Das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt hat rechtzeitig zum Start in die Sommerferien ein neues Dauerausstellungs-Highlight eröffnet: Das „Korallenriff“. Im Rahmen des modularen Umbauprojekts „Neues Senckenberg Museum Frankfurt“ ist eine faszinierende Darstellung dieses artenreichen und produktiven Ökosystems gelungen, das nicht nur toll anzusehen ist, sondern auch deutlich macht, welche Bedeutung Korallenriffs für die im Meer lebende Tierwelt wie auch für unser gesamtes Ökosystem haben.
Zentral in der Mitte des Raumes befindet sich das Hauptobjekt der Ausstellung – die Lebensraumdarstellung eines indonesischen Korallenriffs bei Tag und bei Nacht. In der sechs Meter breiten, drei Meter langen und bis zu 3,3 Meter hohen Nachbildung sind rund 3.000 Individuen zu entdecken: Von einer Karettschildkröte mit Putzerfischen in einer Putzerstation, über Haie bei der Jagd bis hin zu einem Kokosnussoktopus in einer Muschel. Es werden auch symbiotische Beziehungen dargestellt, wie etwa das winzige Pygmäen-Seepferdchen, das in den Korallenfächern einer Weichkoralle, einer Gorgonie lebt. Und neben dem Riff schwebt ein 1:1-Modell eines Riffmantas. Er scheint zum Sturzflug anzusetzen um sich das Plankton aus dem nährstoffreichen Wasser am Riffhang zu fangen. Hier gibt es für die Besucherinnen und Besucher wirklich eine ganze Menge zu entdecken. Kurator Philipe Havlik beschreibt es perfekt, wenn er diese Lebensraumdarstellung mit einem großen Wimmelbild vergleicht, das viele verschiedene Geschichten zu erzählen hat.
Ergänzend dazu geben Interviews mit Akteur*innen aus Europa und aus dem pazifischen Raum Einblicke in dortige Lebenswelten und in den Umgang mit dem Ökosystem Riff. „Es war uns wichtig, diesen Lebensraum in all seinen Facetten darzustellen“, sagt Museumsdirektorin Dr. Brigitte Franzen. „Dazu gehören die tierische und die menschliche Lebenswelt als zwei untrennbare Sphären. Wir ermöglichen unseren Besucher*innen mitten in Frankfurt einen wichtigen und bedrohten Teil der Erde zu entdecken, der nicht so einfach zugänglich ist – wir laden ein, wortwörtlich in unseren Ausstellungsraum „einzutauchen“, das Ökosystem Korallenriff zu erleben und die sozial-ökologischen Zusammenhänge zu verstehen“, so Franzen. „Die Ausstellung weist den Weg, wie wir das Neue Museum verstehen und weiterentwickeln werden.“
Die Gestaltung des Raumes geht auf die verschiedenen dargestellten Ebenen ein: Bänke laden zum Verweilen ein, ein Beamer projiziert Fakten rund um das Ökosystem an die Decke, an einer interaktiven Station können Besucherinnen und Besucher testen, was mit einem Riff geschieht, wenn sich die Wassertemperatur erhöht, Mediastationen ermöglichen Begegnungen mit Riff-Akteurinnen und -Akteuren.
Die Zoologische Präparatorin Hildegard Enting hat gemeinsam mit ihrem Team bestehend aus Kay Weber, Anna Frenkel, Sylva Scheer und Ute Raudonat über drei Jahre das Riff erarbeitet, Modelle gebaut, vorhandenes Material koloriert und aufgearbeitet. „Für uns war die enge Zusammenarbeit mit unseren Wissenschaftler*innen sehr wichtig“, erklärt Enting. „Wir haben uns bei den jeweiligen Expert*innen von Senckenberg und vom ZMT über die unterschiedlichen Arten informiert und mit ihnen unsere Modelle kritisch besprochen – zum Teil bis ins kleinste Detail, obwohl wir wissen, dass diese Feinheiten in der Ausstellung später kaum zu sehen sein werden. Wir hatten immer den Anspruch, dass die Objekte realistisch und auch aus Sicht der Forschenden korrekt sind“, erklärt Enting.
Die neue Dauerausstellung „Korallenriff“ ist ein kleines Tor in einen wirklich faszinierenden Lebensraum. Es gelingt sehr gut, nicht nur visuell zu beeindrucken, sondern auch, wichtige Informationen zu vermitteln. Keine Frage: Der Besuch im Senckenberg Naturmuseum ist dadurch noch lohnenswerter geworden.
Kombitickets: 12 Euro für Erwachsene, 6 Euro für Kinder und Jugendliche (6 bis 15 Jahre) sowie 30 Euro für Familien (2 Erwachsene und bis zu 3 Kinder).
Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 9 – 17 Uhr, Mi 9 – 20 Uhr, Sa, So und Feiertage 9 – 18 Uhr.