Wenn Du König wärst

Alex (Louis Ashbourne Serkis) gehört nicht gerade zu den stärksten oder sportlichsten Kindern an seiner schule. Dennoch tritt er immer wieder mutig gegen die Schulrowdys Lance (Tom Taylor) und Kaye (Rhianna Dorris) auf, wenn sie mal wieder seinen besten Freund Bedders (Deam Chaumoo) drangsalieren. Als die sich dafür rächen wollen und Alex nach der Schule auflauern, landet der Junge auf der Flucht in einer Baugrube. Hier entdeckt er ein altes Schwert, das er problemlos aus einem Stein zieht. Damit tritt er eine Reihe unglaublicher Ereignisse los. Plötzlich taucht ein neuer Schüler (Angus Imrie) auf, der sich als der alte Zauberer Merlin (Patrick Stewart) entpuppt. Er teilt Alex mit, dass er ein Nachkomme des legendären König Arthur ist und dass nur er die böse Magierin Morgana (Rebecca Ferguson) davon abhalten kann, dass die ihre alte Macht wieder erlangt. Denn dann wäre die gesamte Menschheit in Gefahr. Doch um gegen Morgana anzutreten, muss Alex eine unerwartete Gemeinschaft eingehen, die aber der enormen Gefahr, die auf sie wartet, nicht gewachsen zu sein scheint… 

Mit "Wenn Du König wärst" liefert Joe Cornish den lang erwarteten Nachfolger seines kultigen Alien-Invasion-Thrillers "Attack the Block" von 2011 ab. Cornish erzählt darin eine moderne Variante der König Arthus Sage, die sich zwar vorrangig an ältere Kinder richtet. Doch an dem mitunter herrlich schrägen Humor, den charmanten Charakteren und dem cleveren Spiel mit alten Mythen kann man durchaus auch als Erwachsener viel Spaß haben. Mir ist beim Ansehen des Films immer wieder durch den Kopf gegangen, dass ich diesen lustigen wie spannenden Abenteuerfilm als 12jähriger Junge geliebt hätte. 

Der Humor ist meister kindgerecht, wird aber nie albern. Das ist bei Kinder- und Jugendfilmen leider fast schon eine Seltenheit geworden. Zudem scheut Cornish Überzeichnungen und erreicht so, dass die böse Magierin und ihre Lakaien gerade für jüngere Zuschauer wirklich gruselig oder sogar furchteinflößend sind. Das macht den Film insgesamt sehr gelungen, könnte aber bei Kindern unter 10 Jahren auch für ein paar Alpträume sorgen. Doch keine Angst: "Wenn Du König wärst" ist zwar hier und da etwas düster, macht aber in erster Linie Spaß und bietet viele richtig gute Lacher. Die meisten davon gehen auf das Konto des jungen Merlin, der wunderbar schrullig von Angus Imrie verkörpert wird. 

Die jungen Darsteller, allen voran Louis Ashbourne Serkis (Sohn von Motion Capture König Andy Serkis), können durch die Bank weg überzeugen. Ihr Spiel wirkt angenehm natürlich und unaufgesetzt, wodurch nicht nur die humorvollen Szenen sehr gut funktionieren. Auch die ernsthafteren Momente meistern sie sehr glaubhaft. Und davon hat der Film auch einige zu bieten, die Cornish mit sensibler Hand umgesetzt hat, ohne dass sie jemals zu lehrmeisterhaft oder zu kitschig wirken. 

Zum Ende hin gibt es zwar ein paar Mängel an den CGI-Effekten auszumachen. Und das Finale kann als ein klein wenig überzogen bezeichnet werden. Doch unterm Strich ist "Wenn Du König wärst" ein rundum gelungenes Kinoabenteuer für Kinder und Junggebliebene, das witzig und spannend ist, aber auch ins Herz trifft. Nur die Altersfreigabe ab 6 Jahren ist aufgrund einiger Szenen nicht ganz nachvollziehbar. Trotzdem: Absolut sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold