Endlich ist es soweit: Ab Freitag (06.08.) können Besucherinnen und Besucher des Frankfurter Palmengartens das neue Blüten- und Schmetterlingshaus besuchen und dort die neue Dauerausstellung „Abgestaubt – von Blüten und ihren Besuchern“ erleben. Nachdem die Eröffnung mehrfach verschoben werden mussten, ist nun ein weiterer Höhepunkt im Jubiläumsjahr des Palmengartens erreicht.
Vor beinahe einem Jahr, genauer gesagt im Oktober 2020, begann bereits der Testbetrieb in dem rund 800 Quadratmater großen Glashaus-Ensemble: Die ersten Puppen wurden angeliefert, schlüpften, entfalteten sich und flogen alsbald zwischen den farbenprächtigen Blüten des Warmhauses umher. Alles noch vor den Augen der Palmengartengäste verborgen. Das ändert sich jetzt aber, denn ab Freitag können auch die Besucherinnen und Besucher des Palmengartens dieses kleiner Wunder erleben: An der Puppenstation lässt sich die Metamorphose eines Schmetterlings von der Puppe zum Falter beobachten, während man durch das Haus spaziert, kommt man Bananenfaltern, Weißen Baumnymphen, Himmels- und Atlasfaltern ganz nah.
Nur wenige Schritte weiter, im benachbarten Kalthaus, lädt die für das Blüten- und Schmetterlingshaus konzipierte Ausstellung „Abgestaubt – von Blüten und ihren Besuchern“ dazu ein, die Vielfalt der Insekten zu entdecken. Neben grundlegenden Informationen zum Thema Bestäubung und der Frage, was überhaupt alles in einer Blüte steckt, verdeutlicht die Schau die faszinierende Vielfalt, die sich im Laufe von vielen Millionen Jahren durch mannigfaltige Wechselbeziehungen zwischen Blüten und ihren Bestäubern entwickeln konnte. Warum fliegen die Bestäuber überhaupt so auf die Blüten? Wie sehen Insekten die Umwelt durch ihre Facettenaugen, wie sehen Blüten für sie aus? Diese und viele andere Fragen beantwortet die neue Ausstellung. Und dies nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch. Die Besucherinnen und Besucher können selbst den Hebelmechanismus einer Salbeiblüte auslösen oder ausprobieren, welcher Saugrüssel zu welcher Blüte passt. Im angrenzenden Workshop-Raum der Grünen Schule des Palmengartens kann das Erlernte und Erlebte weiterbearbeitet und das Thema Blütenbiologie vertieft werden.
Keine Frage: Mit der Eröffnung des Blüten- und Schmetterlingshauses ist der Palmengarten um eine wundervolle Attraktion reicher. In seinem Jubiläumsjahr hat der Palmengarten erstmals ein Leitthema für seine Vermittlungsarbeit und Programmgestaltung benannt, das er in den kommenden beiden Jahren mit Führungen, Digital- und Printformaten bespielen wird. Das Blüten- und Schmetterlingshaus ist Ausgangspunkt und Herzstück dieses ersten Leitthemas, das sich ausgiebig der „Blüten- und Bestäuberökologie“ widmet. Palmengarten-Direktorin Katja Heubach erklärt: „Unsere tropischen Schmetterlinge sind die Sympathieträger, mit denen wir die Aufmerksamkeit unserer Besucher*innen auf ein hochrelevantes Thema lenken wollen: den enormen Nutzen von Insekten für uns Menschen und gleichzeitig die Gefahr, in der sie sich befinden.“ In der Ausstellung „Abgestaubt – von Blüten und ihren Besuchern“ erfahren Palmengarten-Gäste, was der Bembel beziehungsweise sein Inhalt, der Apfelwein, mit der Biene zu tun hat und welche weiteren kulturellen und ökonomischen Leistungen Bestäuber für uns Menschen erbringen. Im Freiland und auch im benachbarten Botanischen Garten können sie beobachten, welches Insekt welche Blüte anfliegt und wie der Bestäubungsvorgang vor sich geht. Mit digitalen Angeboten können sie ihr Wissen zuhause und unterwegs vertiefen. „So werden Palmengarten und Botanischer Garten zu einem Modell-Lernort, der die Bedeutung der Bestäubung aus ökologischer und ökonomischer Sicht erklärt und verdeutlicht. Mit unserem sich durch alle Bereiche ziehenden Leitthema entsteht ein einzigartiges Bildungsangebot für sämtliche Zielgruppen – für Erwachsene und für Kinder vom Vorschulalter bis zum Schulabschluss. Das Leitthema wird uns bis mindestens Ende 2023 begleiten – viel Zeit also, sich mit diesem vielschichtigen Thema intensiv zu beschäftigen“, sagt Heubach.
Der Entwurf des Blüten- und Schmetterlingshauses, eine verzinkte, mit Isolierglas ausgefachte Stahlkonstruktion, stammt vom Architekturbüro Kissler + Effgen. Die unterschiedlich großen und hohen Gebäudeteile sind allesamt miteinander verbunden, weshalb das Gesamtvolumen kompakt bleibt und die Flächen der Außenhülle minimiert werden konnten. Durch die Auswahl verschiedener Verglasungsarten, Energieschirm- und Beschattungssystemen entstehen in Kombination mit den Beheizungs-, Bewässerungs- und Befeuchtungsanlagen im Inneren verschiedene Klimabereiche. Diese können hausweise an die Bedürfnisse der verschiedenen Pflanzenarten angepasst werden. Fügungsprinzip, Maßordnung und Technik der Glashäuser leiten sich von modernen Gewächshauskonstruktionen ab. Die Architektur nimmt sich zurück und rückt die Exponate in den Mittelpunkt: Blüten- und Schmetterlinge.
Die Kosten für den Neubau belaufen sich auf acht Millionen Euro. 2,5 Millionen Euro trägt die Stiftung Palmengarten und Botanischer Garten, 5,5 Millionen die Stadt Frankfurt. Von städtischer Seite begleitet das Amt für Bau und Immobilien (ABI) das Bauvorhaben während aller Projektphasen – von der Vorbereitung und der Auslobung des Wettbewerbes bis hin zur Betreuung aller Gewerke.