Das Team des Denkmalamtes präsentiert ein letztes Mal vor Ort die neusten archäologischen Funde und Befunde der Ausgrabung Nida
Die Ausgrabung in Zahlen
ffm. Die aktuelle Grabungskampagne in Nida startete im September 2021. Die ausgegrabene Gesamtfläche zum Stichtag 31. Juli beträgt 9000 Quadratmeter, davon wurden 3500 Quadratmeter in der aktuellen Kampagne seit 2021 ergraben.
Während der Altgrabung vor 2021 wurden 631 archäologische Befunde ausgegraben. In der aktuellen Kampagne kamen 1006 weitere archäologische Befunde hinzu – das bedeutet 1637 Gruben, Gräben, Mauerausbruchgräben und Pfosten.
Das Areal ist dabei ein Glücksfall für die Archäologie: Durch die vorherige überwiegend kellerlose Bebauung war das Areal weitestgehend ungestört, sieht man von Steinraub und Raubgrabungen ab.
Römer in Frankfurt
Hier in Heddernheim und bis in das anschließende Praunheim hinein erstreckt sich der römische Hauptort der Civitas Taunensium. Sein römischer Name Nida ist durch Inschriften gesichert und nimmt Bezug zum Nidda-Fluss.
Die zahlreichen römischen Befunde waren nicht alle zeitgleich durch die Römer in Nutzung, sondern lassen sich in drei Phasen der Besiedlung gliedern:
- Okkupationsphase: Als die Römer sich Hessen als Militärstützpunkt und römische Provinz erschlossen, machten sie im 1. Jahrhundert nach Christus auch in Frankfurt halt. Die aktuellen Ausgrabungen konnten die Nordost-Ecke eines bislang unbekannten römischen Lagers dokumentieren, das diese frühe römische Phase bestens abbildet.
- Phase der Besatzung: Die Okkupation ist abgeschlossen, die römischen Legionäre haben sich in Heddernheim in einem gut ausgebauten Steinkastell niedergelassen. Im Bereich des aktuellen Grabungsareals In der Römerstadt 126 befand sich das zugehörige Lagerdorf, in dem die Familien der Soldaten und Handwerksbetriebe angesiedelt waren. Dies zeigen hervorragend die drei unter dem Schutzdach befindlichen Töpferöfen.
- Stadtphase: Zu Beginn des 2. Jahrhunderts festigt sich die römische Herrschaft in der Provinz Germania Superior (Obergermanien) und die zivile Stadt Nida entsteht, sie besteht bis in das letzte Viertel des 3. Jahrhunderts nach Christus. Nida ist ein bedeutendes Verwaltungszentrum. Hier kann man alle Vorzüge römischen Lebens genießen: In der aktuellen Grabungsfläche zeugen davon Reste einer römischen Westtherme, das gut ausgebaute Straßennetz sowie zwei neu entdeckte römische Großgebäude.
Am 28. Juli präsentiert: Luxuriös warme Füße
Auch in der Provinz genoss man römischen Luxus. Im 500 Quadratmeter großen Großgebäude fand sich eine antike Fußbodenheizung in einem gut 14 Quadratmeter großen Raum. Sie funktioniert über einen unter dem Boden liegenden Hohlraum, der durch Heißluft erwärmt wird. Der Fußboden liegt auf Stützen, den sogenannten Hypokaustziegeln, von denen zwei Abdrücke im Estrich zeugen.
Archäologie als Schulprojekt
Die Ausgrabung der Grube im hinteren Flächenteil war das Archäologieprojekt 2023 der Schülerinnen und Schülern der Gewerblich-technischen Schulen der Stadt Offenbach am Main, mit denen seit Jahren eine enge Zusammenarbeit gepflegt wird.
Sie haben unter fachmännischer Anleitung einen Kreuzschnitt durch eine römische Grube angelegt. Die Grubenfüllung sind für die Archäologie Gold wert: Die Grube war mit Siedlungsmüll (Keramik, Knochen, Glas) verfüllt. Die Schüler waren nicht die ersten, die jemals den Spaten an dieser Grube ansetzten: Einige neuzeitliche Funde beweisen, dass die Grube bereits im 19. Jahrhundert schon einmal ausgegraben wurde. Von Raubgräbern, von Hobbywissenschaftlern, von Archäologen? Wir wissen es nicht. Sicher ist nur, dass sie rauchten, wie ein Pfeifenbruchstück belegt.
Der römische Brunnen
Im Profil ist die feingeschichtete Verfüllung des Brunnens zu erkennen. Der Brunnen war vermutlich mit Holz ausgesteift, das sich nicht erhalten hat. Der Brunnen datiert in die Phase der Besatzung, was auch daran zu erkennen ist, dass das Großgebäude Haus 1 darüber erbaut wurde.
Bronzezeit und Eisenzeit – lang vor den Römern in Heddernheim
Eine viel ältere Nutzung des Geländes bereits im 2./3. Jahrtausend vor Christus zeigte sich kurz vor Grabungsende durch eine spätbronzezeitlich-früheisenzeitliche Besiedlung. Eine Kegelstumpfgrube, in der typischerweise Getreide gelagert wurde, konnte dokumentiert werden. Darin lag noch ein großes Vorratsgefäß aus Keramik. Es ist schwarz, im oberen Bereich sehr gut geglättet und hat einen Zylinderhals.
In unmittelbarer Nachbarschaft dazu fanden sich sieben Pfostengruben eines Gebäudes, das ebenfalls älter als die römischen Befunde ist. Die Ausgrabung der Befunde ist gerade noch im Gange.
Tonnenweise Kulturgeschichte – ein Ausblick
Stolze 662 Fundkisten, das heißt in etwa zehn Tonnen Fundmaterial, wurden während der aktuellen Ausgrabungskampagne von 2021 bis 2023 geborgen.
Derart große Fundmengen sind typisch für römische Ausgrabungen. Wann immer die Witterung es zuließ, wurden die Funde bereits auf der Ausgrabung gewaschen, sodass bei Abschluss der Grabung bereits 30 Prozent aller Funde gewaschen sind. Daran schließt sich die Fundbearbeitung an: Alle Funde werden gesichtet, gezählt, dokumentiert. So sind präzise Datierungen und Analysen der antiken Nutzung des Areals möglich.
Die Fundbearbeitung hält sicher die ein oder andere Überraschung bereit, an der das Denkmalamt die Frankfurterinnen und Frankfurter auf den städtischen Social Media-Kanälen und in wissenschaftlichen Publikationen weiterhin teilhaben lässt.