Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Welcome to Karastan |
Genre: | Komödie, Tragikomödie |
Regie: | Ben Hopkins |
Kinostart: | 21.05.2015 |
Produktionsland: | Deutschland/Großbritannien/Georgien 2014 |
Laufzeit: | ca. 99 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.welcome-to-karastan.de |
Einst war Emil Forester (Matthew MacFadyen) ein gefeierter Regisseur, der für einen seiner Kurzfilme sogar mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Doch der ganz große Ruhm ist ausgeblieben und der Misserfolg seiner letzten Arbeiten hat den ambitionierten Filmemacher in eine tiefe Schaffenskrise gestürzt. Als er in die neugegründete Kaukasus-Republik Karastan eingeladen wird, um dort sein bisheriges Schaffen auf einem Filmfestival vorzustellen, kommt dem frustrierten Filmemacher diese Abwechslung gerade recht. Als er dann nach einigen Komplikationen endlich sicher in Karastan angekommen ist, bekommt er von Präsident Abashiliev (Richard Van Weyden) auch noch ein ungeheuer verlockendes Angebot: er soll ein monumentales Werk über das Land drehen, mit unbeschränktem Budget, tausenden Statisten, großen Schlachtenszenen und mit dem Hollywoodstar Xan Butler (Noah Taylor) in der Hauptrolle. Zunächst ist Emil überzeugt, dass dieser Film genau das ist, was er braucht, um seine Karriere zu retten. Doch je länger er an dem Werk arbeitet, desto größer werden die Zweifel an der Richtigkeit seiner Entscheidung. Die vielen Probleme am Set, die Allüren des exzentrischen Hauptdarstellers und die verführerische Anziehungskraft von Abashilievs Assistentin Chulpan (Myanna Buring) scheinen Emils Verstand völlig zu vernebeln. Und so merkt er auch nicht, dass er bald ums ehr viel mehr kämpfen muss, als um den erfolgreichen Abschluss der Dreharbeiten…
"Welcome to Karastan" ist eine bissige Satire über Politik, Propaganda und das Filmgeschäft. Was passiert, wenn große Egos aufeinandertreffen, wenn künstlerische Ambitionen den Blick für die Realität vernebeln und wenn sich das Volk gegen einen mächtigen Despoten auflehnt, das versucht Regisseur Ben Hopkins mit einer Mischung aus Humor und melancholischem Drama aufzuzeigen. Gedreht wurde in Georgien, aber auch in Frankfurt fand Hopkins einen passenden Drehort: das Kino Orfeos Erben verwandelte sich kurzerhand in den privaten Vorführraum von Präsident Abashiliev, der von dem Frankfurter Schauspieler Richard Van Weyden dargestellt wird. Beim Dreh im Orfeo äußerte sich Matthew MacFadyen uns gegenüber begeistert von der Geschichte des Films, da diese eben nicht nur als Politsatire, sondern auch als Komödie über das Filmgeschäft hervorragend funktionieren würde.
Dem kann nach der Sichtung des fertigen Films leider nur bedingt zugestimmt werden. Es gibt einige Momente die erfüllt sind von Skurrilität und bissigem Witz. Emils Ankunft in Karastan etwa offenbart perfekt das satirische Potential der Geschichte. Auch die ersten Momente auf dem Filmfestival gehen in diese Richtung. Doch dann gibt es wiederum andere Aspekte, die entweder zu überzeichnet sind – wie etwa die Figur von Hollywood-Star Xan Butler – oder die in ihrer tristen Ernsthaftigkeit einfach nur bedrückend wirken. Es ist wahrlich nicht negativ zu werten, dass auch eine Komödie versucht, ernsthafte Seiten an den Tag zu legen und damit eine gewisse Tiefgründigkeit aufzubauen. Doch hier ist die Diskrepanz zwischen den ruhigeren Momenten, den satirischen Szenen und den etwas überspitzen Albernheiten einfach zu groß, so dass sich einfach kein stimmiges Gesamtbild einstellen will.
Es gibt genügend ganz wunderbare Momente, die "Welcome to Karastan" trotz einiger Längen für Liebhaber von kleinen Arthaus-Satiren durchaus sehenswert machen. Doch es wird leider auch immer wieder deutlich, dass hier noch ein deutlich besserer Film möglich gewesen wäre, der mit noch böserem Humor, etwas mehr Tempo und etwas stimmigerem Grundton durchaus das Zeug zum Kultfilm gehabt hätte. So aber ist das Ganze eine nette, aber eben auch etwas halbgare Angelegenheit. Und das reicht am Ende dann auch nur für ein: Mit Einschränkungen sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold