlen – für sich, für ihre Tochter und auch für die DDR. Doch obwohl sich oberflächlich betrachtet alles zum Guten wendet, muss Antonia erkennen, dass sich die Vergangenheit nicht totschweigen lässt…
"Und der Zukunft zugewandt" erzählt eine packende Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht. Regisseur Bernd Böhlich konnte bei seinen Recherchen allerdings kaum auf Archivmaterial zurückgreifen, da es über dieses dunkle Kapitel keine Literatur gibt und sich die Betroffenen strikt an ihr Schweigegelübde halten. Dennoch wirkt die Geschichte, die in diesem Drama erzählt wird, authentisch und erschütternd. Die triste Bildsprache trägt viel zu der stimmigen Atmosphäre bei, die Böhlichs Inszenierung aufbaut. Und das Ensemble, ganz besonders Alexandra Maria Lara, liefert wirklich sehr starke Leistungen ab.
Dennoch gelingt es dem Film nur bedingt, die Kraft zu entfalten, die dieser Geschichte eigentlich innewohnt. Das liegt daran, dass das Erzähltempo sehr behäbig wirkt und die Momente, die eigentlich besonders emotional sein sollten, irgendwie nüchtern und unterkühlt daherkommen. Zudem springt die Erzählung immer wieder in die Zukunft zum Tag des Mauerfalls, was sich im Endeffekt aber irgendwie als völlig unnötig entpuppt. Denn das, was dadurch über Antonia offenbart wird, wird schon durch ihr Handeln im letzten Akt mehr als deutlich.
"Und der Zukunft zugewandt" ist ein sehr ambitionierter und dramaturgisch auch wichtiger Film. Doch in dem etwas krampfhaft wirkenden Versuch, auf keinen Fall in eine Art emotionalen Kitsch zu verfallen, bleibt die Inszenierung letztendlich zu distanziert und zu trist, um das Publikum so packen zu können, wie es der Film eigentlich machen sollte. Und deshalb reicht es unterm Strich auch nur für ein: Mit Abstrichen sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold