Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Valerian and the city of a thousand planets |
Genre: | Sci-Fi, Abenteuer |
Regie: | Luc Besson |
Kinostart: | 20.07.2017 |
Produktionsland: | Frankreich 2017 |
Laufzeit: | ca. 137 Min |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/valerian.film |
Wir schreiben das Jahr 2740: Valerian (Dane DeHaan) und seine Partnerin Laureline (Cara Delevingne) arbeiten als Spezialagenten für die Regierung, stets darum bemüht, die Ordnung im Universum aufrecht zu erhalten. Das ist bei den unzähligen Welten und Völkern, die in den Tiefen unserer Galaxie leben, nicht immer ganz einfach. Das wird mehr als deutlich, als sie den Auftrag erhalten, auf dem Wüstenplaneten Kirian eine ganz besonders wertvolle Fracht sicherstellen sollen. Diese müssen sie dann auf die riesige Raumstation Alpha, die auch Stadt der Tausend Planeten genannt wird, bringen. Hier wartet schon Commander Arun Filitt (Clive Owen) sehnsüchtig auf das, was die beiden Agenten in einer waghalsigen Aktion auf Kirian sicherstellen konnten. Doch als Valerian und Laureline merken, dass sie zum Spielball in einer mörderischen Verschwörung geworden sind, setzen sie alles daran, dass ihre Fracht nicht in die falschen Hände gerät. Auf einer Station mit vielen verschiedenen Welten und über siebzehn Millionen Einwohnern ist das gar nicht so leicht…
Mit "Valerian – Die Stadt der Tausend Planeten" hat sich Luc Besson ein Kindheitstraum erfüllt. Nicht nur, dass er als kleiner Junge die Comicabenteuer von "Valerian und Veronique" aus der Feder von Jean-Claude Mézières und Pierre Christin verschlungen hat. Die legendäre Comic-Serie hat ihn auch zu seinem Film "Das fünfte Element" inspiriert. Und er ist nicht der einzige Regisseur, der Ideen aus den Kult-Comics entliehen hat. Nach einem Besuch am Set von "Avatar" war Besson klar, dass nun die Zeit reif war, um die fantastischen Comicwelten adäquat auf die Leinwand zu bringen. Und wenn man seinem knallbunten Science-Fiction Abenteuer eines zugutehalten muss, dann ist es die spürbare Liebe zur Vorlage, die hier in jedem Moment ersichtlich ist.
Nach einer wirklich wunderbaren Eröffnungssequenz, in der Besson – untermalt von David Bowies "Space Oddity" – die Zeit von der ersten internationalen Weltraumstation über die erste Begegnung mit außerirdischem Leben bis hin in die Zeit, in der die Geschichte spielt, nachzeichnet, lässt er den Zuschauer in faszinierend anzusehende Welten eintauchen, in der auch die Möglichkeiten der 3D Technologie immer wieder gut ausgeschöpft werden. Verspielt, bunt, fantasievoll – so präsentiert sich dieser Film. Doch was seine große Stärke ist, ist zugleich auch eine echte Schwäche – und das in mehrfacher Hinsicht. Zum einen ist trotz großartiger Effekte immer ersichtlich, dass alles am Computer entstanden ist. Der ganze Film wirkt extrem künstlich, was es schwer macht, in diese Welten eintauchen zu können. Zum anderen steht die visuelle Umsetzung derart im Vordergrund, dass die aus zwei der Comicbände zusammengezimmerte Story fast komplett in den Hintergrund rückt.
Und so ist einem nicht nur die Geschichte schnell völlig egal, sondern auch die Figuren – allen voran Valerian und Laureline. Zugegeben, Model Cara Delevigne spielt hier wesentlich besser, als noch in "Suicide Squad", doch will der Funke zwischen ihr und Dane DeHaan einfach nicht überspringen. Einzig Ethan Hawke, der an seiner kleinen Rolle sichtlich Spaß gehabt hat, hinterlässt hier einen wirklich positiven Eindruck. Von dem sonst so verlässlichen Clive Owen lässt sich das dagegen nicht sagen, was aber auch daran liegen mag, dass Musik und Gesichtsausdruck schon nach einer Sekunde verraten, dass er der eigentliche Bösewicht der Geschichte ist. Wenn Besson ihm das noch mit einem dicken Edding auf die Stirn geschrieben hätte, hätte es nicht offensichtlicher sein können.
Es gibt einige wirklich schöne Einfälle, amüsante Momente und beeindruckende Bilder. Doch in anderen Momenten fragt man sich wiederum, was Besson da geritten hat. Wenn drei nervig schnatternde Schnabelwesen auftauchen, muss man sich wundern, ob Besson nichts aus dem Debakel Jar Jar Binks seines geschätzten Kollegen George Lucas, dem man ja auch nachsagt, dass er durch die Comics zu "Star Wars" inspiriert wurde, gelernt hat. Nerviger ist da nur das romantische Geplänkel zwischen Valerian und Laureline, das man den Beiden keine Sekunde lang abnimmt.
Als bunter, alberner und verspielter Gegenpol zu düsterer Science-Fiction Kost wie "Alien: Covenant", der kommenden "Blade Runner"-Fortsetzung oder sogar "Rogue One" mag "Valerian – Die Stadt der Tausend Planeten" sehr gut funktionieren. Und es wird sicherlich Genre-Fans geben, die den Film als willkommene Abwechslung ansehen und Bessons bunten Spielplatz lieben werden. Wer aber generell ein Problem mit zu künstlichen Welten, die zu offensichtlich nur CGI-Werk sind, hat und wer sich eine Geschichte wünscht, die nicht nur von bunten Bildern lebt, der könnte von dieser Comic-Verfilmung schnell gelangweilt sein. An diesem Film werden sich die Geister scheiden – und deshalb gibt es auch nur ein: Mit Vorbehalten sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold