Kommt ein Boot geschippert und legt an am Eisernen Steg. Neudeutsch nennt sich das „Pop-Up“. Ein solches Boot ist am Main im September aufgepoppt, hat weiße Sonnenschirme aus Stroh auf dem Oberdeck aufgespannt, froschgrüne Sonnenstühle aufgeklappt und zwei Schautafeln im Schlepptau.
Das Museum Judengasse hat sich wirklich etwas einfallen lassen, um Museumsarbeit zu leisten. Weil es so gar nicht nach Museum für Besucher aussieht, sondern klar, ihr kommt drauf: nach Strand und süßem Nichtstun. (Ich habe mich für euch persönlich auf das Boot begeben und den Entspannungscharakter bis ins Detail überprüft.)
Was gibt es zu erleben? Nach der üblichen Taschenkontrolle am Eingang kann sich der Gast für den Tel Aviv Beach oder das Oberdeck entscheiden; dazu israelische Tapas und Getränke zu akzeptablen Preisen erwerben. (Kaffees gibt es für weniger als vier Euro.)
Und ganz nebenbei streut das Museum sein Engagement ein. Oder besser gesagt, seine Absicht, Besucher um ihre Meinung zu bitten. „Was wünschen Sie sich vom Jüdischen Museum“ trifft auf Bitten wie „das Boot soll bleiben“, „freies Wi-Fi“ oder „Liebe“ und „Mehr Kontakt zur Kunstszene in Tel Aviv“. Die Frage stieß offenbar auf reges Interesse, denn die Bordwand bepflasterten viele Aufkleber.
Das Boot ist zwar sehr gelungen als Entspannungsoase, aber tatsächlich schon erstes <link http: www.juedischesmuseum.de startseite.html _blank>„Ausstellungserlebnis“ des Jüdischen Museums, das dereinst Frankfurt bereichern wird. In einer sechswöchigen Aktion ist ein Ort entstanden, um die Idee für das neue JM ins Gespräch zu bringen: angelehnt an die jüdische Tradition des Zeltes oder auch der Laubhütte, in der an die Zeit des Unterwegsseins, genauer die Wüstenwanderung der Israeliten, erinnert wird, ankert das Pop Cup Boot noch bis zum Laubhüttenfest am Schaumainkai.
Bis zum 16. Oktober erwartet die Besucher täglich ab 12 Uhr ein facettenreiches Programm das von Konzerte über Filme, Lunch Talks bis zu Lesungen und mehr reicht. Nachwuchsregiesseure stellen ihre Projekte vor, Autoren berichten über ihr Jüdisch- und Erwachsenwerden in Deutschland sowie thematisieren die jüdischen Perspektive zu Feminismus oder zur aktuellen Flüchtlingsfrage.
Ach, bei allem Ernst darf aber die Musik nicht zu kurz kommen. Dass jüdische Musik nicht nur unbedingt Klezmer meint, zeigen Efrat Alony, La Bolshevita und Vocal Global Music, die sich in ihren Sets von Jazz, Punk, Hip Hop, Balkan Beats und Electro beeinflussen lassen. Na, ist das nicht spannend?