Beim Bäcker locken die köstlichen Kreppel in der Auslage, mit Luftschlangen, die Orthopädin in Seckbach dekoriert ihre Stützstrümpfe wild und bunt, und meine Freunde hopsen auf Instagram im Pippi-Langstrumpf-Kostüm durchs Bild.
Kein Zweifel mehr: Die fünfte Jahreszeit ist in vollem Gange. Nicht mehr lange, dann zieht der Zug durch Klaa Paris (aka Heddernheim), holen die Herren an Weiberfasnacht die ollsten Schlipse aus dem Schrank und die Narren hämmern nachdrücklich an die Rathaustür, um die Stadt zu übernehmen.
Und damit ihr davon nichts verpasst, hat Frankfurt-Tipp eine schöne Übersicht zur Fastnacht in Frankfurt für euch zusammengestellt.
Buntes Treiben mit Tradition
Mensch mag zu den Feierlichkeiten im Februar stehen wie er oder sie mag, irgendwas muss ja dran sein, an einer Tradition, die seit dem Mittelalter innig gepflegt wird!
Kurz vor dem Beginn der Fastenzeit treiben wir es noch mal ganz bunt.
Doch in dem bunten Treiben steckt bis heute ordentliches Rebellentum gegen die herrschende Ordnung. Weil nämlich kritische Äußerungen im 19. Jahrhundert verboten waren, traf man sich im Geheimen und äußerte sich auf lustige Art und Weise.
Mit der Elf zeigen die Karnevalisten der Kirche und ihren ZEHN Geboten eine lange Nase.
Denn, wer diese überschritt, wurde damals als „Narr“ bezeichnet.
An Weiberfastnacht gehört die Stadt dann den Frauen. Schlipse abschneiden und die Macht übernehmen – auch in Zeichen der angestrebten Gleichberechtigung ist das immer noch ein Akt der Befreiung.
Mein karnevalistischer Blick auf einen Tag als Obernärrin in Frankfurt
Für einen Tag immerhin – an Weiberfastnacht, wenn der Karneval rauscht und die Bütt bebt, leg ich mich, frei nach Rio Reiser, aufs Bett und mal mir aus, wie es wäre, wenn ich nicht die wäre, die ich bin - sondern Obernärrin von Frankfurt. (De facto herrschen natürlich Ihre Tollitäten, aber dazu später.)
Was würde ich machen, also, wenn ich Königin von Frankfurt wär?
Mehr als dass Socken und Autos nicht mehr stinken, würde ich komplett autofrei beschließen. Dafür bestellte ich haufenweise die drolligen, selbstfahrenden Mobile beim RMV.
Diese kleinen Dinger düsten dann kreuz und quer durch die Stadt, um uns alle von A nach B ganz easy zu bugsieren. Alles gelenkt mittels einer App.
Richtig groß raus kämen auch die hiesigen Fähren, die vollintegriert in mein wohldurchdachtes Verkehrskonzept wären, um Verkehrsteilnehmer von Hibbde- nach Dribbdebach zu schaukeln.
Nicht wie Rio Reiser würde ich jeden Morgen erst mal einen Glas Schampus trinken. Hallo? Nein, mein Mispelchen tät ich genießen. ;-)
Und endlich auch ein Stadtbad am Main anschließen. Denn ich denk mir, was Zürich kann, kann Frankfurt auch!
Ich würde im Oosten hängen, Tag ein, Tag aus - Käm viel rum, würde auch nach USA reisen, und niemanden in die Waden beißen. Dafür aber in der Partnerstadt Philadelphia an der Freiheitsglocke ordentlich bimmeln.
Als Obernärrin von Frankfurt würde ich selbstverständlich beschließen, dass jede frischgebackene Mutter aus Bornheim von nun an einen Strampler des hiesigen Fußballclubs erhielte – sorry, liebe Eintracht. Aber, was zu weit geht, geht zu weit. In Bornheim regiert der FSV, da ist der Strampler Weiß und Blau.
Gute Karten für diesen Vorstoß hätt ich bei den Karnevalisten bestimmt, ist doch Prinz Jonas I. ein Bernemer Bub! :-)
Hätte ich nur 24 Stunden als Oberhaupt am Main, dann wäre freier Eintritt in jedem Yogastudio, würde ich in der Präsidentensuite eines Luxushotels mal Hof halten, das Catering wäre afrikanisch und der Tee natürlich arabisch.
Das alles und noch viel mehr, würde ich machen, wenn ich närrisch in Frankfurt wär‘
Wenn ihr über das Rathaus herrschen würdet, was würdet ihr machen? Wo lässt sich am Main am besten feiern?
Ein Beitrag von Sabina Brauner