Die Frankfurter Skyline ist in Deutschland wirklich einzigartig. Sie ist ein beliebtes Motiv bei Touristen, Einheimischen und immer öfter auch bei Filmschaffenden. In den kommenden Jahren wird sich die Skyline deutlich verändern, denn Frankfurt wächst – vor allem nach oben. Auf dem „Millennium Areal“ im Europaviertel wird der wohl höchste Wolkenkratzer Deutschlands entstehen. Das wurde jetzt im Rahmen der Entscheidung des international besetzten Realisierungswettbewerbs für das Hochhausensemble auf dem Areal bekannt gegeben. Das Preisgericht unter Vorsitz des Architekten Johann Eisele kürte den Entwurf des Frankfurter Architekturbüros Ferdinand Heide zum Sieger des Wettbewerbs. Der zweite Platz ging an das Architekturbüro Cobe aus Kopenhagen. Anerkennungen erhielten zudem die Büros David Chipperfield Architects (Berlin/London) und Schneider + Schumacher Architekten (Frankfurt).
Mit dem Abschluss des Realisierungswettbewerbs ist ein großer Schritt zur weiteren Entwicklung des „Millennium Areals“ getan. Entstehen soll hier ein gemischt genutztes Gebäudeensemble mit zwei unterschiedlich hohen Hochhäusern und einer Blockrandbebauung. Während im Blockrandgebäude und dem niedrigeren Hochhaus (Turm B) vorwiegend Wohnungen realisiert werden sollen, was auch für die Belebung des Viertels sorgt, ist für das höhere Hochhaus (Turm A) derzeit eine Mischung aus Büro- und gegebenenfalls Hotelnutzung vorgesehen. In Ergänzung dazu sollen in den Erdgeschossen sowie in den unteren Geschossen öffentliche Nutzungen wie Gastronomie, Einzelhandel, Dienstleistungen und eine Kindertagesstätte untergebracht werden, um so ein lebendiges und vielfältiges Gebäudeensemble zu schaffen.
Entwurf von Ferdinand Heide überzeugt in jeder Hinsicht
Der Sieger-Entwurf von Ferdinand Heide sieht die Errichtung eines rund 280 Meter hohen Büro- und Hotelturmes (Turm A), eines rund 157 Meter hohen Wohnturmes (Turm B) und eines Blockrandgebäudes in Holzhybridbauweise vor. Die zwei Türme werden dabei in sich verdreht, wodurch insbesondere im Turm A großzügige Terrassen und attraktive Vor- und Rücksprünge in der Gebäudekubatur entstehen. Durch den „Twist“ in den Türmen gelingt es dem Entwurf jedoch auch, die Abstände zwischen den Gebäuden zu erhöhen, was insbesondere der Belichtung der Wohnungen in Turm B zu Gute kommt und die energetische Ausbeute für in die Fassade integrierte Photovoltaik-Anlagen deutlich erhöht. Im Erdgeschoss sieht der Entwurf öffentliche Flächen mit einer hohen Aufenthaltsqualität vor.
Den krönenden Abschluss des Turm A findet der Entwurf in der Ausgestaltung einer für die Öffentlichkeit zugänglichen „Skyhall“, die sowohl als Veranstaltungsraum als auch als Aussichtsplattform nutzbar ist.
Johann Eisele, der Vorsitzende des Preisgerichts, sagt: „Der Entwurf von Ferdinand Heide für das Hochhausensemble überzeugte die Jury durch die gelungene städtebauliche Disposition der Baukörper, welche auch einen Bezug zum bestehenden Tower 185 herstellen. Der Entwurf weist eine gelungene Hierarchie der öffentlichen Räume und eine schlüssige Adressbildung für die verschiedenen Gebäudeteile und Nutzungen auf. Zudem verfügt er über eine spektakuläre Architektur: Das höchste Gebäude ist als in sich verdrehte Skulptur gestaltet. Der obere Abschluss dieses Turms ist prägnant ausformuliert und verleiht dem Gebäude eine markante, unverwechselbare Fernwirkung.“
„Das Wettbewerbsverfahren hat ein hervorragendes Ergebnis geliefert, das im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Nutzungsmischung überzeugt – sogar in einer der Turmspitzen. Dass von den insgesamt rund 500 Wohnungen 200 öffentlich gefördert sind, kommt der sozialen Durchmischung des gesamten Quartiers zugute. Ich freue mich besonders, dass mit Ferdinand Heide ein Architekt aus Frankfurt das Rennen gemacht hat. Seine beiden Hochhäuser werden hoffentlich schon bald das Hochhauscluster an der Messe städtebaulich ergänzen und mit ihrer architektonischen Ausstrahlung die Skyline bereichern“, ergänzt Planungdezernent Mike Josef.
Strenge Nachhaltigkeitsvorgaben bereits in der Auslobung des Wettbewerbs formuliert
Neben einer herausragenden architektonischen und städtebaulichen Qualität hatte CA Immo bereits in der Auslobung des Wettbewerbs höchste und ambitionierte Anforderungen an sowohl eine ressourcenschonende und klimafreundliche Realisierung als auch den künftigen Betrieb des Gebäudeensembles formuliert. Dazu gehört ein innovatives Energiekonzept, durch das ein Großteil der von den Gebäuden benötigten Energie regenerativ direkt im und am Gebäude erzeugt werden soll, etwa durch den Einsatz großflächiger Photovoltaikanlagen in den Fassaden der Hochhäuser und durch die Speicherung und Nutzung innerer Wärmequellen der Gebäude. Bei den zu verwendenden Baumaterialien wird Wert daraufgelegt, dass die Gewinnung und Verarbeitung anerkannten ökologischen und sozialen Standards entspricht. Sie sollen in möglichst geringem Maße „graue Energie“ binden, geringe Betriebsaufwendungen für die Reinigung und Instandhaltung verursachen, eine möglichst lange Lebensdauer aufweisen und in hohem Maße rückbau- und recyclingfähig sein. Zu allen Nachhaltigkeitsaspekten hatte CA Immo bereits umfangreiche Voruntersuchungen angestellt, deren Ergebnisse den Teilnehmern des Architekturwettbewerbs als Zielsetzung und konkrete Planungshinweise anhand gegeben wurden.
Zu all diesen Aspekten hat Ferdinand Heide in seinem Entwurf überzeugende Lösungsansätze aufgezeigt. Hierzu zählt etwa das Realisierungskonzept des Blockrandgebäudes in Holzhybridbauweise und ein innovatives Tragwerkskonzept für die Hochhäuser, durch das rund 20 Prozent weniger Beton und Stahl als bei herkömmlicher Bauweise benötigt werden. Auch die Anforderung, in die Fassade der Hochhäuser Photovoltaikanlagen zu implementieren, wurde gleichermaßen auf energetisch hocheffiziente und architektonisch überzeugende Weise gelöst. Rund 3500 Photovoltaikmodule an der Fassade und auf Dächern decken dabei bis zu 25 Prozent des Strombedarfs der Gebäude. Zudem wurde ein Energiekonzept entwickelt, welches etwa durch Nutzung von Geothermie (Erdwärme) und Wärmerückgewinnung einen hocheffizienten und ressourcenschonenden Betrieb der Gebäude sicherstellt.
Matthias Schmidt, Geschäftsführer CA Immo Deutschland und Leiter Projektentwicklung, sagt: „Unsere für den Wettbewerb formulierte Vision für das Ensemble war nicht nur Deutschland höchstes Bürogebäude zu entwickeln. Wir möchten hier ein Gebäude sehen, das sowohl architektonisch ein Ausrufezeichen setzt und künftig als neue Benchmark für nachhaltige Gebäudeentwicklung gilt. Diese Aufgabenstellung hat Ferdinand Heide wie kein anderes Büro im Wettbewerb in hervorragender Form gemeistert. Wir sind davon überzeugt, dass dieser ikonographische Entwurf dem zurecht hohen gestalterischen Anspruch an dieses Projekt gerecht wird. Gleichzeitig haben Ferdinand Heide und die Fachplaner aufgezeigt, wie sich durch innovative Konstruktionsprinzipien bereits in der Erstellung des Ensembles kostbare Rohstoffe schonen, die im Gebäude gebundene ‚graue‘ Energie einsparen und den CO2-Footprint reduzieren lassen. Die Flexibilität der Struktur sichert darüber hinaus eine langfristige Nutzungsdauer. Und auch für den Betrieb des Gebäudes wurde durch die maximale Nutzung von regenerativen Energien der CO2-Austoß erheblich reduziert. So sind für das Gebäudeensemble sowohl die Nutzung geothermischer Energie als auch die Eigenproduktion von Strom über umfangreiche Solarpanele in der Fassade vorgesehen.“
Der Baubeginn wird voraussichtlich nicht vor 2025/2026 erfolgen. Der genaue Zeitplan wurde von CA Immo noch nicht festgelegt und wird von einer Reihe von Faktoren abhängen, unter anderem vom Erhalt der Baugenehmigung, der Entscheidung über den endgültigen Nutzungsmix und einer zufriedenstellenden Marktnachfrage sowie Vorvermietungsquote.