(ffm) Die eleganten Fossas sind in Zoos nicht eben häufig vertreten. Im Katzendschungel des Frankfurter Zoos gibt es jetzt drei der nur noch seltenen Raubtiere aus Magadaskar zu sehen. Sissi und Bohara haben am 7. September ein Jungtier bekommen.
In Frankfurt leben sie im Katzendschungel und werden gelegentlich auch Frettkatzen genannt – dabei sind Fossas gar keine Katzen. Cryptoprocta ferox gehört zu den „Katzenartigen“ und ist das größte Raubtier Madagaskars. Die territorialen Einzelgänger bewohnen im Frankfurter Zoo außerhalb der Paarungszeit zwei getrennte Reviere, sprich Anlagen. Während der Paarungszeit verstehen sich die 2013 geborene Sissi und der 2009 geborene Bohara ausgesprochen gut. Das schöne Ergebnis: Am 7. September brachte das Weibchen ein Jungtier zu Welt – ihr erstes überhaupt.
Von Anfang an hat sich Sissi um das Kleine gekümmert und es gut versorgt. Dazu gehören auch Umzüge in verschiedene Höhlen. Dieses typische Verhalten zeigen Fossas auch im Zoo, wenn sie die Gelegenheit dazu haben. Der Ortswechsel etwa alle vier Wochen hilft dabei, die Belastung des Jungtiers durch Ektoparasiten möglichst gering zu halten.
Seit vier Jahren leben Sissi und Bohara zusammen im Zoo Frankfurt, doch erst jetzt hat es mit dem Nachwuchs geklappt. Der Grund dafür ist aller Wahrscheinlichkeit nach eine Umstellung des Tiermanagements. Während der Paarungszeit sind beide tagsüber zusammen, nachts werden sie getrennt. Um ihnen mehr Abwechslung zu bieten, wurden in der Vergangenheit die Anlagen für die Nachtstunden getauscht. Seit einigen Monaten bleiben Sissi und Bohara nachts in ihren angestammten Anlagen, in denen sie sich bestens auskennen. Bei den Fossas bestimmt das Weibchen den Paarungsplatz. Ein wichtiges Kriterium dabei: Es muss sich gut festhalten können, denn der Paarungsakt – der in der Regel auf einem Baum stattfindet – dauert sehr lange. Sissi hat in diesem Sommer für die Paarung ihren Lieblingsliegeplatz in ihrem vertrauten Revier gewählt. Und tatsächlich hat es funktioniert.
„Sowohl das Angebot mehrerer Höhlen als auch die Änderung des Gehege-Managements zeigen, wie wichtig es ist, Erkenntnisse über das natürliche Verhalten der Tiere zu gewinnen und auf den Zoo zu übertragen. Es sind oft kleine Veränderungen, die das Wohlbefinden steigern und – wie in diesem Beispiel – zu einer erfolgreichen Zucht bedrohter Tierarten führen“, erläutert Zoodirektor Miguel Casares.
Die letzte Fossa-Geburt konnte der Zoo Frankfurt im Jahr 1999 verkünden. Außer in Frankfurt wird die Art nur noch in drei weiteren Zoos in Deutschland gehalten.
Am Donnerstag, 8. November, wurde das Jungtier von Zootierärztin Nicole Schauerte untersucht. Das kleine Männchen ist gesund und quicklebendig und wiegt mit jetzt zwei Monaten 556 Gramm. Bei der Untersuchung erhielt das Jungtier auch seinen Chip – eine Art „Personalausweis“ mit allen wichtigen Daten.
Wie so oft, sind auch die Fossas in ihrem angestammten Verbreitungsgebiet durch die Aktivitäten der Menschen bedroht. Durch Zersiedlung und Umwandlung von Regen- und Trockenwäldern in Ackerland verlieren sie ihren Lebensraum. Die Weltnaturschutz-Organisation IUCN schätzt den Bestand ausgewachsener Tiere derzeit auf etwa 2600 Individuen.