Bei der diesjährigen Fußball-WM ist alles anders: So findet sie nicht wie üblich im Sommer, sondern in der Vorweihnachtszeit statt. Zudem steht das Gastgeberland Katar wegen diverser Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. Da stellt sich vielen Fans die Frage: Soll man die WM boykottieren oder kann und sollte man zwischen der Führung eines Landes und dem Sport klar unterscheiden? Hilft es überhaupt, wenn ich darauf verzichte, die Spiele anzuschauen? Keine leichte Frage, aber klar ist: Die Entscheidung ist privat und jedem selbst überlassen. Etwas anders sieht das auf offizieller Seite aus. Hier ist es gut und richtig, wenn sich Städte und Gemeinden klar positionieren. Frankfurt hat wie zahlreiche andere Städte in Hessen klar gemacht: Public Viewing Events, wie sie bei vergangenen Welt- und Europameisterschaften stattgefunden haben, wird es dieses mal nicht geben. Frankfurts Sportdezernent Mike Josef hat in mehreren Statements klar gemacht, dass sich solche Publikum-Events nicht mit den Projekten und Kampagnen vereinbaren ließen, mit denen die Stadt zur Achtung der Menschenrechte aufruft.
Auch Stadion-Geschäftsführer Patrik Meyer erteilt dem Public Viewing im Waldstadion eine klare Absage. Hier ist der Grund allerdings ein anderer: In den Wintermonaten wird es umfangreiche Baumaßnahmen zum Ausbau der Nordwestkurve geben. Während es bei früheren Fußball-Meisterschaften im Sommer auf der beliebten Rooftop-Location City Beach auch Public Viewing Events gab, sind auf dem City Weihnachtsmarkt Frankfurt, der derzeit an dem Standort auf dem Dach des Parkhauses Konstablerwache stattfindet, keine Spielübertragungen geplant.
Auch auf dem großen Frankfurter Weihnachtsmarkt wird es keine WM-Spiele zu sehen geben. Thomas Feda, Geschäftsführer der Tourismus+Congress GmbH, sagt, es habe die Diskussion gegeben, sie sei aber sehr kurz gewesen. Eine Übertragung von Fußballspielen passe einfach nicht zur Atmosphäre des Weihnachtsmarkts. Zudem hätte das sorgfältig ausgearbeitete Sicherheitskonzept komplett neu angepasst werden müssen. Auch Thomas Roie, Vorsitzender des Schaustellerverbands Frankfurt Rhein-Main, macht ganz klar, dass es von Seiten der Schausteller keinerlei Interesse gäbe. Natürlich könnte es sein, dass bei prominenten Spielen weniger Menschen auf den Weihnachtsmarkt kommen, aber das wäre auch bei Volksfesten der Fall, wenn die WM im Sommer stattfindet.
Wer den Weihnachtsmarktbesuch mit dem WM-Schauen verbinden möchte, der muss sich auf den Weg nach Offenbach machen. An Stand 1, Stand 14 im Zelt und an Stand 22 im Zelt des Glühweinstandes können Weihnachtsmarktbesucher die Spiele auf kleineren Monitoren verfolgen. Trotzdem soll auch hier die Fußball-WM nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen.
In Sports-Bars, Kneipen und Gaststätten, in denen regelmäßig Sport-Events übertragen werden, wird es in der Regel auch zur Fußball-WM die Möglichkeit geben, die Spiele mit anderen Fans gemeinsam genießen zu können. Und es darf davon ausgegangen werden, dass – sofern die Deutsche Elf die Vorrunde meistert und sich dann in Richtung Finale kickt – auch Locations, die jetzt erstmals kein Rudelgucken anbieten, diese Entscheidung noch einmal überdenken werden. Doch größere Public Viewing Events wird es in Frankfurt, Wiesbaden und anderen Städten Hessens definitiv nicht geben.