Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Fathers & Daughters |
Genre: | Drama |
Regie: | Gabriele Muccino |
Kinostart: | 30.06.2016 |
Produktionsland: | USA 2015 |
Laufzeit: | ca. 116 Min. |
FSK: | ab 6 Jahren |
Webseite: | www.vaeterundtoechter-derfilm.com |
New York, 1989: Der erfolgreiche Schriftsteller Jake Davis (Russel Crowe) versucht alles, um seiner kleinen Tochter Katie (Kylie Rogers) nach dem Tod seiner Frau ein guter Vater zu sein. Doch der tragische Verlust setzt Jake psychisch extrem zu und bald sieht er keinen anderen Ausweg mehr, als sich in psychiatrische Behandlung zu begeben. Katie kommt derweil in die Obhut von ihrer Tante Elizabeth (Diane Kruger) und ihrem Onkel William (Bruce Greenwood). Als Jake nach einigen Monaten entlassen wird, muss er erneut einen schweren Kampf austragen, dieses Mal um das Sorgerecht für Katie. Obwohl es ihm gesundheitlich immer schlechter geht, kämpft Jake wie ein Löwe um seine Tochter und schreibt nebenher ein Buch, das sein größter Erfolg werden wird. Doch diese intensive Zeit hinterlässt auch bei Katie ihre Spuren, mit denen sie auch 25 Jahre später als ausgebildete Psychologin (Amanda Seyfried) noch zu kämpfen hat…
Mit "Väter und Töchter" legt Gabriele Muccino ("Das Streben nach Glück", "Sieben Leben") erneut ganz großes Gefühlskino vor. Keine Frage, die Geschichte ist nicht gerade originell und steckt voller Klischees. Wenn sich die erwachsene Katie um ein kleines Mädchen kümmern soll, die seit dem Tod ihrer Eltern kein Wort mehr gesprochen hat, dann ist vom ersten Moment an klar, dass es diesen einen Moment geben wird, in dem das Mädchen zu Katie sprechen wird. Und dieser kommt dann genau an der Stelle, an der ihn jeder Zuschauer erwarten wird. Die Inszenierung steckt voller solcher vorhersehbaren Elemente. Diese sind derart offensichtlich dazu eingesetzt, um die Tränendrüse des Publikums zu stimulieren, dass man das durchaus als manipulativ bezeichnen könnte. Auch das Spiel von Russel Crowe kann zumindest in den Momenten, in denen er mit seinen Anfällen zu kämpfen hat, als ein wenig überzogen bezeichnet werden. Subtilität ist wahrlich nicht die Stärke des Films.
Und dennoch funktioniert die rührende Vater-Tochter-Geschichte am Ende sehr gut – zumindest dann, wenn man ein Faible für kitschiges Hollywood-Kino hat. Es gibt viele Szenen zwischen Jake und der kleinen Katie, die einfach zu Herzen gehen und die - auch durch die musikalische Untermalung – für einige Tränen sorgen könnten. Und wenn man dann sieht, wie sich diese Zeit in ihrem Leben auf die erwachsene Katie ausgewirkt hat, dann ist das durchaus mitreißend – vorhersehbar und konstruiert, aber mitreißend. Man wünscht der jungen Frau, dass sie die Vergangenheit hinter sich lassen kann, um mit dem sympathischen Cameron ("Breaking Bad"-Star Aaron Paul) glücklich zu werden.
Einige Charaktere sind sehr oberflächlich gezeichnet. Die von Diane Kruger gespielte Tante etwa ist eine derart große Ansammlung an Klischees, dass sie fast schon eine Karikatur ist. Und auch bei anderen Figuren wie der schnippischen Verlags-Agentin mit einem Herz aus Gold (Jane Fonda) hat man das Gefühl, sie schon aus unzähligen anderen Filmen zu kennen. Doch Muccinos Inszenierung versucht gar nicht erst, diesen hohen Wiedererkennungswert und den manipulativen Einsatz von Kitsch-Momenten zu kaschieren. Mit einem guten Ensemble, schönen Bildern und ergreifenden Szenen erzählt er eine wirklich schöne Geschichte, die allen Schwächen zum Trotz gut unterhält und berührt. Und dafür gibt es dann entgegen aller berechtigten Kritikpunkte am Ende auch noch ein ordentliches: Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold