Die Frankfurt-Tipp Bewertung: |
Originaltitel: | Yes, God, Yes |
Genre: | Komödie |
Regie: | Karen Maine |
Kinostart: | 18.01.2021 |
Produktionsland: | USA 2019 |
Laufzeit: | ca. 78 Min. |
FSK: | ab 12 Jahren |
Webseite: | capelight.de/ |
Was soll man nur als Teenagermädchen macht, wenn dem Erwachen der eigenen Sexualität eine streng katholische Erziehung im ländlichen Amerika entgegensteht? Mit diesem Problem sieht sich Alice (Natalia Dyer) konfrontiert, der zu Hause wie auch in der Schule seit jeher beigebracht wurde, dass Sex vor der Ehe oder gar Selbstbefriedigung eine schlimme Sünde sind. Doch wohin mit dem schönen Kribbeln, das sich jedes Mal breit macht, wenn sich Alice die Sexszene aus "Titanic" ansieht? Vielleicht helfen ja vier Tage im Kirchenlager, um die sündigen Gedanken aus ihrem Kopf zu vertreiben. Doch auch Gruppenübungen und Bibelstunden helfen nicht, wenn Alice den ganzen Tag den süßen Chris (Wolfgang Novogratz) anhimmelt. Ist das für das Mädchen der sichere Weg in die Hölle?
Mit der Langfilmadaption ihres eigenen Kurzfilms ist Regisseurin Karen Maine eine witzige und erfrischend ehrliche Indie-Comedy über Selbstbestimmung und weibliche Sexualität gelungen, die auf dem SXSW-Filmfestival 2019 mit dem Spezialpreis der Jury für das beste Filmensemble ausgezeichnet wurde. Natalia Dyer, bekannt aus der Netflix-Serie "Stranger Things", spielt wunderbar das etwas naive Mädchen, das sich in einer Welt voller Bigotterie und unterdrückter Gefühle zurechtfinden muss. An ihrer Seite agieren zahlreiche weitere Seriendarsteller und -darstellerinnen, wie Timothy Simons aus "Veep: Die Vizepräsidentin", Alisha Boe aus "Tote Mädchen lügen nicht" oder Donna Lynne Champlin aus "Crazy Ex-Girlfriend". Sie alle agieren mit einer ansteckenden Spielfreude und einer Leichtigkeit, die perfekt der Inszenierung von Karen Maine entspricht.
Die Geschichte, die in den frühen 2000ern spielt, ist zwar recht einfach gestrickt, trifft aber mit ihrer Botschaft genau ins Schwarze. Maine porträtiert sehr gut die chaotische Gefühlswelt von Teenagern, die einfach nicht verstehen, was die wild gewordenen Hormone mit ihnen anstellen. Gewürzt mit viel Humor gelingt es ihr, die emotionalen Fallstricke auf dem Weg zum Erwachsenwerden aufzuzeigen, ohne dass sie sich allzu platter und zotiger Gags bedienen muss. Ihr Film zeigt, das Sexualität etwas ganz Natürliches ist, das sich nicht unterdrücken lässt. Diejenigen, die das in dem Film angeblich im Namen ihres Glaubens tun, sind nur vordergründig glücklich damit. Im stillen Kämmerlein sieht das dann aber ganz anders aus. Auch damit kommt der Film der Wirklichkeit sehr nahe.
"Yes, God, Yes – Böse Mädchen beichten nicht" hätte zwar an einigen Stellen gerne noch etwas bissiger sein können. Doch dieses Manko macht die Inszenierung mit einem einnehmenden Charme und der bereits erwähnten Spielfreude der Darsteller*innen zum größten Teil wieder wett. Wer eine Teenie-Komödie a la "American Pie" erwartet, der wird vielleicht etwas enttäuscht sein. Wer aber hintersinnige Coming-of-Age Komödien mag und amerikanisches Independent-Kino schätzt, der sollte hier auf jeden Fall mal einen Blick riskieren. Sehenswert!
Nachdem der geplante Kinostart gestrichen wurde, ist "Yes, God, Yes – Böse Mädchen beichten nicht" ab dem 18. Januar exklusiv auf Amazon Prime Video zu sehen. Ab dem 29. Januar ist der Film auf allen gängigen VoD-Plattformen digital zum Kauf erhältlich. Die DVD- und Blu-ray erscheinen dann – ebenfalls wie die digitale Leihversion – am 05. Februar 2021
Ein Artikel von Sebastian Betzold