Verräter wie wir

Ein romantischer Traumurlaub unter den Palmen von Marrakesch sollte eigentlich dabei helfen, die Ehe von Oxford-Dozent Perry (Ewan McGregor) und seiner Frau, der Anwältin Gail (Naomie Harris), zu retten. Doch als das nicht so recht gelingen will, bleibt Perry nach einem gescheiterten Abendessen alleine zurück und macht die Bekanntschaft des Russen Dima (Stellan Skarsgård), der den Briten bei einer wilden Partynacht für ein paar Augenblicke seine Sorgen vergessen lässt. Doch der Schein trügt, denn Dima verfolgt einen gefährlichen Plan: Er will nach Großbritannien überlaufen und Perry soll ihm dabei helfen. Als Geldwäscher für die russische Mafia hat Dima Informationen, die für den britischen Geheimdienst von großem Interesse sein dürften – und diese soll ihnen Perry übergeben. Widerwillig lässt er sich auf diesen vermeintlich einfachen Botendienst ein, im Glauben, dass er damit das Leben von Dima und seiner Familie rettet. Doch so einfach, wie er das geglaubt hat, läuft der Deal nicht ab. Vielmehr macht ihm der britische Geheimagent Hector (Damian Lewis) klar, dass er und Gail nun selbst ins Visier der Russen-Mafia geraten sind und Perry dabei helfen muss, weiter zwischen dem Geheimdienst und Dima zu vermitteln, wenn sie heil aus der Sache herauskommen wollen. Und plötzlich wird das Ehepaar zum Spielball internationaler Geheimdienste inmitten eines tödlichen Katz-und-Maus-Spiels…

"Verräter wie wir" ist nach "Der ewige Gärtner" oder "Dame, König, As, Spion" eine weitere Verfilmung eines Romans aus der Feder von Spionage-Spezialist John le Carré. Allerdings muss sich der Thriller von Regisseurin Susanna White ("Eine zauberhafte Nanny") weniger mit früheren Kinoadaptionen von le Carrés Romanen messen, sondern vielmehr mit Susanne Biers kürzlich veröffentlichtem TV-Mehrteiler "The Night Manager". Denn Biers Mini-Serie hat gezeigt, dass es gerade die Ausarbeitung interessanter Charaktere ist, durch die le Carrés mitunter recht ähnlich gestrickte Geschichten so spannend und mitreißend werden. Dafür bleibt bei einer mehrstündigen TV-Produktion freilich mehr Zeit, als bei einem zweistündigen Kinofilm. Hier laufen die Figuren dann gerne auch mal Gefahr, zu flachen Klischees zu werden. Das kann bei "Verräter wie wir" zwar weitgehend vermieden werden, dennoch fehlt es gerade dem von Ewan McGregor verkörperten Perry an jener vielschichtigen Tiefe, die Tom Hiddlestons "Night Manager" zu einer sehr interessanten Figur gemacht hat.

Susanna White schafft es trotzdem gut, ein spannendes Szenario aufzubauen, in dem die Grenzen zwischen Gut und Böse nicht klar gezeichnet werden. Ihr Film ist solide Unterhaltung, die niemals langweilig wird, allerdings auch keine echten Überraschungen bietet. Oftmals weiß man als Zuschauer schon ganz genau, wie eine Szene ausgeht (das gilt gerade für einen wichtigen Moment am Ende des Films), wenn diese gerade erst angefangen hat. Die atmosphärischen Drehorte und einige gelungen konstruierte Spannungsmomente können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Thriller dramaturgisch nur sehr konventionelle Kost bietet.

Wovon der Film letztendlich am meisten profitieren kann, sind die sehr guten Darsteller. White hat ein erstklassiges Ensemble zusammengestellt, das auch allzu abgenutzte Klischees solide überspielen kann. Besonders Damian Lewis und Stellan Skarsgård hinterlassen dabei einen sher guten Eindruck. Die Leistung der Schauspieler und die gute Regie machen unterm Strich "Verräter wie wir" zu einem spannenden Thriller, der das Genre zwar nicht revolutioniert, aber allen, die solide Spionage-Thriller mögen, sehr gute und kurzweilige Unterhaltung bietet. Dafür gibt es ein ganz klares: Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold