Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | La Famille Béliers |
Genre: | Komödie |
Regie: | Eric Lartigau |
Kinostart: | 05.03.2015 |
Produktionsland: | Frankreich 2014 |
Laufzeit: | ca. 106 Min. |
FSK: | ab 0 Jahren |
Webseite: | www.verstehensiediebeliers-film.de |
Paula Bélier (Louane Emera) glaubt, ein ganz normales Teenager-Leben zu führen. Ihre Eltern Gigi (Karin Viard) und Rodolphe (François Damiens) sind ihr oft einfach nur peinlich und ihr kleiner Bruder Quentin (Luca Gelberg) nervt sie mit schöner Regelmäßigkeit. Doch so ganz normal ist das Alles nicht, denn sie ist die Einzige in der Familie, die nicht gehörlos ist. Und sie liegt es an ihr, mit den Lieferanten für den familiären Bauernhof Preise zu verhandeln oder auf dem Wochenmarkt beim Käseverkauf die Kunden zu bedienen. Als es sich ihr Vater dann auch noch, genervt von der Unfähigkeit des amtierenden Bürgermeisters, in den Kopf setzt, dessen Nachfolger zu werden, muss Paula auch noch seinen Wahlkampf organisieren. Da kommt es ihr natürlich völlig ungelegen, dass ihr Musiklehrer (Eric Elmosnino) derart von ihrer Gesangsstimme begeistert ist, dass er sie für ein Gesangsstudium in Paris vorschlägt. Doch Paula kann unmöglich ihre Familie alleine lassen…oder?
"Verstehen Sie die Béliers?" war in Frankreich ein echter Kassenschlager. Alleine in den ersten 20 Tagen lockte die Komödie über 3 Millionen Zuschauer in die Kinos und konnte sich über zwei Monate erfolgreich in den Top 10 der Kinocharts halten. Der Grund für den Erfolg ist schnell gefunden. Denn trotz einiger kleiner Längen und ein paar überdrehten Gags ist diese ganz besondere Familiengeschichte einfach ein unbeschwerter Feelgood-Film, der seine Zuschauer nicht nur zum Lachen bringt, sondern der auch mit seiner Musik und einigen sehr schönen Momenten mitten ins Herz trifft. Die Darsteller sorgen dafür, dass einem die Familie Béliers von Anfang an extrem sympathisch ist. Vor allem der sehr unverkrampfte Umgang mit ihrer Behinderung, die eigentlich nur ihre Umwelt als solche empfindet, macht sie so liebenswert – auch wenn man in einigen Szenen durchaus nachvollziehen kann, warum Paula ihre Eltern manchmal richtig peinlich sind.
Eine echte Überraschung ist Louane Emera, Teilnehmerin der französischen Variante der Castingshow "The Voice", die nicht nur gesanglich überzeugen kann. Ihr Spiel ist vielleicht nicht preisverdächtig, wirkt aber erfrischend unverkrampft und sehr authentisch. Aber auch Karin Viard und François Damiens, zwischen denen die Chemie einfach perfekt stimmt, sowie Eric Elmosnino hinterlassen einen sehr positiven Eindruck. Eine weitere Hauptrolle spielt die Musik des französischen Sängers Michel Sardou. Einige seiner schönsten Lieder haben es in verschiedenen Versionen in den Film geschafft und spielen dabei auch eine ganz zentrale Rolle. Besonders dann, wenn Paula für ihre Eltern in Gebärdensprache die Ballade "Je vole" singt, ist das ein echter Gänsehautmoment, bei dem einem auch schon mal ein Tränchen in die Augen steigen kann.
Gerade im Mittelteil scheint sich die Geschichte etwas im Kreis zu drehen und auch der Humor will hier nicht immer zünden. Zudem kann auch nicht geleugnet werden, dass die ganz großen Überraschungen ausbleiben und sich das Drehbuch stets auf allzu bekanntem Terrain bewegt. Und dennoch funktioniert die Familienkomödie insgesamt richtig gut. Regisseur Eric Lartigau hat einen charmanten Film über Liebe, Leidenschaft und die Notwendigkeit, auch mal loslassen zu können, inszeniert. Das ist vielleicht nicht besonders tiefgründig, aber kurzweilig und schön. Wer leichte französische Unterhaltung mit viel Witz und Charme mag, der sollte der Familie Béliers unbedingt einen Besuch abstatten. Sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold