Der Lockdown geht mir, wie wahrscheinlich Euch allen, so langsam gehörig auf die Nerven. Ich vermisse einfach den normalen Alltag, die Treffen mit Freunden, das kulturelle Leben und die Möglichkeiten, irgendwo in der Stadt lecker essen zu gehen. Aber das wird alles wieder kommen und bis dahin ist eben auch ein wenig Kreativität angesagt, um immer mal wieder dem Lockdown-Alltag zu entfliehen und auf andere Gedanken zu kommen. Dabei bin ich auf ein Thema gestoßen, das mir ein bekannter schon vor über einem Jahr einmal ans Herz gelegt hatte: Geocaching! Diese Art der Schnitzeljagd hat mich bislang nicht wirklich gereizt, doch die Idee, Frankfurt mal auf diese Art zu entdecken, fand ich nicht nur angesichts der Tatsache, dass mir zuhause die Decke auf den Kopf fällt, sehr reizvoll.
Ich behaupte mal von mir, dass ich Frankfurt ganz gut kenne. Ich bin hier aufgewachsen, habe schon in verschiedenen Stadtteilen gelebt und habe bei meiner Arbeit für Frankfurt-Tipp viele spannende Orte kennengelernt. Trotzdem weiß ich, dass ich längst noch nicht alles über die Stadt weiß und dass sich selbst an Stellen, die ich gefühlt schon tausendmal passiert habe, noch so manche Überraschung versteckt. Und genau das macht das Geocaching in (und um) Frankfurt so spannend. Aber dazu später mehr – bevor ich mich in der City selbst auf die Suche nach Caches begebe, muss ich mich natürlich erst einmal ein wenig mit dem Konzept vertraut machen und herausfinden, wie diese moderne Schnitzeljagd überhaupt funktioniert.
Kniffelige Rätsel und echte Schätze
Auf der Seite https://www.geocaching.com/ habe ich alles gefunden, was ich für meine erste Tour wissen muss. Die Registrierung, bei der lediglich ein Nutzername und ein Passwort angegeben werden muss, ist blitzschnell erledigt (zumindest dann, wenn man zunächst nur den Basic-Level auswählt, was für den Anfang völlig ausreicht. Das Upgrade zum Premium-Mitglied schaltet dann sehr viel mehr Caches und Funktionen frei, ist dementsprechend aber auch nicht kostenfrei). Dann noch die einführenden Infos gelesen, die App runtergeladen und schon kann es losgehen.
Mein erster Testlauf startet mit Unterstützung eines erfahrenen Geocachers an einem trüben Januarsonntag in einem Waldstück nahe des Frankfurter Flughafens. Diesen Ort haben wir ausgewählt, weil wir ihn schnell mit dem Rad erreichen können und weil der Cache von seiner Größe her relativ leicht zu finden ist. Und tatsächlich: Mit Hilfe des GPS-Signals und aufmerksamen Suchen wurden wir schon nach wenigen Minuten fündig. In der Box haben wir neben einem Logbuch auch noch viele kleine Schätze in Form von Figuren und sogar einer Cap gefunden. Natürlich haben auch wir ein kleines Mitbringsel in der Box gelassen, über das sich vielleicht der nächste Finder freut.
So, nach diesem Test bin ich für die Geocaching-Tour durch die City gerüstet. Wir starten mit einem Multi-Cache: Um den Weg zum „Final“ zu finden, gilt es an verschiedenen Stationen Rätsel zu lösen, aus denen sich dann die Koordinaten ergeben. Diese Schnitzeljagd führt uns zu einem Ort, den ich schon für einen anderen Blogeintrag vor einigen Wochen aufgesucht habe: Eine bunt bemalte Hausfassade in der Bleichstraße. Das Wandgemälde ist die letzte Station des Multi-Caches. Zum Glück hatte ich auch hier wieder den Profi an meiner Seite, der mit geschultem Blick die Rätsel gelöst, die richtigen Koordinaten herausgefunden und uns somit an den richtigen Ort geführt hat. Nach diesem erfolgreichen Einstand habe ich Blut geleckt und daher machen wir uns auf den Weg, um noch ein paar weitere Caches in der Innenstadt zu finden.
Bekannte Orte neu betrachten
Was mich schon nach weiteren Stationen wie dem Römer, der Kleinmarkthalle (wo wir Fotos für ein späteren „Found-Log“ machen sollen) oder der Alten Brücke fasziniert, ist die Tatsache, dass man auch Orte, die einem eigentlich bestens bekannt sind, mal mit ganz anderen Augen betrachten muss. Denn oft geht es nicht um das große Ganze, sondern um mitunter kleinste Details. Man muss sich die Orte ganz genau anschauen, mal einen anderen Blickwinkel einnehmen, um die Caches zu finden. Gerade dann, wenn es gilt, einen Nano- oder Micro-Cache zu finden, besondere Fotos zu machen oder ein Rätsel zu lösen, muss man sich von gewohnten Betrachtungsweisen verabschieden. Wichtig dabei ist es auch, so unauffällig wie möglich zu bleiben – sowohl beim Suchen, als auch beim Zurücklegen der gefundenen Caches. Denn Geocache-Verstecke sollen natürlich geheim bleiben, damit die Caches nicht mitgenommen oder kaputt gemacht werden.
Ebenfalls überzeugt hat mich, dass man ganz unterschiedliche Touren unternehmen kann. Man kann Caches in den Straßen der Stadt und an bekannten Plätzen ebenso suchen, wie in Parks oder im Stadtwald. Geocaching eignet sich also sowohl für einen Stadtspaziergang, wie für eine Tour ins Grüne. Man kann sich alleine auf die Suche nach Caches begeben, zu Zweit oder – wenn das wieder möglich ist – auch in größeren Gruppe. Man kann traditionelle Caches suchen oder Rätsel und Geheimnisse lösen. Kurzum: Mit Geocaching könnt Ihr die vielen verschiedenen Facetten von Frankfurt mal auf ganz andere Art entdecken. Ein schöner Zeitvertreib, der ein wenig Abwechslung in den nächsten Lockdown-Spaziergang bringt.
Was Ihr braucht:
Ganz wichtig ist natürlich ein GPS-Empfänger. Ihr könnt auch Euer Smartphone oder Tablet nehmen. Für längere, herausfordernde Touren sind aber spezielle GPS-Geräte zu empfehlen – schon alleine aufgrund der Akku-Laufzeit.
Ebenso benötigt Ihr die Geocaching-App (mehr Infos dazu findet Ihr auf: https://www.geocaching.com/)
Und dann ist natürlich noch ein scharfer Blick und eine gute Kombinationsgabe gefragt.
Versucht es doch auch mal! Ich wünsche Euch viel Spaß!
Ein Beitrag von Sebastian Betzold