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Underdog

Underdog

Ungarn/Deutschland 2014 - mit Zsofia Psotta, Sándor Zsótér, Lili Horváth ...

Die Frankfurt-Tipp Bewertung:

Filminfo

Originaltitel:Fehér Isten
Genre:Drama, Horror
Regie:Kornél Mundruczó
Kinostart:25.06.2015
Produktionsland:Ungarn/Deutschland 2014
Laufzeit:ca. 121 Min.
FSK:ab 12 Jahren
Webseite:www.delphi-filmverleih.de

Das Leben meint es gerade gar nicht gut mit der 13jährigen Lili (Zsofia Psotta). Erst muss sie zu ihrem Vater ziehen, der so gar kein Interesse an ihr zeigt und ständig an ihr herummeckert. Und dann wird auch noch ihr geliebter Mischlingshund Hagen Opfer einer neuen Maßnahme zur Regulierung der Hundezucht. Danach werden Hunde, die nicht reinrassig sind, mit einer hohen Steuer belegt, die Lilis Vater nicht zahlen will. Deshalb soll Hagen von Hundefänger abgeholt werden. Das will Lili natürlich verhindern und so verhilft sie ihrem Vierbeiner zur Flucht. Nachdem sich Hagen fortan etlichen Gefahren auf den Straßen von Budapest entzogen hat, landet er schließlich doch im Tierheim. Dort wird er zum Anführer einer blutigen Hunde-Revolution, die selbst Lili scheinbar nicht mehr aufhalten kann…

Mit seinem sechsten Spielfilm "Underdog" hat der ungarische Regisseur Kornél Mundruczó ein sehr interessantes, überraschend vielschichtiges Werk geschaffen, das neben einigen Längen auch viele überraschend intensive Momente offenbart. Das Ganze beginnt als stilles Coming-of-Age Drama über ein junges Mädchen, das unter der Trennung ihrer Eltern und der Nichtbeachtung ihres Vaters leidet. Nach etwa vierzig Minuten ändert sich der Focus des Films und nun stehen Hagen und andere von der Gesellschaft verstoßene Mischlingshunde im Mittelpunkt. Und nach und nach wandelt sich das leise Jugenddrama zu einem düsteren Horror-Thriller in der Tradition von "Die Vögel". Wenn eine Meute wilder Hunde durch die menschenleeren Straßen von Budapest jagt, dann sorgt das immer wieder für atmosphärische Gänsehautmomente. Einige wenige blutige Szenen setzen zusätzlich effektive Horrorakzente.

Das Aufbegehren der ausgestoßenen Hunde, die vom Staat als minderwertig angesehen und daher ausgestoßen werden, bietet natürlich viel Raum für Interpretation. Doch auch wer darin keine Gesellschaftskritik sieht, wird von der zweiten Filmhälfte garantiert mitgerissen werden. Gedreht wurde nur mit echten Hunden, die von erstklassigen Tiertrainern betreut wurden. Bewusst verzichtet Mundruczó auf den Einsatz von Computereffekten, was die Wirkung der Hundeattacken noch deutlich intensiviert. Mit seinen tierischen Darstellern, für die es bei den Filmfestspielen in Cannes – kein Scherz – eine "Hunde-Palme" gab, schafft der Filmemacher einige Szenen, die sich lange ins Gedächtnis der Zuschauer einbrennen.

Allerdings muss auch gesagt werden, dass es im Verlauf der zwei Stunden Laufzeit einige deutliche Längen gibt. Gerade die erste Stunde zieht sich arg zäh dahin. Sicherlich, ein sorgfältiger Aufbau der Geschichte macht schon Sinn. Doch letztendlich hätte die Exposition deutlich gestraffter ausfallen können, ohne dass den Zuschauern entgeht, welche Botschaft der Film vermitteln möchte. Das schwierige Verhältnis zwischen Lili und ihrem Vater wird schon beim ersten Aufeinandertreffen der Beiden deutlich, da hätte es gar nicht noch vieler weiterer erklärender Szenen bedurft. Der getragene Anfang macht es schwer, Zugang zu der Geschichte zu finden, was angesichts der starken zweiten Hälfte wirklich schade ist.

Doch auch wenn der Gesamteindruck dadurch ein wenig getrübt wird, so ist "Underdog" insgesamt ein wirklich besonderer Film und ein absolut sehenswerter Beitrag zum Sub-Genre des Tier-Horrors. Eine in der zweiten Hälfte wirklich packende Parabel über Zwei-Klassen-Gesellschaften und soziale Ungerechtigkeit, die zeigt, dass sich unbequeme Probleme nicht einfach wegsperren lassen. Für Freunde des anspruchsvolleren Horrors und abgründiger Dramen gilt daher: Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold

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