Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | West Side Story |
Genre: | Musikfilm, Romantik, Drama |
Regie: | Steven Spielberg |
Kinostart: | 09.12.2021 |
Produktionsland: | USA 2020 |
Laufzeit: | ca. 156 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | www.facebook.com/20thCenturyStudiosD |
Eines der größten und beliebtesten Musicals aller Zeiten kommt zurück auf die große Leinwand. "West Side Story" entführt uns ins New York des Jahres 1957. Die Straßen werden beherrscht von den rivalisierenden Banden Jets und Sharks. Tony (Ansel Elgort), Mitbegründer der Jets, verliebt sich ausgerechnet in Maria (Rachel Zegler), die Schwester von Sharks-Anführer Bernardo (David Alvarez). Der ist darüber ebenso außer sich, wie Tonys bester Freund und Anführer der Jets, Riff (Mike Faist). Diese Liebe darf einfach nicht sein! Doch während Tony und Maria überzeugt sind, dass am Ende die Liebe über den Hass und die Vorurteile siegen kann, wenn sie nur stark genug ist, sehen Bernardo und Riff nur einen Ausweg: Einen Kampf um die Ehre ihrer Gang…
Schon 1961 hat Robert Wise das auf William Shakespeares "Romeo und Julia" basierende Musical mit der Musik von Leonard Bernstein, Songtexten von Stephen Sondheim und dem Buch von Arthur Laurents für das Kino verfilmt. Dafür gab es sagenhafte 10 Oscars und bis heute zählt diese Adaption zu den besten Kinomusicals überhaupt. Da stellt sich natürlich die Frage, ob eine Neuverfilmung überhaupt nötig gewesen wäre. Doch Steven Spielberg beweist mit seinem ersten Ausflug ins Genre der Musicals, dass man der bekannten Vorlage absolut treu bleiben und ihr dennoch neue Seiten abgewinnen kann.
Beim sehr authentischen Casting hat das Team um den Meisterregisseur beinahe durchgehend ein sehr gutes Händchen bewiesen. Einzig Hauptdarsteller Ansel Elgort wirkt ein ganz klein wenig zu glatt für die Rolle des Tony, auch wenn er schauspielerisch voll und ganz überzeugt. Ein besonderer Coup konnte allerdings mit der Besetzung der für den Film hinzugefügten Figur der älteren Ladenbesitzerin Valentina, die Tony nach seiner Haftstrafe bei sich aufgenommen hat, gelandet werden. Denn diese Rolle spielt Rita Moreno, die in dem 1961er Film die Rolle von Bernados Freundin Anita gespielt hatte und dafür mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Moreno darf in der neuen Version auch einen der bekanntesten Songs des Musicals, die Ballade "Somewhere" singen. Einfach schön.
Spielbergs "West Side Story", das zu großen Teilen an Schauplätzen in New York gedreht wurde, zeigt auf mitreißende Art nicht nur die Schönheit und Tragik der Liebesgeschichte, sondern auch die Aktualität des Konflikts zwischen verschiedenen Kulturen. Hier prallen Vorurteile und daraus geborener Hass aufeinander, was verhindert werden könnte, wenn man seine Vorurteile beiseiteschieben und mehr Toleranz im Herzen zulassen würde – was, wie der Film auch gut zeigt, von allen Seiten ausgehen muss, um funktionieren zu können.
"West Side Story" schafft perfekt den Spagat zwischen klassischem Musical und frischer Neuinterpretation. Oft sind es nur Nuancen, die verändert wurden, doch die verleihen Spielbergs Version einen ganz eigenen Charakter und eine Relevanz, die dem Remake trotz aller Ähnlichkeiten zur ersten Verfilmung seine Berechtigung gibt. Zugegeben, ich mag als großer Verehrer der Arbeit von Steven Spielberg etwas voreingenommen sein. Doch auch mit dem nötigen professionellen Abstand kann ich diese Musical-Verfilmung nur als gelungen bezeichnen. Ein mitreißender, bewegender und wie gesagt durchaus auch relevanter Film, der natürlich Musical-Fans wärmstens ans Herz gelegt werden kann. Absolut sehenswert!
Ein Artikel von Sebastian Betzold