Wie wir Euch bereits berichtet hatten, soll im Zuge der Sanierung des Zoogesellschaftshauses hier ein Kinder- und Jugendtheater entstehen, das noch mehr Kulturangebote für junge Menschen in die Mainmetropole bringt. Nun nehmen die Pläne für das Theater konkretere Formen an. Am vergangenen Mittwoch, 7. Juli, wurden drei für einen Architekturwettbewerb eingereichte Entwürfe ausgezeichnet. Teilgenommen hatten 17 renommierte Architekturbüros aus dem In- und Ausland. Die Entscheidung des Preisgerichts für den Siegerentwurf fiel auf das Büro Ortner & Ortner Baukunst Gesellschaft von Architekten aus Berlin, den zweiten Platz belegt das Büro Hascher Jehle Assoziierte aus Berlin und mit dem dritten Platz wurde die karlundp Gesellschaft von Architekten aus München prämiert.
„Die ausgezeichneten Entwürfe zeigen, in welchem Raum, in welcher Atmosphäre und in welchem kreativen Umfeld künftig viele Frankfurter Kinder ihre ersten Erfahrungen mit der Welt des Theaters machen werden. Erfahrungen, die oft den Zugang eines jungen Menschen zur Kultur für das ganze Leben prägen“, sagte Kulturdezernentin Ina Hartwig. „Es ist ein großer Schritt für die Künstlerinnen und Künstler, denen sich künftig hier eine wunderbare Bühne für ihr Können bietet. Und zwar sowohl dem künftigen Ensemble eines eigenständigen Kindertheaters, als auch den vielen existierenden Gruppen der freien Szene, denen dieses Haus ebenfalls zur Verfügung stehen wird.“
Großes Interesse am Wettbewerb
Besonders gefreut hat die Initiatoren des Wettbewerbs, dass dieser auf so großes Interesse gestoßen ist. Aufgabe für die Teilnehmenden war, die Bedarfe der Nutzer Kindertheater und Zoo in dem flächenmäßig begrenzten Zoogesellschaftshaus unterzubringen und in Zusammenhang mit der dafür notwendigen Aufstockung des Gebäudes unter Beachtung der Vorgaben des Denkmalschutzes zu verknüpfen. Für das Theater gilt das Prinzip des offenen Hauses, Herzstück ist der große Theatersaal für bis zu 450 Zuschauer. Er kann in zwei kleinere Säle geteilt werden. Die Räume sind multifunktional nutzbar, es gibt keine festen Spielrichtungen, Szenenflächen und Zuschauerbereiche. Verfahrbare Tribünenelemente erlauben die Gestaltung nach künstlerischen Erfordernissen. Keine ganz leichte Aufgabe, die nach Ansicht des Preisgerichts aber in den Siegerentwürfen sehr gut umgesetzt wurde. Das Preisgericht bestehend aus Architekten, Theaterexperten und Vertretern von Politik und Kultur tagte unter dem Vorsitz der Architektin Anett-Maud Joppien vom Büro Dietz-Joppien Architekten.
Aus 17 eingereichten Entwürfen kürte das Preisgericht das Büro Ortner & Ortner Baukunst Gesellschaft von Architekten mit folgender Begründung: „Die Entwurfsaufgabe stellte die Frage nach dem Verhältnis des Gebäudes zu einerseits dem städtischen Raum, andererseits aber auch zu seiner Beziehung zum Zoo als Grünraum und Park. Den Verfassern gelingt es auf mehreren Ebenen hierzu eine überzeugende Antwort zu finden. In der äußeren Erscheinung wird das bestehende Gebäude an der Südseite in Anlehnung an das historische Erscheinungsbild sensibel an den Altbau angepasst. Hierdurch entsteht ein U-förmiger massiver anmutender Baukörper, der in Richtung Zoogelände durch einen leichten Holzhyridbau mit vorgestellter filigranen Stahl-Glaskonstruktion ergänzt wird. Diese bildet eine atmosphärisch angenehm spielerisch wirkende Filterschicht zum Zoogelände, die mit leichter Hand die Massivität des Altbaus kontrastiert und einen wunderbaren Übergang zum Freigelände formuliert. Aus Sicht der Theatermacher werden alle Nutzungsanforderungen in diesem Entwurf, wie beispielsweise Flexibilität und Multifunktionalität, realisiert. In der Summe setzt der Entwurf die angestrebten Ziele des offenen Hauses, der Flexibilität und angenehmen kindgerechten Atmosphäre hervorragend um.“ Die bekannte und beliebte Frontansicht des Zoogesellschaftshauses bleibt bei allen Entwürfen so erhalten, wie sie ist. Sie steht unter Denkmalschutz. Ergänzt wird lediglich ein Dachaufbau, wie er bereits vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg vorhanden war.
Offenes Haus für alle
Das Zoogesellschaftshaus aus dem Jahr 1875 hat eine lange Geschichte und war schon immer ein Ort der Kinder und ein Ort des Theaters. „Viele Frankfurter werden sich erinnern, wie sie selbst als Kinder auf dieses Gebäude zugegangen sind. Der jetzige Entwurf bietet die Chance, die Geschichte weiter zu schreiben und das imposante aber dringend sanierungsbedürftige Gebäude als Kulturort wieder zu beleben: Als offenes Haus, dass sein Publikum schon von außen anzieht“, erklärt Hartwig. Darüber hinaus soll die Verzahnung mit dem Zoo-Komplex fortgesetzt werden: Im sanierten Zoogesellschaftshaus werden Zooverwaltung und Zooschule neue Räumlichkeiten beziehen.
Nächste Schritte
Mit dem Ergebnis des Architekturwettbewerbs ist nun die konkrete Grundlage für die weitere Planung gelegt. Im nächsten Schritt beginnt nun – nach letzten Nachbesserungen und Optimierungen am Siegerentwurf – die Arbeit an der Bau- und Finanzierungsvorlage, in der die jetzigen baulichen, technischen und künstlerischen Vorgaben konkretisiert, verfeinert und in ein solides Finanzkonzept aufgenommen werden. „Das Kinder- und Jugendtheater ist festgeschrieben im neuen Koalitionsvertrag. Das Projekt ist politisch gewollt, kulturell notwendig, technisch machbar und finanziell darstellbar, zudem muss das Zoogesellschaftshaus ohnehin dringend saniert werden. Deshalb werden wir diese Chance jetzt ergreifen“, sagt Hartwig abschließend.
Ausstellung im Zoogesellschaftshaus
Es handelte sich um einen nicht offenen Wettbewerb mit vorgeschaltetem qualifiziertem Auswahlverfahren. Die Beauftragung wird über ein nachgeschaltetes Verfahren nach der Vergabeverordnung für freiberufliche Dienstleistungen (VgV) an einen der Preisträger erfolgen. Das Wettbewerbsverfahren wurde von MuseumsBausteine Frankfurt im Auftrag der Stadt Frankfurt durchgeführt und von BSMF Frankfurt am Main begleitet. Der Siegerentwurf erhält ein Preisgeld von 87.500 Euro, der zweite Platz von 52.500 Euro und der dritte Platz von 35.000 Euro.
Sämtliche Arbeiten sind noch bis zum 25. Juli im Foyer des Zoogesellschaftshauses, Alfred-Brehm-Platz 16, zu besichtigen. Geöffnet ist die Ausstellung dienstags bis sonntags von 11 bis 19 Uhr. Es gelten die vorgeschriebenen Hygiene- und Schutzmaßnahmen.